Ich habe letzte Woche den 9. Österreichischen Gesundheitswirtschaftskongress in Wien besucht. Er hat im schönen Savoyen Trendhotel in Wien stattgefunden, in der Nähe vom Rennweg. Als ich die Einladung zum Kongress erhalten habe, wusste ich noch nicht, was mich erwarten wird und dass dieser Kongress ein Zusammentreffen aller wichtiger Führungskräfte und Entscheidungsträger aus dem österreichischen und deutschen Gesundheitswesen ist.
Gesundheit und Wirtschaft – wie passt das zusammen?
Gerade diese (notwendige) Kombination aus Wirtschaft und Gesundheit ist gar nicht so einfach – es gibt stets etwas zu diskutieren. In meiner Ausbildung habe ich bereits eine gute Zusammenfassung der Gesundheitsökonomie bekommen: Es gibt immer mehr Bedarf und immer weniger Ressourcen.
Mit diesem Problem muss umgegangen werden, es müssen Entscheidungen FÜR bestimmte Bereiche getroffen werden, die sich gleichzeitig auch immer GEGEN andere wichtige Themen richten. Irgendjemand bleibt immer übrig, der unzufrieden ist. Damit umzugehen und einen ganzheitlichen Blick auf die Dinge zu behalten ist nicht einfach.
Hinzu kommen neue Technologien und die Digitalisierung. Dies waren die Hauptthemen des diesjährigen Kongresses – er wurde sogar von dem sympathischen Roboter NAO besucht, der ein paar Worte an das Publikum gerichtet hat.
Ich kann diesen Kongress jedem empfehlen, der sich für die Gesundheitswirtschaft interessiert. Im Zuge meiner Public Health Ausbildung besuche ich demnächst einige Kongresse; Kolleginnen und Kollegen aus diesem Bereich kann ich den Kongress auch ans Herz legen, denn jeder, der im Gesundheitswesen tätig ist, sollte sich im Klaren darüber sein, wie schwierig es ist, Entscheidungen zu treffen, Gelder zu verteilen oder Gesetzesentwürfe zur Zufriedenheit aller zu beschließen. Natürlich ist der Kongress auch ein guter Ort zum Netzwerken, wenn man in dieser Branche tätig sein möchte. Der nächste Gesundheitswirtschaftskongress findet im September 2017 in Hamburg statt.
Ich möchte euch nun von den fünf Dingen erzählen, die ich bei diesem Kongress gelernt habe:
1) Die Entwicklung neuer Technologien findet nicht in der Zukunft statt, sondern genau jetzt.
Unbemerkt, hinter den Kulissen – natürlich hat nicht jeder Zugang zu dieser Forschung. Doch es werden zahlreiche Technologien entwickelt, die laut den Experten sogar schon in drei Jahren auf den Markt kommen könnten. Diskutiert wurden die verschiedensten Entwicklungen: 3D Drucker, die während Operationen Organe drucken, klitzekleine Datenträger, die keinen Stromanschluss benötigen und viele Daten speichern können, Roboter, die bei der Diagnosestellung helfen können oder digitale Programme im Internet oder durch eine Telefon Hotline, die sogar die Notfallmedizin unterstützen sollen.
Es wurde betont, dass viele Wandlungen zu erwarten sind und dass es von Vorteil wäre, sich daran zu beteiligen, um nicht vom Fortschritt überholt zu werden.
Natürlich muss der Einsatz moderner Technologien stets unter ethischen Richtlinien diskutiert werden.
2) Das Internet zu nutzen verbessert den Gesamteindruck.
Da ich neben meiner Tätigkeit als Projektmanagerin auch Bloggerin bin, haben mir die Beiträge zum Thema „Mit Kommunikation zum Erfolg: Digitalisierung eröffnet Chancen“ besonders gut gefallen. In den Vorträgen zu diesem Themenbereich wurde hervorgehoben, dass ein guter Webauftritt heutzutage zu Gesundheitseinrichtungen dazugehören sollte und es hier noch deutliche Qualitätsunterschiede gibt. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass im Prinzip jeder im Internet über Gesundheit schreiben darf und aus diesem Grund Richtlinien beziehungsweise ein Kodex besonders wichtig sind – es wurden Kriterien aufgezählt, welche die Seriosität einer Seite ausmachen und auf keinen Fall fehlen dürfen – ich war froh zu hören, dass ich die entscheidenden Richtlinien auf meinen Blog befolge.
3) Prävention darf nicht vernachlässigt werden.
Das bedeutet, es sollte mehr in der Vorbeugung von Krankheiten und nicht nur in die Behandlung von diesen investiert werden. Je mehr gesunde Lebensjahre die Menschen gewinnen (durch diverse gesundheitsfördernde Maßnahmen), desto besser für alle und desto weniger belastend für das Gesundheitssystem.
4) Persönliche Geschichten zählen.
Was ich als Psychologin besonders schön fand war, dass die fachlichen Diskussionen immer wieder aufgeweicht wurden – durch kurze Erzählungen der Experten darüber, welche Erfahrungen sie selbst, Verwandte oder Freunde im österreichischen Gesundheitssystem gemacht haben. Es waren auch einige Ärzte anwesend, die von den Hindernissen in ihrer praktischen Tätigkeit erzählt haben.
