Dieser Beitrag ist ein Teil der Zusammenfassung einer Online- Informationsveranstaltung über natürliche Methoden gegen Ängste und Depressionen.
Teil 1 dieser Zusammenfassung findest du hier: Mögliche Ursachen einer Depression.
In dem folgenden Beitrag dreht sich alles um Hormone und ihren immensen Einfluss auf die psychische Ausgeglichenheit.
Die Autorin und Pharmazeutin Dr. Izabella Wentz war eine der Gesundheitsexpertinnen dieser Online-Veranstaltung.
Wie die meisten anderen Teilnehmer führte auch sie ihre persönliche Lebensgeschichte zu einer ganzheitlichen Arbeitsweise: Sie litt seit dem fünften Lebensjahr (trotz gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung) an zahlreichen unerklärlichen Symptomen. Unter anderem an Müdigkeit, Magenproblemen, Haarausfall, Depressionen und Panikattacken.
Erst viele Jahre später wurde eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) entdeckt.
An ihrer ehemaligen Arbeitsstelle (einer Apotheke) hat sie außerdem die Erfahrung gemacht, dass zahlreiche Patienten, die Psychopharmaka verschrieben bekommen haben, mit vielen Nebenwirkungen zu kämpfen haben: Am häufigsten erwähnt wurde eine Gewichtszunahme (Psychopharmaka haben einen enormen Einfluss auf den Stoffwechsel).
Aus diesem Grund empfiehlt sie Ratsuchenden bei psychischen Problemen ausschließlich Lebensstilveränderungen als Behandlungsmethode der ersten Wahl.
Ich möchte euch heute zuerst die verschiedenen Symptome von Schilddrüsenproblemen und hormonellen Störungen auflisten und danach Dr. Wentz ganzheitliche Behandlungsansätze vorstellen.
Symptome verschiedener Hormonstörungen
Schilddrüsenunterfunktion
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion laufen alle körperlichen Prozesse verlangsamt ab: Man ist erschöpft, lustlos, deprimiert, der Stoffwechsel ist langsamer – diese Symptome führen häufig zu Fehldiagnosen von psychischen Erkrankungen.
Mögliche Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion:
– allgemeines Schwächegefühl, verminderte Leistungsfähigkeit, Antriebslosigkeit
– Konzentrationsprobleme, Gedächtnisstörungen
– depressive Stimmungslage
– Herz-Kreislauf-Probleme, wie verlangsamte Herzfrequenz oder niedriger Blutdruck
– häufiges Frieren, Empfindlichkeit gegenüber Kälte, fehlendes Vermögen zu schwitzen
– Gewichtszunahme ohne Veränderung der Ernährungsgewohnheiten
– Verstopfung durch herabgesetzte Darmtätigkeit
– kühle, trockene, raue, schuppige Haut mit gelblichen Verfärbungen
– glanzloses, brüchiges Haar mit Haarausfall, auch der Achsel- und Schambehaarung
– tiefe, raue, heisere Stimme, langsame Sprache
– Schwellung der Augenlider durch Flüssigkeitseinlagerungen
– erhöhter Cholesterinspiegel im Blut
– Zyklusstörungen, Fruchtbarkeitsprobleme, fehlende oder verminderte Lust
Quelle und zusätzliche Informationen: Netdoktor Hypothyreose.
Hashimoto-Thyreoiditis
Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto, welche ebenso mit zahlreichen Symptomen einhergeht, die mit einer psychischen Erkrankung verwechselt und somit fehl-diagnostiziert werden können.
Meist beginnt die Erkrankung langsam und schleichend mit unspezifischen Beschwerden:
– Gewichtszunahme, auch bei geringer Nahrungsaufnahme
– Verstopfung
– Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit
– depressive Verstimmung
– langsamer Herzschlag
– Bluthochdruck
– Zyklusstörungen, fehlender Eisprung, herabgesetzte Fruchtbarkeit
– erhöhte Rate an Fehlgeburten
– Impotenz
– kühle und trockene Haut, Kältegefühl
– brüchige Nägel
– vermehrter Haarausfall
– teigige Konsistenz der Haut durch vermehrte Wassereinlagerungen
Es treten nur selten alle aufgelisteten Beschwerden auf, meist stehen einige wenige im Vordergrund. Manche Betroffenen sind sogar lange Zeit beschwerdefrei.
Schmerzen im Bereich der Schilddrüse sind nicht typisch.
Natürlich können alle genannten Symptome auch durch viele andere Krankheitsbilder hervorgerufen werden!
