Ich möchte heute meinen Blog dafür nutzen, ein Thema in den Fokus zu rücken, welches sich in den letzten Jahren in Österreich abgespielt hat und von welchem bisher nur Psychologieabsolventen in Österreich sprechen.
Da ich meinen Fokus auf das Positive richte und nach Lösungen suche, statt zu jammern, ist dieser Beitrag nicht früher entstanden. Doch ich merke bei Gesprächen mit Freunden oder neuen Bekannten immer wieder aufs Neue, dass es ein Thema ist, das die Lebensqualität vieler Menschen beeinträchtigt hat.
Nachdem ich in der Facebook Gruppe „Berufseinstieg Psychologieabsolventen Ö / D“ angekündigt habe, einen Artikel zu diesem Thema schreiben zu wollen, haben sich zahlreiche Kollegen bei mir gemeldet und zugestimmt, ihre Geschichte anonym beizusteuern.
Spätestens dann wurde mir klar, dass ich für uns alle die Stimme erheben muss und von der Situation der Psychologieabsolventen in Österreich erzählen sollte.
Der Wunsch Psychotherapeutin zu werden
Ich beginne mit meiner Geschichte.
Als Kind wollte ich Tierärztin werden.
Das ist meine erste Erinnerung an einen Berufswunsch.
Kurze Zeit später habe ich gemerkt, dass es mir reicht, ein Haustier haben und lieben zu können.
Als ich älter wurde, lebte ich meine kreative Seite aus, bastelte kleine Zeitschriften für meine Großeltern und nahm Musik mit Beiträgen als „Radiosendung“ auf. Das machte mir großen Spaß.
Da ich auch immer gerne und viel gelesen habe, entstand daraus die Idee, ich könnte in Zukunft Journalismus studieren und mit dem Schreiben Geld verdienen.
Und dann trat die Psychologie in mein Leben.
Ich weiß nicht mehr genau, was das ausschlaggebende Ereignis dafür war, aber mit ungefähr 16 Jahren wurde mir klar: Ich möchte Psychotherapeutin werden.
Ich wollte so arbeiten, wie ich es aus Filmen kannte: In einer psychotherapeutischen Praxis Menschen beraten, ihnen zuhören und helfen.
Ich habe intuitiv gemerkt, dass ich viele Voraussetzungen dafür mitbringe, auch im Freundeskreis war ich stets die Person, an die sich alle gerne mit ernsteren Themen gewendet haben.
Ich entdecke eine große Neugierde für das Thema der menschlichen Psyche, viel Mitgefühl, das Talent, sich einfühlen zu können und gleichzeitig die Gabe, sich abgrenzen zu können.
Daraufhin ging alles sehr schnell: Mein Bücherregal füllte sich mit Büchern zum Thema, ich bekam Einblick in die Arbeit bei einer befreundeten Psychotherapeutin und legte meine AHS-Matura (Abitur in Österreich) bewusst auf die Fächer: Psychologie, Englisch und Biologie.
Ich fing an, einen zielstrebigen Weg zu verfolgen, um mein Ziel zu erreichen.
Ich begann Psychologie sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität in Wien zu studieren. Nach ungefähr einem Jahr gab ich das Publizistikstudium auf, um mich vollkommen auf die Psychologie konzentrieren zu können.
Ich wusste natürlich, dass der Weg zu diesem Beruf kein leichter ist, doch ich dachte stets: „Wenn du etwas wirklich willst, wenn dir etwas liegt, dann kannst du herausragend sein und Hindernisse überwinden“.
Ich dachte, es würde sich alles schon fügen.
In Österreich gibt es in diesem Beruf große Unterschiede zu Deutschland.
Die meisten absolvieren nach dem Psychologiestudium die Ausbildung zum Klinischen- und Gesundheitspsychologen (diese Ausbildung hat bis zum Jahr 2013 ein Jahr gedauert und ungefähr 2.500€ gekostet), danach arbeiten sie als Psychologen, verdienen Geld und nützen dieses Einkommen, um anschließend die Psychotherapieausbildung machen zu können.
Die Psychotherapieausbildung unterteilt sich in ein Propädeutikum und ein Fachspezifikum – die Kosten hierfür belaufen sich auf 30.000-80.000€ (je nach Ausrichtung der Ausbildungsstelle).
