Heute, am Sonntag, den 14.06.2015 starten um 17:00 (Zeitzone: MESZ, Österreich und Deutschland) die Depression Sessions von Sean Croxton.
Alle Informationen zu dieser Online-Veranstaltung findet ihr hier:
Selbsthilfe bei Angst und Depression: Online
Da alle Videos englischsprachig zur Verfügung gestellt werden, habe ich einige Anfragen bekommen, sie auf Deutsch zu übersetzen.
Ich halte diese Informationen für sehr wertvoll, da es um natürliche Methoden gegen Depressionen (und Ängste) geht und die Experten einen ganzheitlichen Ansatz der Gesundheit fokussieren.
Das bedeutet, sie behandeln auch Themen, die ansonsten oft untergehen, wie Ernährung, Bewegung oder Spiritualität.
Auch das Thema Psychopharmaka beziehungsweise Antidepressiva wird immer wieder angeschnitten, beispielsweise von einer Psychiaterin, die ohne den Einsatz dieser Medikamente arbeitet und Erfolge verzeichnet.
Ich möchte euch heute als Einstieg beziehungsweise zum Schnuppern die Inhalte zweier Videos zusammenfassen. Diese waren bereits im Voraus abrufbar.
Vorab das persönliche Vorwort des Moderators der Veranstaltung:
Die depressive Phase war eines der besten Dinge, die mir passiert sind.
Wie ich so etwas behaupten kann?
Weil, im Nachhinein betrachtet, die verschriebenen Paxil (antidepressives Medikament, SSRI) gar nicht nötig gewesen wären. Was ich zum damaligen Zeitpunkt wirklich gebraucht hätte (und gemacht habe) war, einen genauen Blick auf meinen Lebensstil zu werfen.
Wie bei vielen anderen College Absolventen stimmte meine Vorstellung vom Leben nicht mit der Realität überein. Die Türen und Möglichkeiten standen nicht weit offen und warteten auf mich. Es gab keine herzliche Begrüßung ins Arbeitsleben. Stattdessen Hürden und Unsicherheit.
Zwei Jahre später lebte ich immer noch von Gehaltszettel zu Gehaltszettel. Obwohl ich nach außen hin der energische Personal Trainer war, sah es hinter den Kulissen miserabel aus. Ich vernachlässigte meine sozialen Beziehungen und isolierte mich von vielen Freunden. Und die selbstkritische Stimme in meinem Kopf machte keine Minute Pause.
Ich wurde zum Opfer meines Lebensstils.
So kam es, dass ich in einer Arztpraxis landete und ein Antidepressivum verschrieben bekam. Das ist nun 10 Jahre her.
Wenn ich heute zurückblicke, glaube ich nicht, dass das nötig war. Ich brauchte einfach einen anderen, realistischeren Blick aufs Leben.
Das Leben ist voller Hochs und Tiefs, voll mit negativen und positiven Erlebnissen, Durchbrüchen und Zusammenbrüchen. Wenn man etwas anderes erwartet (also stets nur Glücksgefühle zu haben), ist das wie ein Rezept für eine Depression. Für mich war es zumindest so.
Die Tiefs, die negativen Erlebnisse und die Zusammenbrüche machen uns stärker. Wenn wir bereit sind von ihnen zu lernen, wachsen wir. Wenn nicht, leiden wir.“
Die zahlreichen Ursachen einer Depression
Im ersten Video stellt Dr. Datis Kharrazian die möglichen Ursachen einer Depression vor.
Er erklärt, dass es einen Unterschied zwischen einer akuten und chronischen Depression gibt.
Eine akute Form betrifft viele Menschen im Laufe ihres Lebens, sie kann beispielsweise nach traumatischen Lebensereignissen (wie Todesfällen oder dem Verlust der Arbeitsstelle) eintreten.
In diesem Fall ist es möglich, aktiv Selbsthilfe zu betreiben, indem man regelmäßige sportliche Bewegung in seinen Alltag integriert.
Sport führt zu einer Ausschüttung von zahlreichen Botenstoffen (wie Serotonin und Dopamin) und somit zu einer wissenschaftlich bewiesenen Verbesserung der Stimmung.