Schilddrüsenüberfunktion
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion laufen die körperlichen Prozesse beschleunigt ab, es kann zu Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Nervosität kommen.
Mögliche Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion:
– allgemeine Unruhe, Nervosität, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen
– Herz-Kreislauf-Probleme, beschleunigter Herzschlag, Bluthochdruck oder Störungen des Herzrhythmus
– erhöhte Körpertemperatur, Überempfindlichkeit gegenüber Wärme, starkes Schwitzen
– Gewichtsabnahme, trotz ausgeprägten Appetits und gesteigerter Nahrungsaufnahme
– häufiger Stuhlgang, oft verbunden mit Durchfall
– brüchige Fingernägel und Haare, Haarausfall
– feuchtwarme, samtartige Haut
– Schwäche, Krämpfe oder Zittern der Muskulatur
– Zyklusstörungen, Fruchtbarkeitsprobleme
– Osteoporose
Quelle und mehr Informationen: Netdoktor Hyperthyreose.
Prolaktin und Psychopharmaka
Viele Medikamente (wie Lithium, Ritalin, Antipsychotika und Antidepressiva) haben einen Einfluss auf die Schilddrüse und den Hormonhaushalt.
So kann es bei der Einnahme von Psychopharmaka beispielsweise zu einem Prolaktinüberschuss kommen:
Eine Hyperprolaktinämie beschreibt eine zu hohe Prolaktin-Konzentrationen im Blut.
Diese kann einerseits durch Tumore der Hirnanhangsdrüse entstehen, ist aber gleichzeitig eine häufige Nebenwirkung zahlreicher Medikamente: Dopaminantagonisten, Neuroleptika/ Antipsychotika, Antiemetika, Opiate, Östrogene (Antibabypille), Blutdrucksenker, Antidepressiva (Tri- und Tetrazyklische Antidepressiva, MAO-Inhibitoren und Selektive Serotonin Reuptake Inhibitoren, SSRI) sowie Benzodiazepine.
Der Normbereich des Prolaktinwertes liegt zwischen 5–25 ng/ml.
Ein leicht erhöhter Wert (zwischen 30 und 50 ng/ml) kann Ausdruck eines Tranquilizer-Konsums (Beruhigungsmittel) oder Symptom einer Schilddrüsenerkrankung sein.
Einige Betroffene werden mit erhöhten Prolaktinwerten verängstigt zu MRT-Untersuchungen geschickt: Mit Verdacht auf Hirntumor.
Hier darf man den Einfluss von Psychopharmaka nicht außer Acht lassen.
Nach dem Absetzen der Medikamente kann es einige Monate dauern, bis sich dieser Wert normalisiert hat.
Erhöhte Prolaktinwerte können unter anderem zu Libidoverlust führen, einer bekannten Nebenwirkung psychiatrischer Medikamente.
Quelle: Wenn Psychopharmaka das Liebesleben lähmen.
In diesem Zusammenhang ist problematisch, dass bestimmte Psychopharmaka den Schilddrüsenhormonstoffwechsel beeinflussen und die Symptomatik einer bestehenden Erkrankung der Schilddrüse sich dadurch noch zusätzlich verstärken kann.“ (Quelle: Psychische Erkrankungen – Oft Fehldiagnosen bei Schilddrüsenpatienten!)
Der Arztbesuch
Da viele Ärzte bei Routineuntersuchungen lediglich den allgemeinen TSH-Wert kontrollieren, warten manche Personen 10-20 Jahre auf die richtige Diagnose.
Bei Verdacht auf ein Problem mit der Schilddrüse sollte man als Patient um eine umfangreiche Testung mit folgenden Werten bitten:
TSH, Schilddrüsen- Antikörper, freies T3 und freies T4, umgekehrtes T3.
Bei einer bekannten Schilddrüsenerkrankung sollten die Werte alle 4-6 Wochen kontrolliert werden (um eine optimale medikamentöse Einstellung zu ermöglichen), ohne Symptome reicht eine solche Testung einmal im Jahr aus – zur Kontrolle, um eine Erkrankung so früh wie möglich feststellen zu können.
Bei Dr.Wentz hat es sechs Monate gedauert, die richtige Medikamentendosis zu finden.
Das besondere an ihrer Arbeit ist jedoch: Sie sammelt Erfolgsgeschichten von Betroffenen, die Schilddrüsenprobleme mit Lebensstilveränderungen (ohne Medikamente) besiegt haben.
Viele dieser Menschen haben nur zu Beginn Medikamente genommen und sind nun medikamenten- und beschwerdefrei.