Als ich diese Summe zum ersten Mal gehört habe, war ich sprachlos.
Doch ich war noch nicht so weit, meinen damaligen Traum loszulassen.
Es besteht die Möglichkeit, das Propädeutikum bereits neben dem Psychologiestudium abzuschließen – das habe ich mit Erfolg gemacht.
Nebenher habe ich sechs Jahre lang in einer ambulanten psychiatrischen Praxis gearbeitet und zahlreiche Praktika absolviert. Das Psychologiestudium sieht ein verpflichtendes sechswöchiges Praktikum vor, doch ich war so motiviert, dass ich nicht nur dieses eine gemacht habe, sondern gleich mehrere. Unbezahlt.
Ich habe Einblick in eine Beratungsstelle der Stadt Wien, in ein diagnostisches Labor, in eine psychologisch-medizinische Praxis sowie in die Arbeit an einer Krebsstation im Krankenhaus bekommen.
Doch dann folgte ein neues Psychologengesetz, eine große, breit diskutierte Gesetzesänderung in Österreich.
Das offizielle Ziel dieser Maßnahme war es, den Berufsstand der Klinischen- und Gesundheitspsychologen dem der Psychotherapeuten „gleich zu stellen“ und die Qualität zu verbessern.
Ich muss hier anmerken, dass es in Deutschland nach Abschluss des Psychologiestudiums möglich ist, als Psychologe zu arbeiten.
In Österreich ist das nicht der Fall.
Ohne die Ausbildung zum Klinischen- und Gesundheitspsychologen ist die Arbeit mit psychisch krankten beziehungsweise hilfesuchenden Personen untersagt.
Im Jahr 2013 wurde das neue Gesetz eingeführt, ein halbes Jahr vor meinem Abschluss an der Uni.
Die neue Ausbildung dauert nun ungefähr vier Jahre und kostet um die 10.000- 13.000€.
Alleine diese finanzielle Hürde verschließt vielen Menschen den Weg zu diesem Berufsbild.
Doch es sind nicht nur finanzielle Hürden, die auftauchen: Man muss sich für ein Leben entschieden, in welchem man auf vieles verzichtet.
Hier einige Erfahrungsberichte dazu:
- Psychotherapie: Wer kann sich das leisten?
- Nach der Uni kommt die Not
- Ausgenutzt und alleingelassen
- Psychotherapie: Berufswunsch Seelendoktor
- Psychotherapeuten zum Billigtarif
- Ausbildung zum Psychologen wird deutlich länger und teurer
Ich habe mich bewusst dagegen entschieden.
Ich habe mich für ein Leben entschieden, in dem ich nicht mit einem Bildungskredit in meine Zukunft starte, bei dem ich nicht auf jeden Cent achten muss, an dem ich keine unbezahlten Praktika mehr machen muss und an dem Arbeit wertgeschätzt wird.
Diese Entscheidung war anfangs nicht leicht, doch ich stehe hinter ihr.
Ich möchte mit meiner Geschichte vor Augen führen, dass mit der neuen gesetzlichen Regelung hoch motivierte und einfühlsame Menschen auf der Strecke bleiben.
Und als Patientin hätte ich gerne eine solche Behandlerin.
Natürlich gibt es bereits sehr viele Klinische- und Gesundheitspsychologen am Markt, unter den Betroffenen wird vermutet, dass man diesen Markt durch die Regelung eventuell verkleinern wollte.
Hinzu kommt, dass man während der Ausbildung Selbsterfahrung und Supervision bekommt – das bedeutet, man besucht selbst Therapiestunden, um einerseits an sich selbst zu arbeiten und andererseits seine Fälle zu besprechen. Das ist eine gute Regelung.
Und doch kostet eine solche Stunde um die 80€ und es sind sehr, sehr viele dieser Stunden vorgeschrieben – sie dürfen auch nur bei wenigen, ausgewählten Therapeuten absolviert werden, welche dadurch wiederum ein gesichertes Einkommen haben.
