Gestern Abend saß ich bei einer Buchpräsentation im Wiener Allergiker Café und trank histaminfreien Wein. Ich bin dankbar, dass es mittlerweile solche Angebote in Wien gibt. Das Allergiker Café bietet auch glutenfreies Bier an, außerdem zahlreiche Snacks und Torten bei denen verschiedene Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien bedacht werden: Ob histaminfrei, glutenfrei oder laktosefrei.
Foto von http://www.allergikercafe.at/
Da ich selbst von einer Histaminunverträglichkeit betroffen bin, habe ich bereits in zwei Artikeln darüber geschrieben und bin immer wieder erstaunt, wie oft Lebensmittelunverträglichkeiten nicht entdeckt und mit psychischen Erkrankungen verwechselt werden.
Wenn das eintritt, bekommen die Betroffenen nie die Behandlung, die ihnen helfen würde beziehungsweise können sie nicht mit den Lebensstiländerungen beginnen, die für sie heilsam wären.
Das gilt natürlich auch für körperliche Symptome, die durch eine histaminarme Diät durchaus gebessert werden könnten.
Kopfschmerzen werden meist der Halswirbelsäule oder dem Wetter zugeordnet. Aufwendige Untersuchungen, wie Röntgenbilder der Halswirbelsäule oder Computertomographie und Magnetresonanz, versuchen der Ursache auf den Grund zu gehen. Das heißt, wir leben immer noch im Zeitalter der Statik und nicht der Dynamik, das heißt, pathophysiologische Veränderungen werden einfach ignoriert. Das Ergebnis ist, dass Patienten normale Befunde ausgestellt werden, obwohl sie krank bzw. leidend sind.
Eine laufende Nase wird einer Allergie zugeordnet, obwohl die Allergietests negativ sind. Und dies, obwohl allgemein bekannt ist, dass manchen Menschen beim Genuss von Wein „die Nase zugeht“.
Asthma bronchiale kann „exogen“ sein, also von außen kommend, bedingt durch Hausmilbe, Pollen, Tierepithelien, Schimmelpilze, oder aber „endogen“, also von innen kommend, ohne bekannte Ursache. Dabei ist vielen Patienten längst bekannt, dass Rotwein, aber auch Emmentaler Käse oder Thunfisch-Pizza, Atemnot auslösen können. Darüber hinaus gibt es Medikamente, die Hemmer der DAO sind, also des Enzyms, das Histamin abbaut, die aber speziell in der Asthmatherapie eingesetzt werden. Dies, obwohl allgemein bekannt ist, dass zum Nachweis von Asthma bronchiale die Provokation mit Histamin eingesetzt wird und dessen positives Ergebnis zur Diagnose von Asthma bronchiale verhilft.
Magenbeschwerden führen zur Gastroskopie und zum Nachweis des Bakteriums Helicobacter pylori, obwohl eine histaminfreie Diät hier schneller und billiger Klarheit schaffen könnte.
Herzrhythmusstörungen bei jungen Erwachsenen führen zu umfangreichen kardiologischen Untersuchungen, meist mit negativem Ergebnis und der Aussage: Es ist alles in Ordnung. Der Patient weiß aber, dass dem nicht so ist.
Durchfälle und weicher Stuhl sind Anlass für Darmröntgen und aufwändige Darmuntersuchungen, die an die Grenze der Peinlichkeit gehen, mit meist negativem Ergebnis, ohne dass daran gedacht wird, dass Nahrungsmittelunverträglichkeiten eine Rolle spielen könnten. Auch Morbus Crohn Patienten erhalten nur Medikamente, ohne auch an eine histaminfreie Diät zu denken.
Niedriger Blutdruck ist ein typisches Symptom der Histaminintoleranz, dennoch wird er meist als „gottgewollt“ akzeptiert.
Darüber hinaus sind manche Medikamentenallergien in Wahrheit Histaminintoleranzen und auch Patienten mit Neurodermitis können darunter leiden und von einer histaminfreien Diät profitieren. (Prof. Dr. Reinhart Jarisch in Histaminintoleranz)
Heute möchte ich euch ein spannendes Interview zusammenfassen, welches ich auf der Seite Low Histamine Chef gefunden habe: Dr. Georgia Ede on Histamine, anxiety and depression. Unter diesem Link kann man sich das Interview als Audiodatei anhören!
Ich möchte natürlich nochmals betonen, dass ich auf meinem Blog verschiedene Hinweise liefere, die auf dem Weg zur Gesundheit helfen können. Natürlich ist es wichtig, eine Diagnose in Zusammenarbeit mit einem Arzt (oder einem anderen Gesundheitsexperten) zu stellen, denn jeder Mensch ist unterschiedlich und die Ursachen für psychische Erkrankungen können enorm vielfältig sein.