Hormone ohne Medikamente stabilisieren
Zu den Lebensstilveränderungen, welche Hormone ausbalancieren können, zählen:
- Yoga (Hormonyoga) sowie Meditation
- Sonnenstrahlung beziehungsweise Lichttherapie (Vitamin D!)
- Unverträglichkeiten testen oder Auslassdiäten probieren (Gluten, Milch, Soja und Nüsse können PMS/depressive Stimmungen auslösen)
- Selenmangel beheben
- Blutzucker stabil halten – mit guten Fetten wie Chiasamen, Kokosöl oder Avocado
- Koffein weglassen
Bücher von Dr. Wentz:
- Hashimoto’s Thyroiditis: Lifestyle Interventions for Finding and Treating the Root Cause
- Hashimoto im Griff: Endlich beschwerdefrei mit der richtigen Behandlung
9 Lebensstilveränderungen und ihr Erfolg bei Hashimoto:
Eine Studie an 2232 Betroffenen.
- übersetzt aus dem englischen Original.
1) Stress hat einen großen Einfluss auf die Symptome einer Hashimoto Erkrankung! 69% der befragten Personen berichteten von einer stressreichen Lebensphase, bevor die Symptomatik ausbrach oder sich verschlechterte.
Die meisten fühlen sich an jenen Tagen besser, an denen sie genügend Schlaf bekommen, Zeit mit ihren Liebsten verbringen, in der Natur sind, spazieren gehen, eine Massage bekommen, lesen oder am Strand sitzen.
Schlechter fühlen sich hingegen viele, wenn sie unter Schlafmangel leiden, sich gestresst fühlen, von pessimistischen Personen umgeben sind, Streit hatten oder bei schlechtem Wetter. Man sollte den Einfluss von Stressreaktionen auf dem Weg zur Gesundheit nicht unterschätzen.
Stress wird nicht immer von externen (äußeren) Faktoren verursacht, manchmal kommt er auch aus dem Inneren – durch negative Gedanken oder Perfektionismus.
Nimm dir regelmäßig ein paar Tage Zeit, um zu entschleunigen und gut für dich zu sorgen.
2) Nährstoffmängel steuern den Verlauf der Erkrankung!
68% der Befragten gaben an, niedrige Werte von Vitamin D, 33% niedrige Werte von Vitamin B12 und 28% niedrige Ferritinwerte (Hinweis auf Eisenmangel) zu haben.
Niedrigen Werte dieser Nährstoffe können die Ermüdung und Erschöpfung bei Schilddrüsenproblemen verstärken.
Niedrige Ferritinwerte können außerdem auf eine Eisenmangelanämie hinweisen, was Haarausfall begünstigen kann.
Bei im Blutbild nachgewiesenen Mängeln brachte die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln eine Besserung: 67% der Befragten fühlten sich nach der Einnahme von Vitamin D3 energischer, 88% nach Vitamin B12 und 82% nach der Wiederherstellung der normalen Eisenwerte.
3) Eine Glutenunverträglichkeit steht in engem Zusammenhang mit Hashimoto und zeigt Einflüsse auf den Krankheitsverlauf.
76% der Betroffenen gaben an, Gluten nicht zu vertragen (16% waren sich nicht sicher).
Die meisten Personen bemerkten ihre Unverträglichkeit an Magen-Darm Symptomen (wie Verstopfung, Durchfall, Krämpfen, Blähungen, Übelkeit oder Sodbrennen) sowie an neurologischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Verwirrung, Angst, Depression, Erschöpfung oder Schlaflosigkeit.
88% spürten eine deutliche Besserung bei der Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung! Nur 3,5% litten unter Zöliakie.
4) Die Ernährung macht einen Unterschied!
Zusätzlich zu einer glutenfreien Ernährung wurden folgende Ernährungsformen als symptomlindernd angegeben: Eine zuckerfreie Paleo-Ernährung (81% Besserung), eine getreidefreie Ernährung (81% Besserung), eine kuhmilchfreie Ernährung (79% Besserung) und eine Ernährung mit niedrigem glykämischen Index (76% Besserung).
Das Hinzufügen von nachweislich gesunden Lebensmitteln zeigte ebenfalls eine Besserung der Symptome: Bei einer hausgemachten Brühe 70%, bei grünen Smoothies 69% und bei fermentierten Nahrungsmitteln 67%.
5) Nahrungsergänzungsmittel können helfen. Am besten ein großes Blutbild beim Hausarzt erheben und abklären lassen.
