Interview mit Janett Menzel
Liebe Janett, danke, dass du dir die Zeit für ein Interview genommen hast. Auf meiner Facebookseite teile ich immer wieder Artikel von dir, da ich sie sehr informativ und hilfreich finde. Kannst du dich meinen Lesern kurz vorstellen? Wer bist du, was machst du und welche Themen findet man auf deiner Homepage?
Hallo Moni. Danke für die Möglichkeit! Natürlich kann ich mich kurz vorstellen.
Ich heiße Janett Menzel, wohne in Berlin und arbeite dort als Autorin, Schreibtherapeutin, Coach und Journalistin. Meine therapeutische und journalistische Seite lebe ich neben meinen Büchern am stärksten auf der Website www.ich-habe-auch-angst.de aus, auf der ich Informationen und Selbsthilfestrategien bei kleinen und großen Ängsten zur Verfügung stelle.
Im Blog bin ich natürlich am häufigsten tätig. Dort findet man kleinere Methoden aus dem Selbstcoaching bei Ängsten, Zweifeln, Selbstwertproblemen und dem Alltäglichen und Menschlichen, zum Beispiel dem Umgang mit unseren Mitmenschen oder destruktiven Gefühlen, Hintergrundinfos zu neuesten wissenschaftlichen und psychologischen Erkenntnissen, eigene Erfahrungen und Erlebnisse, die mir wichtige Lektionen schenkten und vieles mehr.
Seit neuestem gibt es auch den angstfrei-Podcast.
Ich habe folgenden Text auf deinem Blog gefunden: „Dann geschah, was niemand kommen sah: Mein Geist trat mir in den Hintern und schenkte mir eine Angst- und Panikstörung. Seitdem ist nichts mehr so, wie es war. Zum Glück.“ Kannst du etwas dazu sagen? Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass die erste Panikattacke, die man erlebt, sehr viel Angst machen kann. Da du zum Glück geschrieben hast, kannst du erzählen, wie du damit umgegangen bist?
Der stammt von meiner Schreibtherapie-Website, genau.
Ja, wo fange ich an…ich hatte meine erste Panikattacke mit Agoraphobie 2008, als ich noch nicht einmal wusste, was diese Wörter bedeuten. Sie kam nach einem langen Arbeitstag, an dem ich einmal wieder den Dreck für andere Leute weggeräumt und ihre Verantwortung übernommen hatte. Darin war und bin ich noch immer verdammt gut! (lach)
Das war der Start einer fünfjährigen Auseinandersetzung mit meinen Ängsten und Werten, die – wann immer sie verletzt wurden – in Panikattacken gipfelten. Nicht sehr schön und ich erinnere mich genauso wenig gern daran zurück.
Doch im Endeffekt wuchs ich in der Zeit über mich hinaus, so sehr, dass ich mich selbst nicht mehr wiedererkannte.
Alle Panikepisoden der fünf Jahre waren ein Schrei meines Körpers und meiner Seele nach mir, meinen wahren Werten und Überzeugungen, die wieder in Übereinstimmung mit meinen Handlungen kommen mussten. Vorher aber hatte ich fremde Werte und davon eine ganze Menge. Kein Wunder, dass ich unglücklich war, wenn ich mich nur damit beschäftigte, andere glücklich zu machen.
Das Witzige an der Sache war aber, dass ich nicht einmal merkte, dass ich unzufrieden war. Meine Rolle erschien mir „normal“. Dass das, was ich da täglich tat, für mich immer falsch sein würde, wollte auch lange Zeit nicht in meinen Kopf. Deshalb war es wohl mit einer Panikepisode nicht getan.
Mein Körper war derjenige, der mir wie eine strenge Mutter eine Ohrfeige verpasste, wann immer ich etwas für andere tat, was gegen meine Wahrheit war. „Zum Glück“, denn ich durfte so lernen, dass es mich gibt und dass ich genauso wichtig bin wie andere.
Ich habe viele Lehren aus den fünf Jahren gezogen. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Die zwei wichtigsten aber waren diese: 1. Du kannst dich nicht vor deinem Leben verstecken. 2. Es ist nett, dass du dich mit den Problemen anderer beschäftigst, aber vergiss darüber nicht deine Lebensaufgabe. Welche das sein würde, war mir bis vor zwei Jahren noch nicht klar.
Auf deinem Blog steht „Jeder hat Angst vor etwas“. Du bekommst sicher viele Anfragen und Geschichten deiner Leser zugeschickt – sind sich die Ängste der Betroffenen ähnlich oder ist es eine breite Palette?
