Neue Wege gehen

Das Schöne am Bloggen sind die Menschen, die man dadurch kennenlernt.

Letzten Monat lernte ich Sabrina Gundert kennen, die einen Gastbeitrag auf My Free Mind veröffentlichen wollte.

Ich bin froh und dankbar, dass sie mich kontaktiert hat, denn ihr Artikel hat mich sehr berührt. Weil er eine Lebensphase beschreibt, die mir vertraut ist.

Durch die E-Mails und Rückmeldungen mancher Blogleser weiß ich, dass diese Frage viele beschäftigt: Was, wenn alles wegbricht?

Ich kann mir also vorstellen, dass dieser Text einigen von euch ebenfalls nahe gehen wird und hoffe, er macht euch auch Mut.

Eines der Mittel, mit denen Sabrina arbeitet, ist das Kreative Schreiben und so möchte ich gleich zu Beginn einen Tipp von ihr teilen:

Dem Kreativen oder auch Freien Schreiben wohnt eine unglaubliche Kraft inne.

Wenn du es einmal für dich ausprobieren magst, starte beispielsweise mit den Morgenseiten von Julia Cameron („Der Weg des Künstlers“):

Lege dir ein kleines Notizbuch an und schreibe morgens, direkt nach dem Aufstehen, drei Seiten voll. Egal was. Schreibe alles, was in deinem Kopf auftaucht. Und wenn du 30 mal schreibst „Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll“.

Probiere es eine Woche aus – schau dann: Hat sich etwas verändert? In dir? In deinem Leben, deinen Gedanken?

Die Morgenseiten sind schon seit vielen Jahren ein fester Bestandteil meines Morgenrituals. Sie helfen mir, klar und ausgerichtet in den Tag zu starten.

Neue Wege gehen_Titelfoto_Sabrina _Gundert

 

Neue Wege gehen

- Gastbeitrag von Sabrina Gundert

Es wirkt befreiend, wenn wir uns von Dingen trennen, die wir nicht mehr brauchen – denn damit schaffen wir Raum für Neues.

Doch was, wenn wegbricht, was wir gerne behalten hätten?

Und nichts mehr trägt?

Es gibt da diesen Moment des Dazwischens.

Wenn das Alte nicht mehr da ist und sich das Neue noch nicht gezeigt hat.

Diese Zeit des Dazwischens, dieser Nullpunkt ist für die meisten von uns nur schwer auszuhalten.

Neue Wege gehen3_Sabrina Gundert (1)

 

Plötzlich ist da einfach Nichts

Denn wir Menschen sind Gewohnheitstiere.

Wir brauchen ein gewisses Maß an Rhythmus, Beständigkeit und Gewohnheit.

Zugleich sind diese Momente, in denen wir uns wirklich auf das vermeintliche Nichts einlassen, mit die wertvollsten, die wir vom Leben geschenkt bekommen.

Es sind die Zeiten, in denen alles möglich ist.

Alles – und nichts, wie der Verstand gerne einwirft. Ja, das stimmt. Doch es ist nicht wahrscheinlich.

Denn eine Leere strebt immer danach sich zu füllen – mit Neuem, das wir jetzt vielleicht nicht einmal erahnen.

Vor drei Jahren stand ich mitten in diesem Nichts.

Mein Verlobter hatte die Beziehung beendet.

Es gab einen Wohnungsbrand.

Ich hatte mich gerade selbständig gemacht.

Und nun keine Ahnung, was ich tun und wohin ich ziehen sollte.

Plötzlich waren all meine Pläne, die mir doch immer so sicher vorgekommen waren, weg.

Keine Hochzeitsglocken mehr, kein Kindergeschrei, keine gemeinsame Wohnung.

 

Hingabe an das Leben

Du kannst mir glauben: Ich war immer ein verdammt hartnäckiger Sicherheitstyp!

Hatte Pläne und Vorhaben, hatte alles gut durchdacht – nur diesen Plan B für den Fall, das alles wegbricht, den hatte ich nicht.

Da stand ich also, mitten in diesem Nichts.

Ich hatte Angst, panische Angst und Panikattacken.

Angst davor zu fallen, meinen Weg nicht zu finden, in diesem Nichts steckenzubleiben.

Es war eine intensive und oftmals sehr harte Lebensschule, keine Frage.

Und doch – sie bereitete mir den Weg für alles Kommende.

Denn auf diesem Weg lernte ich, mich hinzugeben – und dem Leben zu vertrauen.

Ich lernte offen zu bleiben für die Wege und Möglichkeiten des Lebens, die so viel größer sind als das, was wir uns ausdenken können.

Und ich lernte, wieder zurückzukommen in den jetzigen Moment, statt 22 von 24 Stunden am Tag in Zukunftsplänen festzuhängen.

 

Der Sprung vom Kopf ins Herz

In jener Zeit wagte ich den Sprung vom Kopf ins Herz.

Etwas anderes blieb mir auch gar nicht übrig, da der Verstand angesichts der aktuellen Lage ziemlich ratlos war.

So schrieb ich auf, wie ich gerne wohnen würde. Schrieb auf, wie ich arbeiten wollte.

Ich schrieb etwas von einem Leben am See mit Blick auf die Berge (damals lebte ich gerade in Kiel, also rund 1.000 Kilometer von jeglichen Bergen entfernt), von dem Leben in einer kreativen Lebensgemeinschaft und neuen beruflichen Möglichkeiten. Dabei hatte ich stets den Chiemgau im Kopf, wo ich kurz zuvor auf einer Reise gewesen war und wo es mir so gut gefallen hatte.