Absolut schockiert war ich, als ich mich näher für die Ausbildung zum Psychotherapeuten interessiert habe und bei einem Eignungsgespräch war. Die Therapeutin, mit der ich gesprochen habe, war sehr freundlich, doch ihre Fragen in diesem Gespräch waren vollkommen anders, als ich erwartet hätte.
Es ging weniger um meine Fähigkeiten beziehungsweise meine Stärken und Schwächen, sondern darum, wie ich diese fünfjährige Ausbildung finanzieren kann. Ob ich Unterstützung von meinen Eltern oder meinem Partner erhalte und ob mir bewusst ist, wie schwierig die Finanzierung ist.
Das war einer der Tropfen, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben.
Und das war leider kein Einzelfall.
In meinem Propädeutikum betonte eine Vortragende ebenfalls, dass sie diesen Weg nur gehen konnte, da sie starke finanzielle Unterstützung von ihrem Mann erhalten hatte, dass man sich dessen bewusst sein muss, weil man sonst Probleme bekommen würde.
Oder ein Gespräch mit einer lieben Freundin, die nun Psychotherapeutin geworden ist. Ich habe sie während ihrer Ausbildung getroffen und gefragt, wie sie sich finanziert beziehungsweise wie es bei den anderen Teilnehmern ihres Kurses ist. Ihr Gesicht wurde ernst und traurig. Sie erzählte mir, dass sie großes Glück habe und von ihren Eltern unterstützt werde. Bei den anderen Teilnehmern sei es auch so, aber manche würden sich durch 60 Stunden Wochen kämpfen und seien sehr erschöpft, um sich die Ausbildung leisten zu können.
Es kam der Punkt, an dem ich sehr klar wusste, dass ich diesen Weg nicht gehen will.
Ich bereue diese Entscheidung nicht und doch ist es jedes Mal ein komisches Gefühl, mich vorzustellen: Ich habe Psychologie studiert, arbeite aber nicht als Psychologin.
Durch die Regelungen in Österreich fühle ich mich oft nicht einmal mehr als Psychologin und das ist ein Punkt, der schmerzlich ist.
Man verliert seine Identität.
Stimmen der Psychologieabsolventen in Österreich
Ich möchte euch nun drei ausgewählte Erfahrungsberichte präsentieren, die mich erreicht haben. Sie alle betreffen die neue Ausbildungsregelung zum Klinischen- und Gesundheitspsychologen in Österreich.
Vielen Dank an die Psychologinnen, die sich bereit erklärt haben, ihre Stimme zu erheben.
* Name wurde geändert.
Ich habe nicht direkt nach der Schule mit dem Studium begonnen. Ich wollte aber gerne noch eine berufliche Veränderung, daher habe ich zu studieren begonnen. Ich finde es schon mal schade, dass einem vor dem Studium nichts von einer Zusatzausbildung erzählt wird. Dabei hatte ich wirklich das Gefühl, gut informiert zu sein. Es wurde sehr oft betont, dass man für den Psychotherapeuten eine zusätzliche Ausbildung benötigt, das für mich ok war, denn das wollte ich nie. Hier ist schon mal das erste Problem meiner Ansicht nach.
Ich habe mich dann während dem Studium also mit der Situation arrangiert, eine weitere Ausbildung hinten dran zu hängen. Es wäre durchaus eine Herausforderung geworden, ein Jahr ohne Verdienst (ich hatte mir ja schon etwas aufgebaut, eigene Wohnung, Auto etc), aber es wäre möglich gewesen.
Ich habe mich dann noch dazu entschieden, während dem Studium ein Kind zu bekommen. Ich hatte eigentlich den Gedanken, dass ich Karenz und Ausbildung gut verbinden könne. Das war zwar mühsam, aber durchaus gut möglich. Zu dem Zeitpunkt ahnte ich ja noch nicht, dass es gescheiter gewesen wäre, das Studium im Schnelldurchlauf abzuschließen.
Nach der Änderung jetzt, ist es für mich einfach nicht mehr möglich, die Ausbildung zu machen. Erstmal ist es für uns als Familie (mittlerweile haben wir 2 Kinder) und direkt nach meinem Studium eine große finanzielle Belastung und andererseits ist es eine noch größere Belastung für uns, dass es so dermaßen schwierig ist eine Praktikumsstelle zu bekommen.
