Dieser Artikel stammt nicht von mir, ich habe ihn übersetzt, da ich den Inhalt für Betroffene wertvoll und vor allem greifbar finde. Geschrieben wurde der Text von jemandem, der selbst an Depressionen gelitten hat und erzählt, wie man einem Angehörigen während einer akuten depressiven Phase helfen kann.
Ich finde es aber wichtig, zu betonen, dass sich diese Hilfsmöglichkeiten auf eine kurzfristige und akute depressive Verstimmung beziehen; bei länger andauernden Problemen ist es erforderlich, auch andere Optionen in Anspruch zu nehmen.
Außerdem ist es auf lange Sicht gesehen nicht förderlich, erkrankten Personen zu viel Verantwortung abzunehmen, da sie das in die Lage einer hilflosen und unselbstständigen Person drängen kann.
Eine gute Ressourcenquelle, um mehr Selbstverantwortung zu entwickeln, findet ihr hier: Verantwortung übernehmen ist unbeliebt.
Bei länger andauernden psychischen Krisen ist es für helfende Personen essentiell, auf sich selbst zu achten: Auf die eigenen Grenzen, die eigene Gesundheit sowie die eigene psychische Ausgeglichenheit.
Passend zum Thema hier noch eine Audiodatei von Radio Sonnengrau: Depression in einer Partnerschaft (Dauer: 78 Minuten)
5 Möglichkeiten einer Person, die an Depressionen leidet, zu helfen
Übersetzt aus dem englischen Original
1. Begleite sie nach draußen
Die frische Luft hat einen positiven Effekt auf die Stimmung. Warnung: Die betroffene Person wird wahrscheinlich nicht hinausgehen/ aufstehen wollen. Es ist trotzdem gut, es zu probieren.
Konkrete Hilfsmöglichkeiten:
- Spaziergang an einem ruhigen Ort, am Meer, an einem See, in einem Wald
- gemeinsames Picknick
- einen Kaffee/Tee trinken gehen
2. Nimm ihr einige Alltagsaufgaben ab
Bei einer Depression kommt es zu einer Art Unfähigkeit, normale Alltagsaufgaben zu bewältigen. Wenn es wirklich schlimm ist, wird selbst das Duschen zu einer Herausforderung.
Konkrete Hilfsmöglichkeiten:
- einen vermiedenen Telefonanruf erledigen
- zusammen die Post öffnen
- beim Wäsche waschen unterstützen
- im Haushalt helfen
- Müll hinausbringen
- bei administrativen Sachen helfen (wie Rechnungen bezahlen oder einen Termin beim Arzt ausmachen)
3. Essen
Während einer Krise verliert man den Bezug zu einer gesunden Ernährungsweise. Entweder man bekommt keinen Bissen mehr runter oder man neigt dazu, um 2:00 nachts noch jede Menge Essen zu verschlingen. Informationen zu Emotionalem Essen findest du hier (am Ende des Artikels).
Konkrete Hilfsmöglichkeiten:
- zusammen in ein Restaurant gehen
- zu Freuden essen gehen
- etwas Gesundes zum Essen bestellen
- zusammen einkaufen gehen und gemeinsam kochen
- eine gesunde Süßigkeit backen
4. Ein Selbstfürsorge Paket basteln
Dies ist sehr individuell und zeigt der betroffenen Person, dass man helfen möchte. Eignet sich besonders gut, wenn die Person das Haus nicht verlassen möchte.
Konkrete Gegenstände, die man einem solchen Paket beifügen kann:
- Etwas, das gut schmeckt: Gute Teebeutel, etwas selbst Gebackenes
- Etwas das gut riecht: Kerzen, Parfum, Badeöl, Body Lotion
- Etwas, das sich gut anfühlt: Eine Decke, warme Socken, ein neuer Pyjama
- Etwas, das den Geist beschäftigt: Kreuzworträtsel oder Sudokus, Zeitschriften oder Comics (nichts Anspruchsvolles)
5. Hör der Person zu
Konkret:
- Nimm dir Zeit und hör der betroffenen Person wirklich zu
- Frag nach, was die Person sich von dir wünscht und hilf ihr dabei
Bonustipp von Moni:
Einfach da sein.
Auch wenn das bedeutet, nur zusammen zu schweigen oder die Hand zu halten.
Die Situation akzeptieren, also keine konkreten Tipps geben („Reiß dich zusammen, mach mal wieder Sport, steh einfach auf, dann wird es dir besser gehen“).
Der Person vermitteln, dass sie wertvoll ist – und mehr als ihre Krankheit beziehungsweise ihre momentane Beeinträchtigung.
Hallo Moni,
sorry, aber diesmal kann ich speziell dem Text auf dem Bild nicht zustimmen (Wahre Freunde…).
Wo ist der Sinn und Zweck dabei, Unglück verdoppeln zu wollen? Als Freund würde ich meinen Freund so schnell wie möglich wieder hochziehen! Denn was bringt es denn, wenn er noch länger da unten bleibt?!
Sich wieder gut zu fühlen ist doch in diesem Fall das Wichtigste!
LG
Aljoscha
Hi Aljoscha!
Ich denke, genau das ist die Kunst der Therapie: Auch einmal nur da zu sein, zu schweigen und nichts zu unternehmen.
Ich weiß natürlich, wie du es meinst! Natürlich sucht jeder in der Not konkrete Hilfestellungen (und diese versuche ich bereit zu stellen!); es kann aber gerade in depressiven oder ängstlichen Phasen für betroffene Personen wohltuend sein, sich „am Boden dazuzusetzen“, den Blickwinkel zu ändern, das Leid oder die Angst mitzufühlen und einfach da zu sein. In psychischen Krise oder nach schlimmen Lebensereignissen weiß man oft, was zu tun WÄRE, es sind aber manchmal auch Pausen nötig (zum Beispiel zum Weinen). Ratschläge können sich im falschen Moment wie „Reiß dich zusammen“ Aussagen anhören und noch mehr Hilflosigkeit oder Schuldgefühle vermitteln.
Das ist zumindest meine Meinung 🙂