Nein, keineswegs. Ich hatte ja anfangs nur Agoraphobie und Panikstörung als Thema. Und das machte sich wenigstens in diesen Zeiten des Content Marketings und der Suchmaschinenoptimierung prima. Aber irgendwann wurde mir klar, dass es das nicht allein ist, sondern die Auslöser für alles, was man heute als vermeintliche Krankheit oder Störung bekommen kann, etwas ganz Anderes sein muss, tiefer liegen muss.
Dieses Andere ist bei jedem individuell: Mir schreiben viele Menschen, die Angst vor Trennung (dem Alleinsein) erleben (oft gespiegelt von ihren Partnern, die Beziehungsängste haben), Angst vor ihren Gefühlen und denen der Anderen (besonders Schuldgefühle und Scham, aber auch die Angst vor der Angst selbst). Sie erleben Wut, Ablehnung, Aggressionen, Schuld und Scham wie jedes Kind und empfinden es als große Herausforderung, diese schmerzhaften Gefühle erneut auszuhalten.
Liebe ist ein besonders großes „Problemgebiet“, aber auch die Sprache des Körpers und seine Übersetzung, die nicht immer gleich klar ist. Deshalb wuchs meine Seite immer mehr an.
Mittlerweile habe ich viele Ängste behandelt, aber noch immer nicht alle.
Würdest du sagen, dass Angst etwas „normales“ und menschliches ist oder etwas krankhaftes, für das man sich schämen muss? Für mich ist es das natürlich nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sich Betroffene bei irrationalen Ängsten so fühlen, als würde etwas mit ihnen nicht stimmen und als könnten sie nie wieder zu ihrem „normalen Leben“ zurückfinden. Wie kann man diese Sichtweise verändern?
Ich kenne den Konflikt, den du beschreibst, natürlich auch aus eigener Erfahrung.
Unser Kopf lässt uns wie die Schulmedizin glauben, dass Angst falsch sei. Sie muss weg, oder? Aber irgendwie ist sie bei Menschen, die viel Angst haben, sodass bei ihnen sogar eine Angststörung diagnostiziert wurde, der Eindruck schnell da, dass sie nie weggehen würde.
Nur Furcht als angeborenes Gefühl darf vorhanden sein, damit wir nicht auf eine vierspurige Straße rennen und tödlich verletzt werden. Wer der Schulmedizin oder seinem Ego glaubt, der wird denken, etwas stimme nicht mit ihm und nichts würde je wieder so werden, wie es einmal war.
In Wahrheit aber hält sie ihre Angst davor ab, Angst zu haben.
Im Coaching sagt man, dass es kein GUT oder SCHLECHT gibt, sondern nur GUT und GUT GEMEINT.
Angst ist normal und mehr als menschlich, keineswegs krankhaft oder schambesetzt per se, außer man lässt sich das einreden oder es wurde einem bereits eingeredet, ohne dass man sich zwangsläufig daran erinnern können muss. Dasselbe kann man auch mit dem Gefühl Freude machen: Es gibt Menschen, die glauben, dass sie nicht glücklich sein dürften, weil sie sonst jemandem Schmerz zufügen würden, der sich mit ihnen vergleicht. Das, was dann in ihnen als Interpretation für sich entsteht, macht ihnen wiederum Angst. Sie haben etwas aus dem Verhalten eines anderen abgeleitet und ihr Verhalten entsprechend angepasst. Mit Angst ist es dasselbe. Sie formt unsere Anpassung und gleichzeitig sagt sie: Hör auf damit.
Auf trainyourmind schreibst du außerdem über Autogenes Training und Meditation? Wie unterscheiden sich diese beiden Techniken voneinander und für wen eignen sie sich?
Genau. Autogenes Training (kurz AT) ist eine Entspannungstechnik und auf halber Wahrheit ließe sich sagen, dass sie Meditationen ähneln, weil sie dich zurück in den Körper bringen.
ATs aber bezwecken vor allem in der fortgeschrittenen Stufe, dass störende Gefühle und auch Schmerz gemindert werden. Sie werden durch Wiederholungen von sorgfältig gewählten und vor allem therapeutisch erprobten Affirmationen bewirkt. Sie wurden schon in den 80ern in Kliniken angewandt und man stellte fest, dass sowohl bei hartnäckiger Angst und Depressionen bis zu 50 Prozent Linderung bewirkt wurde.
Das heißt: Wer Angst hat, nach draußen zu gehen, weil er unter Panikattacken leidet, der ersetzt durch eine minimale Autogene Trainingspraxis von nur wenigen Wochen die alten Gedanken („Ich werde eine Panikattacke bekommen.“) mit neuen Gedanken, die im AT trainiert werden („Ich bin ganz ruhig und ganz entspannt.“).
Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass das funktioniert, wenn ich nicht selbst 2010 mit autogenen Trainings meine damals zweite Panikepisode beendet hätte. 2015 ließ ich mich dann zur Seminarleiterin für AT ausbilden und wandelte sie anschließend ab, sodass sie gezielt bei einzelnen Ängsten, Panik, Traurigkeit und Zweifeln die Ziele der Menschen erreichen.
Der wesentliche Unterschied aber zur Meditation ist, dass autogene Trainings geführt sind. Jemand, bzw. ich in meinen Audios, leite den Gedankenfluss in einzelne Körperregionen.
Beim Meditieren hat man gleich die Leere und braucht die nötige Konzentration und Übung, sich in diese Leere fallen zu lassen – ohne Angst. Eben weil diese neue Gedankenleere so schwer ist, wenn sie ad hoc einsetzt, kommen viele anfangs nur schwer mit Meditationen zurecht. Deshalb sind viele davon ebenso geführt und bilden prinzipiell betrachtet nur Fantasiereisen oder Imaginationstechniken nach.
Wahres Meditieren heißt, seinen Geist bewusst in die Leere zu führen.
Autogene Trainings sind eine schöne Vorbereitung für alle, die das Meditieren lernen möchten. Aber sie bieten in meinen Augen den Vorteil, dass die eigenen störenden Gedanken automatisch verstummt und durch neue ersetzt werden, wie bei einem An- und Ausschaltknopf.
Kannst du etwas über Schreibtherapie erzählen? Kann Schreiben bei Ängsten oder depressiven Zuständen helfen? Benötigt man dazu eine spezielle Schreibmethode? Wie findet man hier den Einstieg?
Ja, klar. Ich vergleiche Schreibtherapie gerne mit Sport. So, wie bei Sport auch mit Sorgen genutzte „Gebiete“ durch die körperliche Anstrengung neu besetzt werden, nämlich mit ausgleichenden und beglückenden, funktioniert es bei der Schreibtherapie ebenso: Studien haben gezeigt, dass Ängste gelindert werden, wenn wir sie kurz vor einem angsteinflößenden Ereignis aufschreiben. Einfach nur die Angst aufschreiben, was man glaubt, was geschehen würde an schlimmen Dingen. Außerdem zeigten Studien, dass man erfolgreicher ist, wenn man das getan hat.
Hinzukommen aber auch spezielle Techniken, die man gezielt bei Depressionen und Ängsten anwenden kann. Ist man traurig, fühlt sich wertlos, hadert mit sich selbst oder fühlt sich gar depressiv, braucht man Struktur. Hier eignen sich Gedichte oder geschlossene Textformen, die kurz und bündig sind, nicht viele Worte haben und keinen Raum lassen, sondern erst einmal einen öffnen.
Bei Ängsten hingegen, besonders bei Panik, eignen sich offene Textformen, wie Briefe und Geschichten oder dem bekannten Tagebuchschreiben, weil es die Enge nimmt, wenn die Gedanken frei fließen dürfen, ohne Begrenzung.
Ich mache das heute in täglicher Selbstpraxis schon ganz automatisch. Wenn ich für andere schreibe, zum Beispiel auf meinem Blog, dann schreibe ich offen. Schreibe ich aber auf meiner Schreibtherapieseite, dann wähle ich eine Mischform aus beidem, um alle anzusprechen, die etwas wie Lieder klingen.
Im Endeffekt geht es bei der Schreibtherapie aber nur darum, seine Gedanken und daraus resultierenden Gefühle einen Raum zu geben, statt sie zu verdrängen. Heute müssen wir ja alle auf individuelle Art funktionieren und kaum noch einer traut sich, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen oder alles, was er denkt, auszusprechen. Das kann auch gut sein. (lach) Deswegen gibt es ja Schreibtherapie, um es dennoch zu äußern, ohne sich zu verurteilen und ohne verurteilt zu werden.
In dieser Therapieform ist angeraten, dass man seine Texte jemandem vorliest und sich so nachdrücklich davon „befreit“. Einfach mit dem Tagebuchschreiben zu beginnen oder einem Blog beispielsweise sind gute Einstiegsmöglichkeiten. Sollte man etwas Schwereres auf dem Herzen haben, ist der Gang zu einem Schreibtherapeuten eine gute Wahl.
