Ich schreibe derzeit an ein paar persönlichen Erfahrungsberichten für euch: Meine Eindrücke aus Mexiko, Tipps für Gesundheit auf Fernreisen beziehungsweise Tropenreisen, Buchrezensionen zu den Themen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Hochsensibilität und zu einem neuen Spiel, das die Menschen wieder mehr zusammenbringen soll.
Ich habe mich aber dafür entschieden, ein Thema vorzuziehen, welches ich auf meinem Blog nicht mehr aktiv behandle, da ich in der Vergangenheit sehr viele Lesernachrichten dazu erhalten habe und keine individuellen Beratungen erteilen kann. Da es so viele von euch interessiert und betrifft, möchte ich euch natürlich aktuelle, hochwertige Informationen aus dem Gebiet „sicheres Absetzen von Psychopharmaka“ beziehungsweise dem „Absetzsyndrom“ nicht vorenthalten.
Das Konsil für evidenzbasierte Psychiatrie hat Anfang März 2018 einen Beitrag herausgegeben, den ich euch nun übersetzen möchte.
Vorab möchte ich alle Personen, die unter Absetzbeschwerden leiden, auf diese neue englischsprachige Informationssammlung hinweisen: Inner Compass Initiative sowie auf den deutschsprachigen Blog eines Betroffenen: Raus aus der Psychopharmaka-Falle durch die Heilkraft der buddhistischen Psychologie.
Weitere Unterstützungsmöglichkeiten findet ihr in der Kategorie „Psychopharmaka (Archiv)“.
Patienten, Forscher und Psychiater beschweren sich über falsche Informationen zur Sicherheit von Antidepressiva
Es wurde eine offizielle Beschwerde eingereicht, in welcher es darum geht, die Öffentlichkeit nicht korrekt über die Sicherheit von Antidepressiva aufzuklären. Diese Beschwerde richtet sich gegen den Präsidenten des „Royal College of Psychiatrists“, Professor Wendy Burn, sowie den Vorstand des psychopharmakologischen Komitees, Professor David Baldwin. In einem Brief an die Medien (The Times) von Februar 2018 wurde folgende Behauptung aufgestellt: „Alle unangenehmen Symptome, die beim Absetzen/Ausschleichen von Antidepressiva auftreten, verschwinden bei den meisten Patienten innerhalb von zwei Wochen wieder.“
Die Beschwerde wurde von 30 Personen unterzeichnet, darunter 10 Psychiater und 10 Personen, die unter Absetzsymptomen nach dem Ausschleichen von Antidepressiva gelitten haben – und zwar für einen Zeitraum von elf Monaten bis hin zu zehn Jahren.
Diese Fehlinformation kann gravierende Konsequenzen für die Bevölkerung haben. Betroffene könnten glauben, dass das Absetzen von Antidepressiva problemlos und schnell möglich ist und könnten dies ohne Unterstützung ihres Behandlers oder der Hilfe ihrer Familie probieren. Solche fehlerhaften Informationen werfen ein schlechtes Licht auf alle Experten, die im Gebiet der psychischen Gesundheit arbeiten.
Der Beschwerde sind zahlreiche wissenschaftliche Forschungsergebnisse beigefügt, die dokumentieren, dass Absetzsymptome oft viel länger als zwei Wochen anhalten. Darin ist auch eine aktuelle Befragung von 800 Personen enthalten, die Antidepressiva einnehmen, in welcher die Mehrheit (63%) von Problemen nach dem Absetzen berichtet, welche mindestens sechs Wochen angehalten haben. Ein Viertel der Befragten gab an, länger als 12 Wochen unter massiver Ängstlichkeit gelitten zu haben.
Professor Sami Timimi, Psychiaterin und Mitglied des Konsils für evidenzbasierte Psychiatrie kommentiert: „Es ist eine Schande, dass offizielle Stellen, die meine Profession vertreten, solch gefährliche und irreführende Aussagen treffen und nicht auf evidenzbasierte Informationen setzen.“
Professor John Read von der Universität London meint dazu: „Es ist unethisch, Probleme, die Menschen beim Absetzen dieser Medikamente erfahren können, zu verharmlosen. Man darf nicht vergessen, dass von Pharmafirmen finanzierte Studien anfällig für diverse „bias“ sind.“
Ein weiterer Unterzeichner der eingereichten Beschwerde, James Moore, fügt hinzu: „Ich leide nun seit gut einem Jahr an Absetzbeschwerden. Leider wurde ich vorab nicht vor diesen potentiellen Schwierigkeiten gewarnt. Es war schockierend für mich herauszufinden, wie wenig Unterstützung man mit diesem Problem im Gesundheitswesen bekommt. Leider weiß ich auch, dass ich mit diesem Problem nicht alleine bin.“
Hier findest du ein Audio zu diesem Beitrag (englisch).
