Liebe Sarah, lieber Dave! Ich habe euren Blog vor Kurzem entdeckt und die Mischung aus traditioneller Medizin aus aller Welt und klassischer Schulmedizin hat mich sehr angesprochen. Deswegen freue ich mich, dass ihr Zeit für ein Interview gefunden habt. Könnt ihr euch zu Beginn bitte meinen Lesern vorstellen? Wie ist euer beruflicher Hintergrund und wo/wie arbeitet ihr?
Hallo Moni, wir freuen uns sehr, dass dir unsere Seite gefällt und dich unser Konzept anspricht. Wir sind Sarah und Dave – Mediziner, Krankenpfleger und seit über 8 Jahren auch ein Paar. Kennengelernt haben wir uns bereits vor dem Medizinstudium, als wir noch beide Vollzeit in der Pflege tätig waren. Zusammen haben wir dann das Studium durchgezogen und weiterhin in Teilzeit in der Pflege gearbeitet. Aktuell ist Dave in den letzten Zügen seines Medizinstudiums. Sarah ist seit Juni letzten Jahres fertig und arbeitet in Teilzeit weiterhin auf einer internistisch geführten Station. Unser Fokus liegt nach über 10 Jahren Schulmedizin auf weiteren komplementären Ansätzen. Dafür haben wir im Januar diesen Jahres ein weiterführendes Ayurveda Studium begonnen und bilden uns in traditionellen und alternativen Ansätzen fort, um einen ganzheitlichen Blick auf den Menschen werfen und nachhaltiger behandeln zu können.
Worüber schreibt ihr auf eurem Blog „Mangos and Medicine“ und woher kam die Inspiration für diesen Namen?
Auf unserem Blog geht es vorallem um ganzheitliche Gesundheit, den Weg zu mehr Lebensenergie und wie wir unseren Weg außerhalb des klassischen Krankenhausalltags finden wollen, um im Einklang mit unseren Werten, Überzeugungen und der Vorstellung einer menschlichen Medizin leben zu können. Dafür veröffentlichen wir wöchentlich einen Beitrag zu medizinischen Themen mit ganzheitlichem Ansatz, interviewen inspirierende Menschen, die uns begegnen und haben monatlich auch einen wertvollen Beitrag von Sarahs Schwester, einer Osteopathin und Physiotherapeutin, über praxisrelevante Patientengeschichten mit im Programm.
Darüber hinaus haben wir am 8. Januar unsere Change your Habits Challenge gestartet, mit der wir andere Menschen motivieren wollen mit uns ihre Gewohnheiten zu ändern, um langfristig gesund zu bleiben und mehr Lebensenergie zu verspüren. Dieses Projekt ist uns ein großes Anliegen, da wir im Krankenhaus täglich vielen chronisch kranken Menschen begegnen und wir uns oft fragen, wie man diesen Menschen hätte früher helfen können. Im Krankenhaus fehlt die Zeit und der Hebel um hier nachhaltig ansetzen zu können, sodass auf beiden Seiten oft ein unbefriedigendes Gefühl zurück bleibt. Unser Wunsch ist es frühzeitig gute Gewohnheiten zu etablieren, um jetzt die Weichen zu stellen für langanhaltende Gesundheit. Denn auch im Alter muss man nicht krank sein. Das Fundament dafür bildet man jedoch bereits in jungen Jahren. Da auch wir nicht nur gute Gewohnheiten haben, machen wir unsere Challenge natürlich selber mit. Ein Einstieg ist jederzeit möglich! Wir freuen uns über jeden, der sich 2018 Gesundheit schenkt und den wir auf dieser Reise begleiten dürfen.
Wie habt ihr euch kennengelernt?
Kennengelernt haben wir uns 2009 auf einem Festival. Dort sind wir uns zufällig begegnet und waren kurze Zeit später ein Paar. Sarah hat zu diesem Zeitpunkt ihr Abitur an der Abendschule nachgeholt und Dave hat Vollzeit als Krankenpfleger auf einer herzchirurgischen Intensivstation gearbeitet. Sarah hat dann mit dem Medizinstudium begonnen und Dave hat ein Semester später nachgezogen. Man kann also sagen wir wohnen und arbeiten zusammen, jeden Tag und das sehr gern.