Eine gute Zusammenfassung zu diesem Thema findet ihr hier:
- Sport wirkt genauso gut wie Tabletten
- Lieber Bewegung statt Pharmako-Psychiatrie
Dr. Kharrazian arbeitet hauptsächlich mit chronisch kranken Patienten, auch mit chronischen Ausprägungen einer Depression, bei der Sport keinen lindernden Effekt bringt (oder die Patienten sich nicht zum Sport aufraffen können).
In seiner Praxis testet er in solchen Fällen vorab immer auf neurodegenerative Erkrankungen (also Erkrankungen des Nervensystems wie Alzheimer Demenz oder Parkinson), da diese Krankheiten mit einer depressiven Stimmung beginnen.
Er berichtet, dass eine Depression ebenso durch einen Unfall mit Kopfverletzung ausgelöst werden kann, selbst wenn dieser vor Jahren stattgefunden hat. Dies muss ebenfalls ausgeschlossen werden.
Durch negative Einflüsse wie Rauchen, eine ungesunde Ernährungsweise oder unentdeckte Nahrungsmittelunverträglichkeiten können außerdem Entzündungsreaktionen im Körper ausgelöst werden, welche wiederum einen negativen Einfluss auf bestimmte Zellen im Gehirn (vor allem die Gliazellen) haben.
In solchen Fällen ist es möglich, mit entzündungshemmenden natürlichen Mitteln (wie Kurkuma) entgegen zu steuern.
Dr. Kharrazian erklärt, dass Probiotika einen positiven Einfluss auf die Stimmung haben können und berichtet vom „Leaky Gut Syndrom“.
Hier findet ihr Hintergrundinformationen:
- Zeit online: Wie wirkt die Damflora auf unser Wohlbefinden?
- Leaky-Gut-Syndrom – Löcher im Darm? Viele haben es, aber nur wenige wissen es
- Leaky Gut Syndrom
Zum Thema Antidepressiva äußert er sich kritisch, da diese nur eine begrenzte Zeit lang wirken: Mit der Zeit verlieren Rezeptoren im Gehirn ihre Reaktivität (also Empfänglichkeit der Medikamente). In diesem Zusammenhang betont er, dass es bis heute nicht möglich ist, Neurotransmitter im Gehirn zu messen, auch wenn das manche Institute in Form von Eigenwerbung behaupten.
Dr. Kharrazians Vorgehensweise bei Patienten, welche an einer chronischen Form von Depression leiden, ist es, sich weitere Symptome anzusehen, denn eine Depression tritt niemals alleine als Einzelsymptom auf.
Hier eine Auflistung der weiteren möglichen Symptome:
Schwindel, Konzentrationsprobleme und Erschöpfung
Können auf eine Glutensensitivität hindeuten, also auf eine Unverträglichkeit von Gluten, welche zu körperlichen und psychischen Symptomen führt.
Als Behandlung genügt es, glutenhaltige Lebensmittel wegzulassen (Glutenfreie Lebensmittel Liste).
Zusatzinformationen: Gluten heizt Autoimmunerkrankungen an.
Schlafprobleme
Bei Einschlafschwierigkeiten findet sich oftmals ein erhöhter Cortisolspiegel (Cortisol ist ein Stresshormon).
Hier kann Magnesium hilfreich sein, sowie Maßnahmen zum Stressabbau (Entspannung in den Alltag einbauen, Lesetipp: Das tue ich für meine psychische Ausgeglichenheit).
Bei Durchschlafschwierigkeiten, also wenn man nachts aufwacht, kann ein Abfall des Blutzuckerspiegels Grund sein beziehungsweise Blutzuckerschwankungen.
Diese kann man mit speziellen Ernährungsformen oder intermittierendem Fasten in den Griff bekommen.
Angstgefühle
Können auf einen niedrigen Blutdruck hinweisen, ebenso auf Schwankungen des Blutzuckerspiegels oder auf eine schlechte Sauerstoffzirkulation im Körper.
Hier ein Artikel über Hyperventilation und Angst von Herrn Dr. Morschitzky (informative Seite für Angst- und Panikbetroffene): Text aus dem Buch „Angststörungen“.