Liebe Moni,
vielen Dank für den Beitrag, werde ich gleich in meinem Blog teilen. Als Betroffener und Mitglied im ADFD habe ich mich in den letzten Monaten sehr intensiv mit den beiden führenden Selbsthilfe-Organisationen für Menschen mit Depressionen in Deutschland auseinandergesetzt, der „Stiftung Deutsche Depressionshilfe“ und deren 1. Vorsitzender Ulrich Hegerl, sowie dem bekannten Comedian, Autor, Arzt und Tv-Experten Eckart von Hirschhausen, Mitglied im Stiftungsrat und der „Deutsche Depressionsliga e.V.“ und deren stellvertretenden Vorsitzenden Herrn Voigt.
Beide Organisationen deklarieren sich als gemeinnützige Organisationen, die für sich in Anspruch nehmen die Interessen ALLER Menschen mit Depressionen in der Öffentlichkeit zu vertreten. Leider warnen beide Organisationen in ihren Publikationen nicht vor den Risiken und Nebenwirkungen moderner Antidepressiva, obwohl sie diese zur Behandlung von Depressionen als gut wirksam, nicht abhängig machend und nebenwirkungsarm bezeichnen. Beide leugnen die Studien zum Placeboeffekt bei modernen Antidepressiva, der laut den Studien von Jay Fournier bzw. Irving Kirsch zwischen 75 und 83% liegt. Beide Organisationen behaupten sich an die Leitlinien zur Behandlung von Depressionen der DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde) zu halten, was sie nicht tun, da selbst diese den Placeboeffekt mit 50% angibt und aussagt, dass moderne Antidepressiva nur bei jedem zweiten wirken.
Ich habe mehrere Beiträge publiziert, um einen Dialog zwischen Betroffenen (ADFD) und Herrn Hegerl gebeten. Inzwischen steht für uns vom ADFD fest, das beide Organisationen Lobbyorganisationen der Pharmaindustrie sind. Die Studien von Fournier und Kirsch werden systematisch geleugnet, ebenfalls die Betroffenen, die schlimme Erfahrungen mit der Einnahme und /oder dem Absetzen von modernen Antidepressiva gemacht haben. Ich musste sogar die Erfahrung machen, dass kritische Kommentare meinerseits auf der Facebookseite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe gelöscht wurden, ja sogar mein offizielles Profil meines Blogs gesperrt wurde. Ich habe mich daraufhin beschwert und die Kommentare wieder mit meinem privaten Profil eingestellt und der Stiftung mitgeteilt, dass ich Screenshots davon angefertigt habe und ihnen diese zugesendet, zum Beweis, das sollten sie die Kommentare wieder löschen und auch mein privates Profil sperren, ich das nachweisen könne. Das hat sie gar nicht interessiert, auch mein privates Profil wurde gesperrt.
Ich habe Herrn von Hirschhausen angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten, bisher trotz mehrmaligen nachfragens, keine Antwort erhalten. Jetzt habe ich Journalisten von Zeit Online angeschrieben, die schon öfters kritisch über die Stiftung und Herrn Hegerls Verbindungen zur Pharmaindustrie berichtet hatten.
Ich will Dir damit nur zeigen, dass es unmöglich ist in Deutschland und vermutlich auch bei Dir in Österreich eine breite Öffentlichkeit auf die Problematik aufmerksam zu machen, so wie dies in Großbritannien und den USA geschieht, durch Mad in America, David Healy, Peter Breggin und viele mehr.
Ich setze etwas Hoffnung in die von der Charite Berlin durchgeführte Antidepressiva-Absetzstudie (AIDA) unter Leitung von Prof. Henrik Walter, eine Langzeitstudie, die klären soll, ob man zwischen Absetzsymptomen und Rückkehr von Krankheitssymptomen unterscheiden kann, wann moderne Antidepressiva abgesetzt werden können bzw. sollten vor allem unter dem Gesichtspunkt der Langzeitanwendung, da bisherige Studie so Walter nicht länger als ein halbes Jahr laufen würden.
Das ADFD kann leider nicht die Arbeit leisten, die wir uns alle vorstellen und wünschen würden, wie z.B. die von Organisationen in den USA und Großbritannien. Das liegt daran, dass alle selbst einen oder mehrere Psychopharmakaentzüge machen, während sie sich, wie ich gleichzeitig noch im ADFD engagieren. Für Öffentlichkeitsarbeit oder den Aufbau einer Plattform fehlt schlicht die Kraft. Einzig depression-heute.de von Peter Ansari stemmt sich gegen die Pharmalobby und ihre Marionetten, die beiden Selbsthilfe-Organisationen, die für mich nicht die Interessen ALLER Menschen mit Depressionen in der Öffentlichkeit vertreten, wenn sie nicht über Risiken und Nebenwirkungen moderner Antidepressiva in ihren Publikationen aufklären und diejenigen ignorieren, die schlimme Erfahrungen mit der Einnahme/Absetzen von modernen Antidepressiva gemacht haben.