Meine erste Fernreise hat mich vor 10 Jahren nach Thailand geführt. Seitdem habe ich viele Orte bereist, unter anderem Afrika, Mexiko und Indien – die Einblicke, die ich dadurch erfahren habe, habe mir gezeigt, wie groß die Welt ist und wie viele unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Woher stammt euer Interesse für Reisen beziehungsweise medizinischen Heilmethoden aus anderen Kulturen? Hat euch das Thema schon immer interessiert oder wurde die Leidenschaft durch eine bestimmte Reise geweckt?
Wir sind schon als Kinder viel gereist aber eher im europäischen Raum. In den ersten Jahren unserer Beziehung haben wir Länder wie Griechenland, Spanien oder Frankreich besucht. 2013 ging unsere erste gemeinsame Fernreise nach Asien, wo wir in 6 Wochen von Singapur nach Bangkok mit dem Rucksack gereist sind. Seitdem ist Reisen ein fester Bestandteil unseres Lebens geworden. Dank der Semesterferien war es uns möglich jedes Jahr viele Wochen am Stück unterwegs zu sein. Wir haben in den darauffolgenden Jahren Mittelamerika bereist, weitere Teile von Europa und Asien, sowie Neuseeland. Auf unseren Reisen ist uns immer wieder bewusst geworden, dass es nicht die eine Lösung für ein Problem gibt und meist mehr als nur einen Blickwinkel oder eine Wahrheit. Das ist uns auch besonders in Bezug auf Medizin bewusst geworden.
Es gibt auf der Welt Abertausende von Menschen, die ihr eigenes Medizin- und Heilsystem entwickelt haben und damit wunderbar zurecht kommen. Wir fanden es immer spannend zu sehen, wie in anderen Teilen der Welt sich Menschen gesund halten und wie sie mit Erkrankung und dem Tod umgehen. Es gibt viele Medizinsysteme, die deutlich älter sind als die Schulmedizin und interessante Ansätze bieten bei der Behandlung von Krankheiten. Die Schulmedizin ist beeindruckend, wenn es um Akut- und Intensivmedizin geht. Bei chronischen Erkrankungen, wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen dagegen können oft viele Fragen nicht hinreichend beantwortet werden und die Behandlung stagniert. Damit wollen wir uns nicht zufrieden geben und bleiben daher offen für andere Ansätze. Ein Grund warum wir auch unser Ayurveda Studium begonnen haben.
Ayurveda ist über 5000 Jahre alt, irgendwas muss da also richtig laufen, wenn an dieser Methode bereits solange festgehalten wird auch wenn bis heute in Hinblick auf evidenzbasierte Medizin noch viel Nachholbedarf besteht. Für uns sind aber Studien allein nicht ausschlaggebend um eine gute Medizin zu praktizieren, es zählt ebenso Erfahrung und der Blick fürs große Ganze.
Habt ihr grundsätzlich ein paar einfache Tipps für meine Leser, gesünder zu leben beziehungsweise ihre Selbstheilungskräfte zu stärken?
Gesund zu leben ist an sich nicht schwer. Das Problem liegt eher darin, dass viele Menschen verlernt haben ihrer Intuition zu vertrauen und das Gefühl für ihren eigenen Körper mit seinen Bedürfnissen verloren haben. Unser Körper kommuniziert ständig mit uns, in jeder Minute. Lernen wir wieder diese Signale richtig zu deuten und uns das zukommen zu lassen, was wir wirklich brauchen, dann bleiben wir in Balance und gesund. In unserer heutigen zivilisierten Welt ist uns diese Intuition erfolgreich abtrainiert worden. Wir leben häufig im Außen und lassen uns stark beeinflussen, wie wir mit unserem Körper umzugehen haben.
Ein weiteres Problem liegt oft in der mangelnden Eigenverantwortung und der Selbstwirksamkeit. Wir erleben das ständig, dass Menschen ihre Verantwortung für sich am Eingang des Krankenhauses abgeben und anderen blind vertrauen. Dabei sollten wir am besten wissen, was wir brauchen und Experten in unserem Körper sein. Wir sind fest davon überzeugt, dass ein starkes Verantwortungsgefühl und die richtigen Informationen helfen, gesund zu bleiben.