Dann vergaß ich den Zettel wieder.

Einige Wochen später schickte mir die Teilnehmerin einer meiner Onlinekurse (eine Übersicht über alle Kurse findest du hier: Seminare) eine E-Mail:

Sie sei gerade aus einer kreativen Frauengemeinschaft am Bodensee ausgezogen. Und – welch Überraschung! – ihre Wohnung wurde genau zu dem Datum frei, an dem ich bereits die Wohnung in Kiel gekündigt hatte.

Der Verstand rief gleich: Du kannst doch nicht einfach an den Bodensee ziehen! Da warst du doch noch nie und kennst dort niemanden!

 

Wir lernen wieder zu staunen

Ja, es schien wirklich verrückt – doch dann fand ich den Zettel wieder.

Und stellte fest, dass meine Beschreibung eins zu eins auf die Wohnung zutraf, die mir jetzt angeboten worden war.

So fuhr ich in den Süden, sah mir alles an – und zog wenige Wochen später von Kiel an den Bodensee.

In der Zeit, in der ich noch gierig auf die Jagd nach Sicherheiten und Plänen ging, wäre mir so etwas vermutlich nicht passiert. So etwas Unglaubliches, Staunendes, das sich mit dem Verstand alleine nicht erklären lässt.

Ja, wenn wir uns öffnen für das Neue und dem Leben wieder vertrauen, erfahren wir so manches Wunder.

Vor allem aber wird uns bewusst, dass wir jederzeit die Möglichkeiten haben, neu zu beginnen.

Dass wir nicht im Nichts steckenbleiben werden, wenn wir das Alte loslassen, sondern vielmehr noch solch große Überraschungen auf uns warten, auf die wir in unseren kühnsten Träumen nicht gekommen wären!

Neue Wege gehen_Sabrina Gundert

 

In Kontakt mit unseren Herzenswünschen

Oft ist es die Angst, die sich wir eine dicke Nebelwand über unsere Intuition und unsere Herzenswünsche legt, so dass wir keinen Zugang mehr zu ihnen bekommen und das Gefühl haben, vollkommen verwirrt und alleine im Leben zu stehen.

Eine Frage, die in solchen Momenten Wunder wirkt, ist:

Was würde der mutigste Teil von mir jetzt tun?

Und einen Moment zu lauschen auf das, was sich dann zeigt.

Ja, es vielleicht sogar aufzuschreiben oder zu zeichnen, es auf diese Weise auszudrücken.

Diese Frage können wir uns in allen Lebenssituationen stellen, in denen wir zögern und vor dem nächsten Schritt zurückschrecken.

Sie bringt uns wieder in Verbindung mit unserer Kraft, unserer Freude und unserem Mut.

Denn ja, wir sind weit mehr als unsere Angst.

Angst ist nur ein Gefühl, das kommt und wieder geht.

Auch wenn sie manchmal so intensiv auftaucht, dass jeder nächste Schritt unmöglich scheint.

 

Vorfreude auf das Neue

Verbinden wir uns wieder mit unserer inneren Kraft, werden wir eine Veränderung spüren:

Die Anspannung in unserem Körper lässt nach, etwas wird wieder weit in uns, wir atmen auf.

Ebenso beginnen unsere kreativen Gedanken wieder zu fließen, neue Ideen, Wünsche, Träume und Visionen zeigen sich.

Ein Gefühl neugieriger Freude, dieses Kribbeln im Bauch, stellt sich ein.

Statt mit der Energie der Angst, sind wir nun mit der Energie der Freude verbunden – und können aus ihr heraus mutig den nächsten Schritt wagen.

 

Weggefährten stärken uns

Übrigens: In dieser Zeit des Wandels waren es vor allem auch Weggefährtinnen und -gefährten, die mich weitergetragen haben auf meinem eigenen Weg.

Menschen, die mir durch ihre eigenen Lebensgeschichten Mut gemacht haben, zu vertrauen und weiterzugehen.

Doch Gefährten auf unserem Weg kommen nicht immer als Menschen daher.

Manchmal erscheinen sie auch in Form eines Buches, dass wir zufällig aus dem Regal ziehen, als Satz einer Kassiererin, der eine Antwort auf die Frage ist, die wir schon solange mit uns tragen, als Seminar, Naturerfahrung, Begegnung mit einem Tier oder auf ganz andere Art und Weise.

Sicher ist: Schauen wir genau hin, werden wir immer mehr dieser Gefährten und Hinweise auf unserem Weg entdecken.

Und wenn du dann beginnst, loszugehen, das Alte loszulassen, auf den Moment des Dazwischens zu vertrauen, dann erinnere dich:

Dein erster Schritt muss nicht perfekt sein.

Es geht nicht darum, alles möglichst genau durchdacht zu haben (denn es kommt eh anders als geplant) aus Angst zu scheitern.

Sondern darum, einfach loszugehen.

Den ersten Schritt zu wagen.

Hin zu dem Leben, von dem du nicht gewagt hast zu träumen.

Neue Wege gehen2_Sabrina Gundert


Über die Autorin:
Sabrina Gundert_Sabrina Gundert begleitet Frauen in Coachings, Seminaren und mit ihren Büchern dabei, ihren einzigartigen Weg zu entdecken – und ihm zu folgen. 2014 ist nach „Auf dem Herzensweg – Lebensgeschichten spiritueller Frauen“ ihr Buch „Hab Mut und geh – Das Herzensweg-Praxisbuch“ im Irdana-Verlag erschienen. Hier findest du ihre Homepage: www.handgeschrieben.de


              
            

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