Ich habe bemerkt, dass auch die Themen Liebe und Beziehungen auf deinem Blog präsent sind. Ich bin der Meinung, dass Liebesbeziehungen, wenn sie nicht die nötige Stabilität geben, zu Stressreaktionen und großen Belastungen führen können. Ein Beispiel, welches mir von meinen Lesern oft genannt wird, sind narzisstische Partner – also solche, die wenig Einfühlungsvermögen haben oder nur mit einem Fuß in der Beziehung stehen bzw. Menschen, die ihre Partner nicht gut behandeln. Wie siehst du das? Gibt es Warnsignale, auf die man achten sollte?
Liebe und der Job sind definitiv zwei Bereiche, die am meisten Angst auslösen können und gleichermaßen welche, in denen wir mit den Ängsten anderer urplötzlich konfrontiert werden. Da gebe ich dir recht. Das löst Hilflosigkeit und Traurigkeit aus, aber aus Schuld- und Schamgefühle, die dann noch mehr Last mit sich bringen.
Wer mit seinen Gefühlen nur schlecht umgehen kann, wird sich auch mit denen anderer schwer tun. Deshalb ist es am wichtigsten, sich zuerst mit seinen eigenen Gefühlen, Bedürfnissen und vor allem Ängsten auseinanderzusetzen.
Vor allem die emotionale Abhängigkeit von Partnern erscheint mir als die Schwierigkeit, die am meisten Angst zeigt und gleichzeitig auslösen kann. Ich höre oft, dass man in einer Partnerschaft auch Verantwortung für die Gefühle des Partners trüge. Ich finde den Ausdruck misslich, weil er suggeriert, dass wir somit „schuld“ seien, wenn es dem Anderen mit etwas an uns schlecht geht. Das sehe ich nicht so. Jeder hat die Fähigkeit, seine Reaktionen auf etwas zu steuern, ins Gespräch zu gehen, Kompromisse zu finden oder sich zu trennen, wenn die Werte immer mehr auseinanderdriften.
Viele meiner LeserInnen glauben vermeintlich, dass sie dafür zuständig seien, dass es dem Anderen gut geht oder der Andere dafür verantwortlich sei, sie glücklich zu machen. In Wahrheit aber ist man immer selbst derjenige, der für sein Glück zu sorgen hat – ob mit oder ohne Partner. Wer in einer Eltern-Kind-Dynamik nach einer erwachsenen und gesunden Partnerschaft sucht, wird sehr sicher unglücklich werden, wenn der Partner sich zunehmend wie ein Kind verhält und mitunter „rumbockt“, wenn er seinen Willen nicht bekommt, oder aber einem Grenzen gesetzt werden, die sich wie Gebote anfühlen und bei Ungehorsam Stubenarrest folgt.
Viele leben in solchen Konstrukten, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Mich schmerzt am meisten, zu sehen, wenn ein Partner versucht den anderen davon zu überzeugen, dass dieser liebenswert sei und sich doch bitte lieben lassen solle, aber derjenige es einfach nicht will, aus Angst.
Bei Narzissten ist es prinzipiell „leicht“, weil sie mehr Angst haben als andere. Dass sie ohne Wert für jemanden sein könnten, ist ihre größte Angst. Sie zu nutzen und anzuvisieren, wenn man vom narzisstischen Partner angegriffen wird, und ihre Angst gegen sie zu richten, erlaubt den nötigen Eigenschutz, wenn man seine Verlustängste hinter sich gelassen hat. Aber das haben viele nicht. Viele halten eher an den Kindheitsstrukturen fest: Mach Mama oder Papa glücklich, indem du brav bist, dann bist du sicher! Sei so, wie Mama oder Papa dich wollen, dann gibt es keinen Ärger!
Wir müssen konfliktfähiger werden und vor allem unserem Erwachsensein bewusst, wenn wir uns in einer Partnerschaft lebendig und frei fühlen wollen.
Liebe Janett, du behandelst eine breite Themenvielfalt und ich habe versucht jedes Thema kurz anzuschneiden, damit meine Leser wissen, welche Inspirationen und Unterstützungsmöglichkeiten sie bei dir finden. Habe ich etwas vergessen oder möchtest du etwas ergänzen?
Ja. Ich schreibe gerade an einem neuen Buch mit dem Titel „Königin sucht Thron“, das Mitte 2018 erscheinen wird. Darin verwende ich die Metapher deines Königreichs, deines Throns, deines Zepters. Was ich gern jedem noch mitgeben wollen würde, ist das:
Wenn du dich hast vom Thron deines Lebens stürzen lassen oder dir ein Untertan dein Zepter geklaut hat, erobere ihn dir wieder zurück. Bedenke in einigen Situationen, dass man dem Kriegsminister keinen Friedenspakt aushandeln lässt, so wie man einem Narren nicht die Eroberung neuer Territorien regeln lässt. Du bist die Königin, du bist der König. Verhalte dich mit aller Vernunft und nötigen Kompetenz entsprechend. Dann wirst du dich wie dein König bzw. deine Königin über dein Lebensreich fühlen und auch so behandelt werden.