Eine Person erzählte mir: „Die Behandlung mit Zink lies eine Pilzerkrankung verschwinden, bei der mir vier Ärzte in den letzten zwei Jahren nicht helfen konnten.“
6) Es ist möglich, depressive Stimmung oder Schmerzen mit Selbstfürsorge zu verbessern.
Die Zeit in einem Spa beziehungsweise in einer Sauna führte bei 57% der Betroffenen zu einer Stimmungsaufhellung, mehr Energie, weniger Hautproblemen und weniger Schmerzen.
Massagen verbesserten die Laune von 80% der Personen, 62% empfanden weniger Schmerzen und das Energielevel stieg bei 45%!
Falls ein Spa-Besuch zu teuer ist, ist es immer möglich ein „Epson Salzbad“ zu Hause zu nehmen.
7) Der ideale TSH Wert: 69% der Betroffenen fühlten sich mit einem TSH unter 1 μIU/ml am besten, 57% fühlten sich mit einem TSH zwischen 1 und 2 μIU/ml gut!
Obwohl ein TSH-Wert von bis zu 4 μIU/ml als normal gilt, fühlte ich mich bei so einem Wert noch nicht ideal.
8) Eine niedrige Dosis von “Naltrexone” kann bei manchen Personen zu einer Besserung führen – 38% fühlten sich nach einer solchen Behandlung viel besser.
48% konnten ihre Schilddrüsen-Antikörper senken, 61% merkten eine Besserung der Stimmung, 66% hatten mehr Energie und 40% hatten weniger Schmerzen.
9) Probiotika können dabei helfen, das Gewicht zu normalisieren – dies gaben 36% der Betroffenen an.
Frauen und Hormone:
PMS (Prämenstruelles Syndrom)
Autorin Alisa Vitti litt in der Vergangenheit am Polyzystischen Ovarialsyndrom, PCOS. Ihre Symptome waren: Akne, Gewichtsprobleme, Depression, Erschöpfung sowie Antriebslosigkeit. Seitdem beschäftigt sie sich mit dem Thema Frauen, Hormone und Psyche.
Sie betont, dass es im Leben einer Frau empfindliche Umstellungsphasen gibt, in denen es aufgrund hormoneller Umstellungen des Körpers zu Ängsten oder Depressionen kommen kann: Die Pubertät, die Zeit während und nach der Schwangerschaft sowie die Pre- und Postmenopause.
Bei Erkrankungen wie PMS oder PCOS komme es unter anderem zu einem Östrogenüberschuss und Progesteronmangel und dies führe in weiterer Folge zu Entzündungsreaktionen im Körper.
Während der Menopause sei es besonders wichtig, Magnesium, Folsäure und Omega 3 Fettsäuren zu sich zu nehmen, keinen Zucker und kein Koffein zu konsumieren.
Ernährungstipps für Hormon-Balance von Alisa Vitti: Walnüsse, Chiasamen, Leinsamen, Avocado, Beeren, Fisch und Sonnenblumenkerne.
Die Hormonpille entzieht dem Körper Nährstoffe, wie Magnesium und B-Vitamine und kann deswegen zu Nährstoffmängeln beitragen. Koffein senkt ebenfalls das körperliche Level an Magnesium.
Video einer Psychiaterin über die Verhütungspille (englisch): Drop That Pill – Why I Want My Patients Off Birth Control.
Ich freue mich über euer Feedback zu diesem Artikel!
hallo 🙂
Ich weiß, dass ich schon immer einen guten Stoffwechsel hatte, da ich nie zunahm, gute sportliche Leistungen hatte, später entwickelten sich Angststörungen und Depressionen etc.
ich nahm dann 2,5 Jahre lang Anti Depressiva, in dieser Zeit konnte ich essen so viel ich wollte, ich nahm keinen Kilo zu, hatte Durchfall etc..
könnte es sein dass ich an einer Schilddrüsenüberfunktion leide? Hat diese dann Auswirkungen auf meine psychische Verfassung?
1. Wie kann ich meine psychische Befindlichkeit dann verbessern?
2. Wie finde ich heraus ob ich eine Überfunktion hab? Beim Arzt ist das ja leider nicht verlässlich..
Liebe Jena,
Natürlich kann die Schilddrüse Einfluss auf die psychische Gesundheit und auch auf das Gewicht haben.
Um herauszufinden, ob es daran liegt, ist es am besten einen Arzt zu finden, der sich auf Hormone spezialisiert hat und Blutwerte zu erheben – in diesem Artikel ist das Thema gut beschrieben: Hormone und Psyche
LG, Moni