Diese persönlichen Erfahrungen sind sehr viel wert, machen Diskussionen menschlicher, verstärken das Verständnis in Streitsituationen und sollten bei Entscheidungen immer im Hinterkopf behalten werden.
5) Ausrichtung an den Bedürfnissen der Patienten.
Theorie und Planung sind die eine Seite, doch Betroffene und Erfahrungen können viel hilfreichen Input geben und darauf hinweisen, wo noch Probleme vorherrschen. Ich fand es schön, dass dies die Grundhaltung am Kongress war. Alle neuen Technologien sollen die Arbeit erleichtern, den Betroffenen aber auch den Zugang zur medizinischen Versorgung leichter machen. Patienten sollen dadurch mehr oder bessere Unterstützungsmöglichkeiten erhalten.
Wie läuft so ein Kongress ab?
Zum Abschluss möchte ich euch noch erzählen, wie ein solcher Kongress abläuft. Nach meiner Ankunft im Hotel meldete ich mich am Empfang an und erhielt eine Mappe mit allen wichtigen Informationen zum Kongress.
In der Eingangshalle waren viele Institutionen und Firmen vor Ort, die ihre Projekte und Produkte vorgestellt haben. Man konnte gemütlich durch die Halle schlendern, sich alles anschauen und mit interessanten Menschen ins Gespräch kommen. Natürlich gab es auch einen großen Tisch mit kalten und warmen Getränken zur freien Entnahme.
Zuallererst wurden um 10:00 Uhr alle Teilnehmer in einem großen Saal begrüßt und zwar vom Organisator Prof. Lohmann, von der Vorsitzenden des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger Mag. Rabmer-Koller und von Dr. Gleitsmann, dem Geschäftsführer der Plattform Gesundheitswirtschaft aus der österreichischen Wirtschaftskammer. Danach folge ein Impulsvortrag von Staatssekretär Dr. Mahrer (Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft).
Anschließend fand die erste große Podiumsdiskussion zum Thema „Die Digitalisierung revolutioniert die Welt: Ist jetzt die Medizin dran?“ statt.
Daraufhin gab es eine Preisverleihung für den „Health Research Award 2017“.
Ab 12:30 gab es die Möglichkeit, Mittag zu essen, zu networken und sich alle Aussteller in Ruhe anzusehen. Natürlich ist es bei Kongressen auch möglich, sich ein wenig zurückzuziehen oder spazieren zu gehen, um Kraft und Konzentration für den Nachmittag zu sammeln.
Um 13:45 begannen vier Parallelvorträge und Diskussionsrunden (es war nicht so leicht, sich für ein Thema zu entscheiden). Diese wurden von halbstündigen Kaffeepausen unterbrochen, dauerten ansonsten bis 18:45. Themen der Nachmittagsvorträge waren:
- Patienten erwarten hervorragende Betreuung: Pflege ist systemrelevant
- Bauchladen hat ausgedient: Spezialisierung in Zentren
- Kerngeschäft ist Medizin: Know How von Spezialisten nutzen
- Akut ist nicht alles: Reha vor Renaissance
- Öffentlich, kirchlich oder privat: Gleicher Preis für gleiche Leistung
- Im Interesse des Patienten: Gemeinsam für ganzheitliche Prozesse
- Veränderung tut Not: Aber wie?
- Das Ende der Bürokratie: Krankenkassen als Gestalter
- Ambulante Medizin im Umbruch: Behandlung nur gegen Bares?
- Mit Kommunikation zum Erfolg: Digitalisierung eröffnet Chancen
- Alte Besen kehren schlecht: Neue Mitarbeiter braucht das Spital
Ich hoffe, ich konnte mit dieser Beschreibung Personen, die Scheu davor haben, Kongresse zu besuchen, diese ein bisschen nehmen.
Im Prinzip geht es um Vernetzung und Informationssammlung.
Doch es liegt in der eigenen Hand, ob man mehr zuhören, viel networken oder zwischendurch spazieren gehen möchte, um alle Eindrücke zu verarbeiten.
An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die Einladung zu diesem Kongress an Herrn Prof. Lohmann beziehungsweise die Kongressveranstalter.
Habt ihr noch Fragen zum Kongress?
Welchen Kongress habt ihr zuletzt besucht?
Kennt ihr weitere spannende Kongresse, die ihr empfehlen könnt?
Ich freue mich über Kommentare.
Hallo liebe Moni,
echt spannende Themen, die du hier anschneidest. Verfolge gerne deine Berichte über Public Health und bin neugierig, was da so alles aus deiner Sicht zu erzählen geben wird aus der Gesundheitsbranche… 😉 Gerade was die Verbindung von Technologisierung und einem menschlichen Umgang mit allen Beteiligten betrift (nicht nur viele Patienten haben es oft etwas schwer mit ihren emotionalen Bedürfnissen wahrgenommen zu werden)…
LG
Lukas