Zum Abschluss eine persönliche Frage: Was tust du für deine psychische Ausgeglichenheit?
Ich habe eine strenge Praxis an Psychohygienestrategien entwickelt, die ich über die Jahre immer mehr verfeinert habe. Ich füttere am Morgen als erstes meinen Geist, weil er es braucht. Dann meditiere ich 20 Minuten und schreibe mir meine Tagesziele auf, die ich mir, je nach Befinden, von mir wünsche. Ich lege Selbstreflexionskarten, die ich beliebig nach Thema für meine Projekte interpretiere und die mich seit Jahren leiten. Sie bilden meinen Gegenpol zu allem, was ich nicht sehen möchte.
Ich esse nur zweimal täglich (meistens warm) mit einer fast sechsstündigen Pause dazwischen, um meinem Körper die Zeit zu geben, die er zum Verdauen braucht. Mein Körper ist sehr empfindlich. Meine Ernährung ist deshalb übermäßig regional, saisonal, basisch und gesund. Ich meide Fleisch, Fertigprodukte, Zucker und Milchprodukte beinahe völlig.
Ich bade einmal täglich für mindestens 30 Minuten in Meersalz. Ich gehe regelmäßig spazieren und lasse mich in der Zeit von nichts stören. Ich verbringe viel Zeit mit meinen Tieren und Freunden. Als Ausgleich zu allem, was ich exzessiv tue, wähle ich das ganze Gegenteil: Habe ich viel wissenschaftlich gearbeitet und gelesen, konsumiere ich eine Unmenge an spirituellen und esoterischen Büchern und Texten und umgekehrt.
Ich meide Menschen, wenn ich mich von ihnen überlastet bzw. belastet fühle und erlaube mir dasselbe umgekehrt, wenn ich genug Zeit allein verbracht habe. Man könnte auch einfach sagen: Ich höre auf meinen Körper. Er weiß sich mittlerweile sehr gut mit meinem Geist und Herzen abzusprechen.
Vielen Dank für das Interview!
Ich danke dir für die Möglichkeit, Moni, und hoffe, dass ich deinen LeserInnen helfen konnte!
Über die Interviewpartnerin:Janett ist ehemalige Angst- und Panikpatientin, Autorin, Mentorin und Bloggerin. Einige nennen sie einen Klärer und Lösungsstrategen, weil sie ungern aufhöre, nach dem WARUM und WOZU eines Symptoms zu fragen, um dann eine Lösung (oder mehrere) zu finden. Homepage: Angst Blog
„Du kannst dich nicht vor deinem Leben verstecken.“
Das ist einfach so wahr. Ich hatte kurz vor meinem 30. Geburtstag meine erste Panikattacke und es hat lange gedauert, bis ich mich nicht mehr in regelmäßigen Abständen komplett verängstigt und unendlich verloren gefühlt habe. Bis ich überhaupt verstanden bzw. erkannt habe, wo der Ursprung meiner Probleme eigentlich liegt und noch viel länger, bis ich etwas daran ändern konnte.
Dass man sich vor dem eigenen Leben nicht verstecken kann, selbst Verantwortung für einen übernehmen und auch mal Nein sagen muss, war für mich eine wirklich bittere, schwierige Erkenntnis, für die ich – auch wenn es sich vielleicht irgendwie blöd anhört – wahnsinnig viel Kraft und Mut aufwenden musste.
Mittlerweile weiß ich aber auch sehr gut, wie ich mit mir umzugehen habe und ich finde es unglaublich interessant wie ähnlich meine Psychohygiene-Strategien ausfallen. Spaziergänge, bewusstes Essen und Trinken, das Meiden von Menschen, die mir einfach nicht guttun … Am Ziel angekommen bin ich noch nicht aber mein Geist und mein Herz nähern sich einander von Tag zu Tag ein Stück mehr. 🙂
Danke für deinen wirklich interessanten Beitrag, in dem ich mich an einigen Stellen so sehr wiederfinden konnte.
Danke Katharina für deinen Input. Für mich war das Interview mit Janett auch wahnsinnig inspirierend, denn auch ich habe in meinen frühen 20ern Panikattacken erlebt und damals habe ich komplett „gegen mich selbst gelebt“. Im Nachhinein bin ich voller Dankbarkeit für dieses brutale Wachrütteln. Anders hätte ich nie den Mut gefunden, vieles in meinem Leben zu verändern. Lg, Moni