Die beiden Selbsthilfe-Organisationen haben einen zu großen Einfluss und zu viel Macht, als das ich die Hoffnung habe, das sich dort je etwas ändern wird. Ich komme mir vor wie David gegen Goliath und statt meine Energie weiterhin sinnlos in einen Dialog mit diesen sogenannten „Selbsthilfe-Organisationen“ zu investieren, helfe ich lieber Betroffenen im kleinen und kläre so gut es geht auf und stelle Informationen zum Thema bereit.
Nachfolgend alle Beiträge über die beiden Selbsthilfe-Organisationen. Besonders im ersten Beitrag und dem Dialog zwischen mir und Herrn Hegerl, wird dessen Geringschätzung und Ignoranz deutlich:
Dialog zwischen Herrn Hegerl und mir:
https://die-psychopharmaka-falle.de/die-selbsthilfe-organisation-stiftung-deutsche-depressionshilfe-verschweigt-auf-ihrer-website-die-risiken-und-nebenwirkungen-durch-ssri-antidepressiva/
Dialog zwischen Herrn Voigt und mir, der mir versprach, mein Anliegen einzubringen:
https://die-psychopharmaka-falle.de/die-deutsche-depressionsliga-e-v-warnt-in-ihrer-aktuellen-broschuere-nicht-vor-den-risiken-und-nebenwirkungen-bei-der-behandlung-von-depressionen-mit-modernen-antideprssiva/
Angebot zum offenen Dialog zwischen Betroffenen und der Stiftung an Herrn Hegerl (bisher keine Antwort)
https://die-psychopharmaka-falle.de/bruecken-bauen-statt-graeben-ziehen-offener-brief-an-die-stiftung-deutsche-depressionshilfe/
Schreiben an Eckart von Hirschhausen bzgl. seiner Tätigkeit für die Stiftung Deutsche Depressionshilfe (bisher unbeantwortet):
https://die-psychopharmaka-falle.de/schreiben-an-dr-eckart-von-hirschhausen-mitglied-im-stiftungsrat-der-stiftung-deutsche-depressionshilfe-die-risiken-nebenwirkungen-und-abhaengigkeitspotenzial-von-antidepressiva-verschweigt/
Protestbrief an die Stiftung Deutsche Depressionshilfe:
https://die-psychopharmaka-falle.de/protestbrief-an-die-stiftung-deutsche-depressionshilfe-bzgl-deren-verharmlosung-moderner-antidepressiva-in-der-oeffentlichkeit/
Bitte um Stellungnahme bzgl. der Löschung von kritischen Kommentaren auf der Facebookseite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe (bisher keine Antwort, meine Accounts sind gesperrt, sodass ich dort gar keine Kommentare mehr schreiben kann (bisher keine Antwort)
https://die-psychopharmaka-falle.de/stiftung-deutsche-depressionshilfe-loescht-unerwuenschte-und-kritische-kommentare-auf-ihrer-facebook-seite/
Vielleicht kannst Du damit etwas anfangen oder den ein oder anderen Beitrag publizieren oder selbst einen Beitrag zu diesen Organisationen schreiben, die unter dem Deckmantel Depressiven etwas gutes tun zu wollen, Werbung für moderne Antidepressiva machen. Ich finde das deshalb besonders perfide, weil diese Organisationen und ihre Publikationen meist erste Anlaufstelle sind für Menschen mit Depressionen und durch Personen, wie Herrn von Hirschhausen, der öffentlich Werbung beim jährlich stattfinden Patientenkongress der Stiftung und der Deutschen Depressionsliga e.V. macht und dem ganzen Glaubwürdigkeit und Seriösität verleiht.
Aloha
Markus
Lieber Markus, Danke auch hier für deinen Input und die wertvollen Zusatzinformationen. Ich habe deinen Blog in dem Artikel nun auch verlinkt, damit andere Betroffene ihn finden können. Da ich zwar immer wieder auf neue Informationen hinweisen möchte, das Thema aber leider nicht mehr aktiv als Hauptthema meines Blogs betreibe, wäre es auch möglich, einen Gastbeitrag von dir auf meiner Seite zu veröffentlichen – mit Hinweis auf deinen Blog! Darüber würde ich mich freuen. LG, Moni
Liebe Moni, vielen Dank, dass Du meinen Blog verlinkt hast! 🙂 Es würde auch mich freuen, einen Gastbeitrag von mir auf Deiner Seite zu veröffentlichen. Dazu werde ich mich in Kürze bei Dir melden. LG Markus