Beruhigungsmittel (also Benzodiazepine) waren bei ihrer Markteinführung 1960 ein Verkaufsschlager.
Sie wirkten schnell, beruhigend und muskelentspannend und schienen dadurch ein Segen für ängstliche, nervöse oder gestresste Personen zu sein.
Das gefährliche Potential der Benzodiazepine
Erst nach und nach sprach man über all ihre Schattenseiten und mit den Jahren kristallisierten sich die Nebenwirkungen, Spätfolgen und Folgen eines Langzeitkonsums heraus, ebenso wie das Abhängigkeitspotential (ab einer dauerhaften Einnahme von zwei Wochen!) und die möglichen Probleme nach dem Absetzen.
Hier zwei Artikel aktuelle zum Thema:
- Medikamentensucht: Bleiben Sie jetzt bloß nicht ruhig!
- Senioren: Im Alter siegt die Sucht
Heutzutage verschreiben Ärzte diese Medikamente nur mehr mit Vorsicht und mit dem Hinweis auf die potentiellen Gefahren: Gefahren bei der Einnahme von Medikamenten.
Ein verheerendes Problem dieser Medikamentengruppe ist außerdem, dass die Dosis nach kurzer Zeit oftmals erhöht werden muss, da ansonsten die Wirkung stark nachlässt oder noch schlimmer:
Viele Symptome gegen die das Medikament ursprünglich verschrieben worden ist (wie Angstzustände oder Schlaflosigkeit), können sich unter einer dauerhaften Einnahme massiv verschlechtern oder verstärkt werden. (Quelle)
Und das wünscht sich gewiss niemand.
Hier eine aktuelle Dokumentation (WDR) zum Thema:
Das Ashton Manual (deutsch) als wertvolle Hilfestellung
Professor Heather Ashton DM, FRCP ist emeritierte Professorin für Klinische Psychopharmakologie (England).
Ihre wissenschaftlichen Arbeiten wurden in zahlreichen medizinischen Fachzeitschriften und Büchern veröffentlicht, 250 von ihnen bezogen sich auf psychotrope Substanzen.
Sie widmete sich in ihrer Arbeit als Forscherin der Frage nach der Wirkung solcher Substanzen auf das Gehirn und das menschliche Verhalten.
Einen Großteil ihrer klinischen Tätigkeit verbrachte sie mit der Leitung und Organisation einer Benzodiazepin Entwöhnungs-/ Entzugsklinik, hier arbeitete sie 12 Jahre lang (von 1982 bis 1994).
Professor Ashton hat ein Handbuch veröffentlicht, welches auch in deutscher Sprache erhältlich ist: Das Ashton Manual deutsch.
In diesem Handbuch finden sich allgemeine Informationen, eine Anleitung (für Ärzte) zum risikoarmen und schrittweisen Reduzieren bzw. Ausschleichen der Medikamente sowie Details über die gravierende Problematik eines Absetzsyndroms, welches nach dem dauerhaften Konsum von Benzodiazepinen auftreten kann und es allen Betroffenen schwer macht, den Weg in ein medikamentenfreies Leben einzuschlagen.
Das Ashton Manual enthält sehr viele Informationen und bietet umfassenden Lesestoff für alle, die sich für diese Thematik interessieren.
Es bezieht sich ausschließlich auf Beruhigungsmittel, laut neuesten Erkenntnissen soll vieles jedoch auch auf Antidepressiva (SSRI) übertragbar sein.
Ich habe hier mit der Unterstützung von zwei ehemaligen Betroffenen eine Liste von Methoden erstellt, welche die Zeit nach einem Entzug von Beruhigungsmitteln ein bisschen erleichtern können.
Warnung: Psychopharmaka sollten niemals abrupt und ohne ärztliche Absprache abgesetzt werden!
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