Als ich meinen Blog im Frühjahr 2015 aufgebaut habe, entdeckte ich eine spannende Umfrage zum Thema Umgang mit Antidepressiva:
Derzeit nehmen 4 Millionen Menschen in Deutschland antidepressive Medikamente ein. Nicht immer scheint eine sorgfältige Untersuchung vor der Verordnung erfolgt zu sein. Viele Psychiater erklären, dass man Antidepressiva ohne Schwierigkeiten absetzen kann. Depression-Heute fragt bei den Betroffenen nach.
Depression-Heute möchte wissen, welche Erfahrungen Ihr mit antidepressiven Medikamenten gemacht habt.
„Ich war 10 Minuten drinnen, dann hab ich das Mittel verschrieben bekommen und war 10 Jahre lang abhängig. Als ich versuchte das Medikament abzusetzen, dachte ich, ich überlebe das nicht.“ (Zitat einer Patientin)
Zahlreiche neuere Forschungsarbeiten beschreiben die geringe Wirksamkeit der Medikamente und warnen vor den Nebenwirkungen, die unter anderem Lebenspartnerschaften zerstören können. Unbekannt ist jedoch bislang, wie lange die Entzugserscheinungen andauern können.
Wie war das bei Euch? Wurdet Ihr über Nebenwirkungen aufgeklärt? Funktionierte bei Euch das Absetzen problemlos? Wie verlief die medizinische Betreuung?“
Diese Umfrage wurde verlängert und läuft noch bis Februar 2016.
Heute folgt ein interessantes und persönliches Interview mit den Gründern der Seite Depression-Heute.
Interview mit Dr. Peter Ansari und Heilpraktikerin Sabine Ansari
Lieber Peter, Liebe Sabine! Ich freue mich, dass ihr Zeit für ein Interview gefunden habt. Zuallererst würde ich euch bitten, euch kurz vorzustellen: Wie ist euer beruflicher Werdegang und was macht ihr genau?
Peter: Ich beschäftige mich seit 15 Jahren mit Gehirnforschung. Zuerst in Hamburg am UKE und in Berlin an der Charité, beide Male im Labor. In Hannover habe ich an der Medizinischen Hochschule über das Thema Antidepressiva geforscht und über dieses Thema eine Doktorarbeit verfasst.
Sabine: Ich bin Heilpraktikerin. Es hat sich ergeben, dass ich schwerpunktmäßig mit psychisch kranken Menschen arbeite. Die psychiatrische Versorgung in Deutschland ist katastrophal. Akut kranke Menschen müssen vier Monate auf einen Termin beim Psychiater warten und über ein Jahr auf einen Therapieplatz.
Wir haben vier Kinder im Alter von 9 bis 19 Jahren, die uns sehr auf Trab halten.
Ihr habt die Plattform „Depression- Heute“ gegründet. Wen möchtet ihr mit dieser Seite erreichen beziehungsweise wem können die Informationen helfen?
Wir haben uns lange, intensiv mit dem Thema Depression beschäftigt und hatten das Gefühl, dass vieles im Argen liegt. Die Psychiater beschäftigen sich nicht mit ihren Patienten und verschreiben stattdessen vorschnell Medikamente. Die Menschen werden nicht über Nebenwirkungen und Absetzschwierigkeiten informiert.
Im englischsprachigen Bereich gibt es bereits seit Längerem eine Diskussion über den Einsatz von Antidepressiva. Im deutschsprachigen Bereich werden diese Ansätze totgeschwiegen. Viele kritische Bücher über Antidepressiva sind nicht übersetzt.
Das hat uns motiviert, Menschen auf einer Homepage unabhängig über das Thema zu informieren. Wir haben Daten aus der ganzen Welt zusammengetragen, damit Patienten sich ein umfassenderes Bild machen können, als das in der psychiatrischen Praxis üblich ist.
Unsere Seite ist aber auch für Kollegen gedacht.
Wir haben festgestellt, dass auch in der Arztausbildung immer noch ein großes Informationsdefizit besteht. Hilfreich war hier ein Brief aus Wien, den wir von einer Ärztin erhalten haben. Sie war selber von Depressionen betroffen und beklagte, dass ihr während ihres Studiums vermittelt wurde, Antidepressiva wären hochwirksam und hätten keine Nebenwirkungen. Sie entschied sich deswegen die Medikamente einzunehmen, was sie später sehr bereute. Während ihres qualvollen Entzugs konnte sie sechs Monate lang nicht arbeiten. Heute rät sie ihren Patienten von Antidepressiva ab.
Peter, viele Personen aus dem Gesundheitswesen beschäftigen sich leider noch nicht ausreichend mit den negativen Aspekten von Psychopharmaka. Woher kam deine Motivation, zu diesem Thema zu recherchieren und deine Doktorarbeit darüber zu schreiben? Hat sich deine Meinung im Laufe der Recherchen verändert?
Peter: Zunächst war ich an der Gehirnforschung interessiert und wollte wissen, wie das Denken funktioniert und wie man es beeinflussen kann. Irgendwann habe ich das Labor verlassen – als ich merkte, dass ich dort keine Antworten finden kann. Ich bekam das Angebot, Patientenakten aus zwei psychiatrischen Anstalten einzusehen und begann mit der Recherche. Im Verlaufe dieser Auswertungen wurde ich immer kritischer.