Wir mögen es gern einfach. Wir sind kein Fan von starren Konzepten und strengen Regeln, da dann die individuellen Bedürfnisse häufig zu kurz kommen und ein Scheitern vorprogrammiert ist. Daher empfehlen wir bei den Basics anzusetzen und ein starkes Fundament zu bauen. Von da aus lassen sich dann die Feinheiten justieren. Ein guter Einstieg bildet unser Artikel: Back on Track – Top 10 für mehr Lebensenergie.
Wer langfristig etwas ändern möchte, dem empfehlen wir unsere Challenge Change your Habits. Auch hier konzentrieren wir uns zunächst auf die Basics und gehen dann immer mehr in die Tiefe. Eine Teilnahme ist jederzeit und kostenlos möglich. Wer mehr Unterstützung benötigt, erhält diese über unsere Online Sprechstunde, wo wir sozusagen ständig erreichbar sind. Mit der engmaschigen Betreuung wollen wir nachhaltig helfen und Gewohnheiten verändern.
Unsere Selbstheilungskräfte werden dann aktiviert, wenn der Körper alle Nährstoffe hat, die er braucht und der Behandlungsansatz neben dem Körper auch Psyche und Geist mit einbezieht. Für uns persönlich funktioniert eine pflanzenbasierte Ernährung kombiniert mit Yoga und Meditation am Besten. Darüber hinaus sorgen wir für den richtigen Input, zum Beispiel über Bücher und Podcasts und setzen auf unseren Reisen jedes Mal mehr ein Stück das Puzzle des Lebens zusammen.
Beschäftigt ihr euch auch mit der psychischen Gesundheit? Viele meiner Leser suchen nach Methoden gegen depressive Symptome oder innere Unruhe. Sind euch zu diesem Thema schon Behandlungen oder Hausmittel aus anderen Kulturen begegnet, die einen guten Eindruck hinterlassen haben?
Psychische Gesundheit spielt für jeden von uns eine große Rolle. Da wir den Menschen ganzheitlich betrachten wollen, ist das somit auch für uns ein sehr wichtiger Part. Auch beruflich haben wir durch unsere Arbeit viel Erfahrung gesammelt mit psychischen Erkrankungen wie auch psychosomatischen Krankheitsbildern. Dave hat damals seine Pflegeausbildung in einem psychiatrisch orientierten Krankenhaus absolviert und lange Zeit auch in der Forensik und im betreuten Wohnen gearbeitet. Sarah war im ambulanten Bereich und auch auf geschlossenen Stationen eingesetzt. Daher war es beruflich immer ein großes und sehr interessantes Thema.
Aus unserer Erfahrung finden wir den Satz Raus aus dem Kopf, rein in den Körper. sehr zutreffend. Oft fällt es schwer die Situation so anzunehmen, wie sie im Moment ist. Da spielen Schuldgefühle und Aggressionen oft eine große Rolle. Um den Kreislauf des Grübelns und der negativen Emotionen zu durchbrechen, hilft Bewegung. Dabei werden die so dringend benötigten Glückshormone freigesetzt und der Grübelzwang durchbrochen. Ebenfalls als sehr hilfreich empfinden wir Meditation, um Platz im Kopf zu schaffen. Auch ein Dankbarkeitstagebuch hilft es, die Gehirnstruktur neu zu formieren und neue neuronale Anreize zu schaffen. Ein weiterer oft unterschätzter Faktor ist die Sonnenenergie. Die dunklen Monate zehren an allen von uns, Sonnenlicht ist Mangelware. Da ein Großteil der Menschen einen Vitamin D Mangel haben, halten wir es für essentiell diesen auszugleichen, da Vitamin D ebenfalls antidepressiv wirkt. Also mehr wie ein Hormon als ein Vitamin.
Besonders beeindruckt waren wir auf Bali über die niedrige Rate von psychisch erkrankten Menschen. Dave hat mehrere Monate in Denpasar im Krankenhaus gearbeitet und sich mit den Ärzten dort über diese Thematik unterhalten. Nach ihren Schätzungen liegt der Anteil von Menschen mit einer Depression unter 2%. Es spielt dort im Krankenhausalltag also kaum eine Rolle. Die Ärzte führen das auf das viele Sonnenlicht, die sehr engen Familienstrukturen und die Einstellung zum Leben zurück, die sich in vielen Punkten von unserer stressigen und hektischen Lebensweise unterscheidet.