Wir können uns keine monatelangen Wartezeiten auf die nächste (womöglich schlecht bezahlte) Stelle leisten und ich bin durch die Kinder auch nicht so flexibel, jede Stelle in ganz Österreich zu jeder Zeit anzunehmen.
Ich habe lange überlegt, ob es für mich doch irgendwie möglich ist. Denn ich möchte eigentlich in dem Beruf arbeiten und mein Studium (was mit zwei Kindern ja auch nicht immer einfach war) nicht komplett umsonst gemacht haben.
Aber das wäre es für uns nur mit Kredit, einem Job um leben zu können und gleichzeitiger ständiger Suche nach einem Praktikum, das ich dann noch zu jedem Preis annehmen muss, das wäre eine Situation, die ich meiner Familie nicht zumuten kann.
Ich werde nun nach meiner aktuellen Karenz wieder zurück in meinen alten Beruf gehen. Vielleicht ändert sich die Situation noch einmal und es wird für mich doch möglich, noch etwas mit Psychologie zu machen, aber aktuell sehe ich keine Möglichkeit.
Für mich persönlich ist hier auch die Vereinbarkeit von Karriere und Familie, die ja immer so hoch gelobt wird in Österreich, gescheitert. Aber das ist wohl wieder ein anderes Thema.“ (Stefanie*)
Ich habe 2015 das Masterstudium Psychologie (Schwerpunkt Klinische Psychologie) in Graz abgeschlossen.
Nach dem jahrelangen, teilweise sehr schwerem Studium war ich bei der Jobsuche schnell enttäuscht. Bald wurde mir klar, dass man in Österreich nur mit dieser sehr teuren Zusatzausbildung Klin. Psy. auch wirklich als Psychologin arbeiten kann.
Finanziell ist das für mich und meine Familie nicht schaffbar, schon das Studium musste ich mir diversen Nebenjobs selbst finanzieren, was auch nicht immer ganz einfach war.
Ich halte mich seitdem mit fachfremden Jobs, die zumindest auch im sozialen Dienstleistungsbereich sind über Wasser (Nachhilfe und Assistenz für Studierende mit körperlichen Behinderungen).
Ab April habe ich nun das Angebot zu einem Probemonat als Betreuerin in einer Tagesstruktur für Menschen mit psychischen Problemen. Wenn das gut verläuft, würde ich genug verdienen, um Geld für eine Zusatzausbildung zu sparen.
Der Lehrgang Klin. Ges. Psy. kommt für mich aber nicht mehr in Frage.
Ich interessiere mich sehr für Psychotherapeutische Methoden und würde daher lieber das Propädeutikum machen. Ob ich dann aber jemals genug Geld für das teure Fachspezifikum haben werde, ist fraglich. Hier würde ich mich am meisten für die Integrative Gestalttherapie interessieren.
Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich wahrscheinlich nach dem Master nach Deutschland ausgewandert. Dort gibt es diesen Lehrgang Klin. Psy. nicht einmal und man kann bereits nach dem Studium selbständig oder angestellt als Psychologin arbeiten.
Aus familiären Gründen ist mir das aber nicht möglich, da ich meiner Mutter auch mit der Betreuung meiner Oma helfe.
Im Allgemeinen verstehe ich nicht, warum es diesen teuren Lehrgang in Österreich überhaupt gibt. Meiner Meinung nach findet hier eine rein wirtschaftliche Auslese anstatt einer Leistungsauslese statt.
Denn warum sollen nur Leute, die ohne weiteres 8000-10000 € auf den Tisch legen können automatisch bessere Psychologen sein, als diejenigen, die (auch) gute Leistungen im Studium erbrachten aber deren Herkunftsfamilien nicht so hohe finanzielle Rücklagen besitzen?
Das sind meine bisherigen Erfahrungen zu diesem Thema.“ (Franziska*)
Ich habe mich damals für das Psychologiestudium aus purem Interesse entschieden. Ich wusste nicht viel über das Studium und habe mir schon gar keine Gedanken gemacht, was ich später (damit) machen will. Ich frage mich heut noch oft, wie ich auf die Idee kam, Psychologie zu studieren, aber sicherlich nie mit dem Gedanken später ausschließlich „psychisch kranke“ Leute zu behandeln. Ich fand und finde es noch immer am Interessantesten, wie sich Menschen verhalten und wie sie erleben. Und deswegen mochte ich mein Studium. Ich habe es nie in Frage gestellt, ich hab mich mit den Themen wohlgefühlt.