Harvard Psychiaterin Dr. Georgia Ede über Histamin, Ernährung und Psyche
Dr. Ede erzählt von ihren persönlichen Erfahrungen. Darüber, wie ihre Migräne und Erschöpfung durch eine Ernährungsumstellung verschwunden sind und sich ihre Energie, Konzentrationsfähigkeit sowie Stimmung verbessert hat. Sie leidet an Histaminintoleranz und vielen anderen Unverträglichkeiten.
Nun bietet sie in ihrer Praxis eine Kombination aus Medikamenten und Ernährungsberatung sowie Ernährungsumstellungen an.
Ihren Erfahrungen nach wollen die meisten Menschen ihre Ernährungsweise nicht ändern. Dabei berichten ihr beispielsweise viele Studenten, dass sie einerseits viel Zucker konsumieren und sich andererseits schlecht konzentrieren und schlafen können und unter Stimmungsschwankungen leiden.
Am besten sei es, frische und echte Lebensmittel zu essen.
Die Erforschung der wissenschaftlichen Zusammenhänge zwischen Psyche und Ernährung stehe noch am Anfang.
Sie erzählt, dass Personen, die unter einer Histaminintoleranz leiden, nicht gut schlafen können, sich ängstlich fühlen, sich nicht gut konzentrieren können und müde werden, wenn sie zu viel Histamin zu sich nehmen.
Doch wieso hat histaminreiche Ernährung so viel Einfluss auf die Stimmung?
Dr. Ede erklärt es damit, dass bei einer zu hohen Histaminaufnahme Adrenalin ausgeschüttet wird und somit körperliche Symptome ausgelöst werden, die dem Körper Panik suggerieren, ohne das Angst vorhanden ist. Das kann in weiterer Folge Panikattacken auslösen, deren Ursachen körperlich (statt psychisch) sind.
In dem Interview erzählt sie außerdem, dass Östrogen die Histaminausschüttung auslösen kann, dass es neue Studien gibt, in denen Depressionen mit Entzündungshemmern behandelt werden und dass diverse Medikamente den natürlichen Abbau von Histamin blockieren können.
Sie erklärt, dass psychiatrische Medikamente wie Antidepressiva oder Antipsychotika Histaminrezeptoren blockieren und somit zu einer Besserung der psychischen Symptome führen können, was nicht bedeutet, dass eine psychische Erkrankung vorgelegen hat.
Auf die Frage, was Personen tun können, wenn sie hinter ihrer Depression oder Angst eine Histaminintoleranz vermuten, antwortet sie, dass das Testen sehr schwierig sei und man am besten ein paar Wochen lang eine histaminfreie Diät ausprobieren solle. Dazu wird empfohlen, ein Stimmungstagebuch zu führen. Wenn man Änderung wahrnimmt, kann man mit diesem Hilfsmittel viel besser kontrollieren, inwiefern ein Zusammenhang mit der jeweiligen Ernährungsform besteht. Man kann die Symptome somit besser zuordnen. Und mit diesem Wissen steuern, wie man sich fühlt.
Bonus:
In diesem Artikel hat Dr. Ede fünf Lebensmittel und Substanzen zusammengefasst, die Ängste und Schlaflosigkeit auslösen können. Es handelt sich um:
- Koffein
- Nachtschattengewächse (Kartoffeln, Tomaten, Auberginen, Paprika, Gojibeeren)
- Alkohol
- Gereifte, fermentierte, geräucherte oder eingelegte Lebensmittel (Salami, bestimmte Käsesorten, Sauerkraut, Rotwein)
- Zucker, Mehl
Sehr guter Artikel, der lowhistaminechef ist schon eine wahre Fundgrube und hat auch mein Leben verändert. Ich habe ja mit regelrecht autistischen Symptomen zu kämpfen gehabt wegen meiner Histaminintoleranz (bzw. eher zuviel Ausschüttung aus körpereigenen Mastzellen). Es ist wirklich ein wichtiges Thema, das Verbreitung finden muss, Mastzellen sind in so vielen chronischen Erkrankungen involviert.
Und hey, dieses Allergikercafé würde ich auch gerne mal besuchen! Ich muss echt mal wieder nach Wien kommen.
Toller Blog übrigens! =)
Liebe Doro,
Vielen Dank 🙂 Ich mag deine Seite auch sehr gerne!
Wahnsinn, was Histamin alles auslösen kann. Ich hätte mir auch nie gedacht, wie weit diese Einflüsse gehen (z.B. Unverträglichkeit von Höhe beim Wandern oder totale Erschöpfung von der prallen Sonne).
Lg, Moni