- Gastbeitrag von Sabrina Gundert
Mit 22 hatte ich zum ersten Mal eine Panikattacke. Ohne es zu wissen.
Was folgte, war das komplette Programm:
Notaufnahme, Ärzte, Psychologen.
Nach und nach erfuhr ich, dass ich weder gerade einen Herzinfarkt hatte, noch sonst eine lebensbedrohliche Krankheit – sondern einfach nur eine Panikattacke.
Geholfen hat das damals nicht.
Die einzige, die mir zu jenem Zeitpunkt wie ein unerschütterlicher Berg zur Seite stand, war die Achtsamkeit.
Bereits einige Jahre zuvor hatte ich einen MBSR-Kurs belegt – Stressbewältigung durch Achtsamkeit. Und den gleichen Kurs danach noch einmal, weil sie mich so sehr faszinierte, die Achtsamkeit.
Denn ich erfuhr:
Egal, welcher Sturm gerade durch mein Leben tobt, die Achtsamkeit bringt mich zuverlässig wieder zurück in den jetzigen Moment.
Der Atem wurde zu meinem Anker.
So banal und platt das klingt – an ihm konnte ich mich festhalten.
Die Praxis der Achtsamkeit beendete fortan nicht nur fast jede Panikattacke binnen weniger Minuten, sondern half mir auch bei Geldsorgen, Überreizung (die Hochsensiblen wissen, was ich meine – mehr dazu hier: Hochsensibilität – Herausforderung und Gabe), Trennungsschmerz und Hamsterrädern im Kopf den Irrweg aus den Gedanken mitten hinein ins Leben zu finden.
Achtsam sein meint, bewusst hier zu sein.
Wie es in einem Satz so passend heißt:
Wenn ich esse, esse ich.
Wenn ich gehe, gehe ich.
Ziemlich altmodisch in Zeiten, in denen der E-Mailcheck am Smartphone, das Gespräch mit der Freundin und der Weg zur Bahn gleichzeitig stattfinden.
Und doch unglaublich wirkungsvoll und befreiend.
Viele Meditationen nutzen den Atem als Hilfsmittel, denn er ist immer jetzt – nie gestern oder morgen.
Wenn du magst, probiere es selbst einmal aus:
Wenn du Angst oder Panik in deinem Körper spürst, nimm Zuflucht zu deinem Atem.
Spüre, wie er ein- und ausströmt.
Lass dich von ihm in den jetzigen Moment führen.
Raus aus dem Kopf und wieder rein ins Spüren.
Alternativ oder ergänzend – je nachdem, was für dich möglich und passend ist – kannst du die Achtsamkeit auch nutzen, um aus einer guten Distanz das Geschehen in deinem Körper zu beobachten.
Du stellst fest: Aha, da ist Angst.
Wo kannst du sie fühlen? Benenne die Körperregion.
Beispielsweise: Aha, interessant, ich spüre, wie mein Herzschlag ganz schnell geht und wie meine Beine zu kribbeln anfangen.
Bleibe verbunden mit der Wahrnehmung.
Frage dich immer wieder: Was ist jetzt? Beobachte. Benenne.
Und spüre, wie das Präsentsein die Gefühle von Angst, Zweifeln oder Panik langsam wieder verklingen lässt.
Denn letztendlich ist jedes Gefühl nur ein Gefühl.
Es kommt, bleibt eine Weile und geht wieder.
Auch wenn es sich überwältigend anfühlt, wenn es da ist.
Du darfst sicher sein: Es geht auch wieder vorbei.
Die Achtsamkeit unterstützt dich dabei.
Literatur:
Ein praxisnahes und zugleich informatives Buch: Der Angst den Schrecken nehmen – Achtsamkeit als Weg zur Befreiung von Ängsten von Jeffrey Brantley (Arbor Verlag).
Besonders geholfen hat mir ein kleines Kapitel am Ende des Buches zum Umgang mit Panikattacken.
Bei Liebeskummer sehr zu empfehlen – unendlich zart, liebevoll und kostbar: Die Weisheit eines gebrochenen Herzens – Wie wir gestärkt aus Liebeskummer hervorgehen von Susan Piver (Arbor Verlag).
Über die Autorin:
Sabrina Gundert begleitet Frauen in Coachings, Seminaren und mit ihren Büchern dabei, ihren einzigartigen Weg zu entdecken – und ihm zu folgen. 2014 ist nach „Auf dem Herzensweg – Lebensgeschichten spiritueller Frauen“ ihr Buch „Hab Mut und geh – Das Herzensweg-Praxisbuch“ im Irdana-Verlag erschienen. Hier findest du ihre Homepage: www.handgeschrieben.de
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