Bis zu dem Punkt, als ich mich damit auseinandersetzen musste, was ich nach dem Studium mache oder noch schlimmer, was ich mit dem Studium später anfangen kann/sollte.
Zu diesem Zeitpunkt kam mir das Studium sehr sinnlos vor und ich wollte ernsthaft aufhören. Ich habe Stellenangebote recherchiert und gemerkt, da gibt es fast nichts. Und wenn, dann braucht man viele Zusatzausbildungen und verdient trotzdem sehr wenig.
Dann kam noch die Änderung der Ausbildung zum Klinischen ODER Gesundheitspsychologen. Das hat mir endgültig den Rest gegeben. Ich wollte zwar nie wirklich in den klinischen Bereich, aber dennoch war nun ein Hoffnungsschimmer für einen möglichen Weg zerstört.
Womit ich mich schon eher anfreunden kann und heute noch manchmal denke, ist die Gesundheitspsychologie. Ich wollte immer mit „gesunden“ Menschen arbeiten und in der Prävention und Forschung dazu beitragen, dass Krankheiten und Unwohlsein nicht entstehen oder eingedämmt werden.
Aber den Gesundheitspsychologen zu machen, scheint einem derzeit nicht sehr gescheit. Es ist traurig. Einerseits gibt es am Markt kaum Angebote. Bedarf gibt es sicher, aber es gibt kaum/keine Stellen dazu. Zum anderen ist die Trennung zwischen Klinischem und Gesundheitspsychologen meiner Meinung nach künstlich. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der mir den Sinn schlüssig erklären konnte.
Nun, was ist in der Psychologie noch möglich, außer der bekannte und scheinbar einzige Weg Klinische Psychologie?
Ich habe mich damit länger beschäftigt und ja abgesehen von den klassischen Bereichen Forschung, in die man nicht so leicht kommt und schon während des Studiums daran arbeiten hätte sollen, bleiben noch Betreuungsberufe.
Und dann? Ich habe mich nach langem überlegen und Infos sammeln für die Statistik entschieden. Da wir ja, was auch noch sehr wenige wissen, in Statistik recht gut geschult sind, ist dieser Weg ja gar nicht so abwegig.
Ich mache jetzt eine zusätzliches Masterstudium im Bereich Informatik/Data Science.
Viele verstehen nicht, was eine Psychologin in einem Informatikstudium macht, das ärgert mich! Ich habe mich dafür entschieden mich in diesem Bereich zu spezialisieren und das Stigma Psychologie ist ausschließlich Klinische Psychologie oder wie eine Kollegin von mir treffend formulierte: „Nicht überall wo Psychologie drauf steht, ist Krankheit drinnen.“ Ist leider überall anzufinden.
Ich möchte, dass die Öffentlichkeit lernt, was Psychologie wirklich bedeutet auch in der Hoffnung, dass neben der Gesellschaft folglich auch der Arbeitsmarkt das Potential der Psychologen erkennt.“ (Kerstin*)
Beim Lesen all dieser Geschichten spüre ich, dass viel Potential in Österreich verloren geht. Das ist ein großer Rückstand zu anderen Ländern und basiert leider auf falschen Entscheidungen vieler Personen, deren Konsequenzen in der Zukunft spürbar sein werden.
Ich bin aber auch glücklich und stolz auf mich und alle anderen, die einen Plan B gefunden haben.
Die es schaffen, etwas Gutes aus der Situation zu machen.
Ich möchte diesen Beitrag positiv beenden und deshalb betonen: Mit Kreativität kann man vieles aus einem Psychologiestudium entstehen lassen.
Wir lernen im Studium unglaublich viel: Statistik, Forschungsmethoden, Sozialpsychologie, Entwicklungspsychologie, Wirtschafts- und Arbeitspsychologie und vieles mehr.
Es gibt Alternativen.
Es gibt auch stets die Option, ins Ausland zu ziehen. Viele kehren Österreich den Rücken.