Dabei können Gingko, Passionsblüte oder Baldrian hilfreich sein.
Magen-Darm- Beschwerden
Unbemerkte Nahrungsmittelunverträglichkeiten stören die Funktionen von GABA (Gamma-Aminobuttersäure, Neurotransmitter im zentralen Nervensystem, welche Ängstlichkeit senken). Es ist wichtig, individuell unverträgliche Lebensmittel aus seiner Ernährung auszuschließen.
Unverträglichkeiten können zu Schilddrüsenstörungen und Nährstoffmängeln (wie dem Eisenmangel) führen.
Motivations- und Antriebslosigkeit
Dopamin kann zu niedrig sein.
Hier kann es hilfreich sein, sich proteinreich zu ernähren und seinen Hormonhaushalt überprüfen zu lassen.
Depression als Botschaft
Im zweiten Video berichtet der Psychologe und Ernährungswissenschaftler Marc David über den Sinn einer Depression und über „emotionales Essen“ beziehungsweise die Bedeutung einer ausgewogenen und nährstoffreichen Ernährung zur Vorbeugung oder Behandlung einer Depression.
Er erzählt in dem Video zunächst von seiner schweren Kindheit: Er litt von klein auf unter zahlreichen Allergien, hatte oft Schmerzen und stotterte viele Jahre lang. Gleichzeitig war seine Ernährungsweise ungesund, es kam kein Obst oder Gemüse auf den Tisch, stattdessen viel Zucker.
Nach einer Ernährungsumstellung besserten sich seine Symptome drastisch.
Er litt selbst drei Mal an einer depressiven Phase: In einer Zeit der beruflichen Orientierung, bei seiner Scheidung und nach dem Tod seiner Mutter. All diese Phasen bezeichnet er als Übergangsphasen, in denen die Depression ihn zum Stillstand und zur Reflexion seiner Lebenssituation gezwungen hat.
Er sieht Depression als ein Zeichen an, sich sein Leben genau anzusehen.
Tabletten sieht er als keine gute Lösung an, da sie nicht die Ursachen behandeln, sondern nur zu einer emotionalen Abflachung führen – und somit auch die Lebensfreude und Leidenschaft dämpfen.
Er betont, dass eine Ernährungsumstellung etwas Schwieriges und Herausforderndes sei, hier zählen für ihn Regelmäßigkeit und Übung.
Manchen Personen falle es leichter, von heute auf morgen strikte Änderungen umzusetzen, anderen sei es lieber, sich schrittweise von Zucker oder Gluten zu entwöhnen. Jeder müsse das für sich passende Tempo wählen, nur auf die Regelmäßigkeit komme es an.
Marc David ist überzeugt davon, dass man durch die Überwindung einer depressiven Phase stärker wird.
Er empfiehlt außerdem den Aufenthalt in der Natur und regelmäßige Bewegung.
Emotionales Essen
Marc David erklärt anschließend, dass die individuelle Einstellung und Beziehung zum Essen die Verdauung beeinflusst.
Wenn wir zum Beispiel auf Diät sind, unseren Körper nicht akzeptieren und um jeden Preis abnehmen wollen, verbindet unser Geist Nahrung mit Angst (vor dem Zunehmen): Wir schütten also mit jeder Nahrungsaufnahme Stresshormone aus.
Viele Menschen missbrauchen Essen auch als Behandlung gegen depressive Gefühle: Essen beruhigt und entspannt, das Lieblingsessen kann viele Glückshormone ausschütten.
Betroffenen Personen versucht er während einer Behandlung nicht das Essen (samt diesen positiven Gefühlen) wegzunehmen oder zu verbieten. Er macht sich stattdessen auf die Suche nach alternativen Quellen für Liebe, Entspannung und Glück und hilft seinen Patienten auf diese Weise Schritt für Schritt dabei, einen Ersatz für emotionales Essen zu finden.
Dieser Blogpost behandelt sehr komplexe Themen.
Ich habe versucht, ihn so gut wie möglich aufzuschlüsseln und zu erklären.
Sollten noch Fragen offen sein, bitte ich um Kommentare!
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