Ich habe auf eurem Blog das Angebot entdeckt: „Change your Habits 2018 – Mit 50 optimalen Gewohnheiten zu mehr Gesundheit und Lebensenergie“. Könnt ihr etwas dazu erzählen? Für wen wäre dieses Programm das richtige? Kann man noch teilnehmen?
Wie bereits ein wenig erläutert, wollen wir mit diesem Projekt nachhaltig Gewohnheiten verändern und uns langfristig für mehr Gesundheit und Lebensenergie stark machen. Wir sind keine Freunde von kurzfristigen Aktionen, die schnell wieder verpuffen. Daher haben wir uns entschieden uns ein Jahr lang jede Woche eine gute Gewohnheit anzueignen und nach und nach sogenannte Key Habits zu implementieren. Eine Teilnahme ist wie gesagt jederzeit möglich und herzlich willkommen! Auf unserer Seite http://mangosandmedicine.de/change-your-habits/ kannst du dich eintragen und einfach mitmachen. Dort findest du alle Infos, verschiedene Module und auch die Möglichkeit dich in der wachsenden Facebook Community auszutauschen. Regelmäßig posten wir auch Video Updates von unseren Erfahrungen und beantworten gern eure Fragen.
Das Projekt ist genau dann das richtige für dich, wenn du weißt, dass du Veränderung brauchst, du dich energielos fühlst, eventuell gesundheitlich bereits angeschlagen bist und du gern etwas ändern möchtest aber nicht weißt wo du ansetzen sollst. Genau da kommen wir ins Spiel und unterstützen dich dabei deiner Gesundheit wieder die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Was tut ihr für eure psychische Ausgeglichenheit?
Um uns ausgeglichen und wohl zu fühlen, setzen wir verschiedene Prioritäten. Zum einen ist uns ausreichend Schlaf unheimlich wichtig. Jede Nacht sollten es nicht weniger als 7 Stunden sein, am besten 8. Darüber hinaus ernähren wir uns seit fast 5 Jahren pflanzenbasiert und achten auf einen hohen Rohkostanteil, um all die nötigen Nährstoffe zu bekommen, die wir täglich brauchen. Wir achten auf ausreichend Pausen durch Yoga und Meditation, gehen in die Sonne sobald es die Möglichkeit dazu gibt, reden viel miteinander, versuchen viel zu lachen und einen liebevollen Umgang mit uns zu pflegen. Viel Inspiration und Ausgeglichenheit erfährt Sarah auch über Laura Malina Seilers Podcast happy, holy & confident. Vor einem anstrengenden Tag im Krankenhaus gibt das eine Menge Gelassenheit und den nötigen Schubs den Tag mit positiver Energie und den richtigen Gedanken zu starten.
Vielen Dank für das Interview!
Über die Interviewpartner: Sarah ist Ärztin und Krankenschwester, Dave (fast) Arzt und passionierter Krankenpfleger. Gemeinsam entstand aus einem Bauchgefühl heraus die Idee für dieses Projekt, die sich bis heute hält und in die wir viel Energie stecken: Wir wollen Menschen unterstützen ihre Gesundheit zu erhalten und Krankheit als Chance zu begreifen, dem Leben eine neue Richtung zu geben. Wir wünschen uns eine Medizin auf Augenhöhe, die sich immer auf den ganzen Menschen bezieht und sein Wohl in den Mittelpunkt stellt.
Homepage: Mangos and Medicine.
Ein sehr interessanter und inspirierender Beitrag !
Ich selbst lebe in den letzten Jahren bewusster, mache regelmäßig Sport und achte auf meine Ernährung.
Seit dem geht es meinem Körper und auch meiner Psyche blendend.
Ich hoffe, dass durch den Beitrag einige Leute ihren Lebnesstil noch mal überdenken.
Liebe Grüße
Sehr ausführlicher Beitrag, welcher zum Denken anregt!