Und dann gibt es auch die Möglichkeit, eine andere Ausbildung zu wählen zum Beispiel Coaching oder Lebensberatung.
Man kann einen Blog aufbauen 😊, damit nicht all das Wissen verloren geht und man einen Beitrag leisten kann.
Ich persönlich absolviere gerade einen weiteren Master an der medizinischen Universität in Wien – Public Health. Das mache ich berufsbegleitend, denn ich arbeite derzeit als Projektmanagerin in der Kommunikationsberatung.
Wohin mich mein beruflicher Weg in der Zukunft führen wird, weiß ich noch nicht genau, bin aber dabei, das herauszuarbeiten und glaube daran, dass ich letztendlich das finden werde, was meinen Talenten entspricht.
Und wer weiß, vielleicht passt es besser zu mir und unterstützt mehr Menschen, als es die Ausbildung zur Psychotherapeutin je getan hätte.
Liebe Moni,
man kann es in der Tat einfach nicht verstehen, was die dafür Verantwortlichen sich dabei gedacht haben! Ein so wertvolles, wichtiges Berufsfeld mit solchen Hürden zu bestücken, die eine sinnlose Selektion nach sich zieht!
Traurig für die Betroffenen und letztendlich natürlich für die Erkrankten, für die es ein Segen ist, wenn sie gute professionelle und vor allem auch empathische Unterstützung erhalten. Die kann nämlich lebensrettend sein!
Ich freue mich, dass du deinen Weg dennoch gefunden hast. Er scheint dir gut zu entsprechen, und ich wünsche dir von Herzen viel Erfolg und Zufriedenheit.
Monika
Danke für deine lieben Worte, Monika
Das Studium in Deutschland ist mit dem Studium in Österreich nicht zu vergleichen.
Qualität ist deutlich höher an den (meisten) deutschen Unis, Österreich hinkt stark hinterher.
Vom Qualitätsanspruch her finde ich es deshalb nur richtig, dass die österreichische PsychologInnengesellschaft reagiert und Maßnahmen zur Qualitätssteigerung einführt. Nur so kann das Wohl der KlientInnen sichergestellt werden. Eine finanzielle Auslese an diesem Punkt zu erwähnen, erscheint etwas subtil, da man ja nahezu kostenlos in Österreich Psychologie studieren kann (in Deutschland nur mit sehr guten Noten).
Es läuft also auf das fehlende bilaterale Verständnis zw. Österreich und Deutschland hinaus (Österreich ist dabei der klare Verlierer) und die (leider) wenig erfolreiche Bildungspolitik in Österreich.
Für alle „klinisch“ ausgerichteten AbsolventInnen in Österreich ist daher nur die „Auslandsflucht“ zu empfehlen, speziell in den Norden Deutschlands. Mal abgesehen vom deutlich besseren Verdienst in Deutschland ist die Lebensqualität ebenfalls sehr hoch und die Preis-Leistungs-Bilanz (je nach Stadt variabel, aber im Gesamten doch deutlich) der Kaufkraft in Deutschland einfach höher.
Mutige Personen werden profitieren. Die Politik wird reagieren müssen, sobald der Psychologenmangel in Österreich weiter zunimmt. Diesen Prozess (Politik ist langsam!) in Österreich über „Neben-“ oder „Nichtwunschjobs“ zu überdauern, erscheint dabei wenig sinnvoll.
Danke für deinen Input, Rene 🙂
Ich habe mein Studium auch sehr blauäugig begonnen. Ich wusste damals wirklich nicht, dass ich nach dem Studium erst mal nichts mit meinem Titel als Psychologin anfangen kann. Von der Zusatzausbildung erfuhr ich erst recht spät und auch erst, als sie gerade dabei waren alles zu ändern. Tja und jetzt stehe ich kurz vor meinem Masterabschluss und habe einfach nur Angst keine Praxisstelle für die Ausbildung zur Klin. Psychologin zu finden. Nach 5 Jahren Studium will ich einfach nur arbeiten und nicht noch zick weitere Jahre in einer Ausbildung verbringen. Es ist zum Haare ausreißen …
Kann ich gut nachvollziehen. Aber vielleicht findest du auch noch einen Plan B? Ich wünsche es dir! Lg Moni