Sabine, als Heilpraktikerin arbeitest du mit Menschen zusammen, die sich in Krisen befinden und unter depressiven Symptomen leiden. Würdest du – aus deinem Arbeitsalltag heraus betrachtet – sagen, dass es möglich ist, Alternativen zu Antidepressiva zu finden?
Sabine: Ja. Wir gehen davon aus, dass Depressionen eine Ursache haben und dass es gut ist, diese zu bewältigen. Antidepressiva können das aktive Angehen der Schwierigkeiten, die in die Depression geführt haben, behindern. Jede Depression muss individuell behandelt werden. Es gibt kein Patentrezept.
Ich habe gute Erfahrungen mit Psychotherapie und unterstützenden Bachblüten gemacht. Ich empfehle jedem Patienten, der eine Depression durchgestanden hat, vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Hier ist es am besten, Bewegung in sein Leben zu integrieren und jede Form der Meditation kann helfen, aus den negativen Gedankenspiralen auszusteigen.
Über meinen Blog bekomme ich häufig Leserpost und musste erschrocken feststellen, dass sich die Geschichten der Betroffenen oft stark ähneln, wenn es um Absetzsymptome und zu schnelle Verschreibungen geht. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Absolut. Das war eine große Motivation für unser Buch. Das Absetzen ist darin ein großes Thema. In fast allen Erfahrungsberichten steht, dass die Psychiater und auch Hausärzte bereits nach 10 Minuten Antidepressiva verordnen. Eine Aufklärung über Nebenwirkungen und Absetzschwierigkeiten findet nicht statt. Uns liegen ganz schreckliche Berichte über nicht endende Entzugshöllen vor. Es ist wichtig, dass diese Informationen an die Öffentlichkeit gelangen.
Wie sehen eure Zukunftspläne in Bezug auf die Plattform „Depression-Heute“ aus? Ich habe gehört, dass ein Buch erscheinen soll?
Ja und wir dürfen jetzt schon darüber sprechen, obwohl das Manuskript noch nicht ganz fertig ist.
Der Titel steht fest: Unglück auf Rezept – Die Antidepressiva-Lüge und ihre Folgen.
Das Buch erscheint Ende August im Klett-Cotta Verlag.
Wir freuen uns sehr darauf.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Was tut ihr für eure psychische Ausgeglichenheit?
Peter: Ich mache jeden Tag Sport und meditiere.
Sabine: Ich muss etwas mehr für meine psychische Ausgeglichenheit tun. Peter ist halber Inder und verfügt über eine natürliche Gelassenheit. Ich mache lange Waldspaziergänge und Yoga. Zusätzlich meditiere ich und schreibe alles, was mich bewegt, in ein Tagebuch. Und natürlich rede ich sehr viel mit meinem Mann.
Vielen Dank für das Interview!
Über die Interviewpartner:
Dr. Peter Ansari ist Depressionsforscher und möchte depressiven Menschen helfen, eine Orientierung zu finden.
Sabine Ansari ist Heilpratikerin und möchte depressiven Menschen helfen, die richtige Therapiemethode zu finden.
Homepage: Depression-Heute
Hi, ich bin Christine, 55 Jahre alt. Hab vor 4 Jahren einen kalten Entzug von Codein überstanden und mir jetzt den Entzug von Paroxetin 40 verordnet. Letzterer ist sogar schlimmer als Codein, ich vergieße Sturzbäche von Tränen, fühle mich danach aber gut und voller Hoffnung. Die Muskelschmerzen, die abdominellen Schmerzen und auch das Frieren werden vergehen. Ich werde mich nicht umbringen, denn gerade aus Liebe zum Leben mache ich mich von Giften frei. Bald beginne ich den Kampf gegen die Zigaretten, und zum Schluss meiner Suchtkarriere kommt das Schlafmittel dran. Zittere gerade am ganzen Körper vor vermeintlicher Kälte. Ja ja, die Drogen!
Und nun die Erkenntnis, die mir die Kraft gibt durch die Hölle zu gehen.
Ich erinnerte mich an das Bild eines vor Glück und Lebensfreude überschäumenden Mädchens, etwa 4 Jahre alt. Heute ist das Mädchen 55 und ein Wrack. Das Kind rauchte nicht, nahm keine Medis und war ein Sonnenschein. Zwischen diesen beiden Menschenbildern liegt ein Meer ungeweinter Tränen. Wenn diese geweint sind und alles Gift dauerhaft entfernt bin ich überzeugt, dass diese beiden so gegensätzlichen Erscheinungsbilder wieder eins werden (bis auf den Altersunterschied natürlich) .
Warum? Weil kein Mensch unglücklich geboren wird! Drogen aller Art sind nur Illusion! Also weg damit!!! Das glückliche Mädchen von einst wird eine glückliche Frau sein! Ich glaube fest an die Selbstheilungskräfte in uns, sonst fände ich die auch in nächster Zeit noch mehrfach erforderliche Stärke nicht, allen Dreck über Bord zu werfen, der uns erst recht krank und zu willenlosen Sklaven macht.
Geliebtes Leben ohne Drogen, ich freue mich auf dich !!!
Liebe Christine, Vielen Dank für deine persönlichen und ehrlichen Worte! Ich schicke dir viel Kraft, Geduld und Ausdauer um diese schwere Zeit durchzustehen und hoffe, es geht dir den Umständen entsprechend gut und dass du Menschen an deiner Seite hast, die dich unterstützen! LG Moni