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SSRI Absetzsymptome: Mythos oder Realität?

29. April 2015 by Moni 22 Comments

Im heutigen Blogpost möchte ich euch etwas über die wissenschaftliche Studienlage zum Thema Absetzsymptome nach der Einnahme von Antidepressiva erzählen.

Zuerst möchte ich aber auf ein aktuelles Projekt hinweisen, welches von der Ludwig Boltzmann Gesellschaft betreut wird. Und zwar ist es noch bis zum 06. Juli 2015 möglich, einen Vorschlag einzureichen, welches Thema im Hinblick auf die Forschung zu psychischen Erkrankungen mehr Beachtung finden sollte:

Egal, ob Sie selbst betroffen sind oder jemanden begleiten – als Angehörige/r, Betreuende/r, Therapeut/in oder Arzt/Ärztin. Betroffenheit schafft Wissen. Beteiligen Sie sich an der Entwicklung neuer Forschungsfragen!

Welche ungelösten Fragen zu psychischen Erkrankungen soll die Wissenschaft Ihrer Meinung nach aufgreifen?“ (Zitat Open Innovation in Science)

Die Gründe für dieses Projekt werden folgendermaßen beschrieben:

Psychische Erkrankungen sind im Verhältnis zu anderen Erkrankungen (z.B. Krebs) wenig erforscht.
Hohe Prävalenz und damit hohe Betroffenheit in der Bevölkerung – sowohl direkt als auch indirekt, bei Angehörigen.
Alle Altersgruppen und alle Bevölkerungsschichten sind von psychischen Erkrankungen betroffen.
Hohe gesundheitspolitische Relevanz: Die Folgen von psychischen Erkrankungen haben drastische Auswirkungen auf die Gesellschaft (z.B. Frühpensionen, Langzeitkrankenstände)“

Meiner Meinung nach, ist das eine wunderbare Möglichkeit, auf die noch unerforschten Aspekte von Psychopharmaka hinzuweisen, denn sie werden von einer sehr großen Zahl an Menschen genommen und nur die wenigsten werden über mögliche Nebenwirkungen einer Langzeiteinnahme beziehungsweise über Absetzbeschwerden aufgeklärt.

Hier mein Beitrag:

Sehr geehrtes Team der Ludwig Boltzmann Gesellschaft!

Ich begrüße dieses Projekt und freue mich darüber. Als Psychologin schreibe ich einen Blog über ganzheitliche Psychologie und über Psychopharmaka.

Und genau hier fehlt meiner Meinung nach noch wissenschaftliche Forschung. Zu den Fragen:

Sind moderne Antidepressiva (SSRI) wirklich sicher?

Vor allem, da sie ja oft über Jahre verabreicht werden, ich spreche also konkret über den Langzeitgebrauch.

Auch über das Thema risikoarmes/sicher Absetzen von SSRI. Und welche Absetzsymptome (bzw. Probleme) können dabei auftreten?

Dies ist für mich der wichtigste Punkt; momentan sind viele Behandler überfordert, da die gängige Meinung ist, dass man SSRI relativ rasch (über 2-4 Wochen) ausschleichen kann – sobald dabei Probleme auftreten, werden diese der Grunderkrankung des Patienten zugeschrieben (die wieder aufgetreten ist).

Ich sende Ihnen anbei zwei englische Fachartikel, welche sich mit dieser Problematik beschäftigt haben. Mehr Forschung in diese Richtung wäre meiner Meinung nach wichtig, da so viele Menschen betroffen sind und Psychopharmaka konsumieren – deswegen sollte hier laufend kontrolliert werden, welche Langzeitauswirkungen sich zeigen und wie man am besten eine medikamentöse Behandlung plant/beginnt/und beendet.

Hier die erwähnten Fachartikel:

– Withdrawal Symptoms after Selective Serotonin Reuptake Inhibitor Discontinuation: A Systematic Review

– Patient Online Report of Selective Serotonin Reuptake Inhibitor-Induced Persistent Postwithdrawal Anxiety and Mood Disorders

Und nun möchte ich euch die Inhalte der erwähnten Studien übersetzen.

 

immer_einen_weg

 

SSRI Absetzsymptome sind bei allen modernen Antidepressiva möglich

Die Wissenschaftler Fava, Gatti, Belaise, Guidi und Offidani untersuchten in einer groß angelegten Metastudie das Phänomen der Absetzsymptome von Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI).

Sie fassten in dieser Analyse die Ergebnisse von 61 Studien zusammen.

Das erschreckende Resultat war, dass alle SSRI mit Entzugssymptomen in Zusammenhang gebracht wurden. Solche Absetzbeschwerden wurden bereits nach einer kurzen Einnahmedauer (von zwei Monaten) berichtet.

Bei einigen Betroffenen dauerten die Symptome wenige Wochen, bei anderen waren sie nach knapp über einem Jahr immer noch vorhanden.

Symptome, welche am häufigsten genannt wurden:

  • Grippe-ähnliche Zustände
  • Erschöpfung
  • körperliches Schwächegefühl
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Atembeschwerden
  • Gangunsicherheit
  • Ataxie (unkontrollierte Bewegungen)
  • Schwindel
  • Parästhesien (unangenehme Körperempfindungen wie Kribbeln oder Schmerzen)
  • Elektroschock-ähnliche Empfindungen
  • Myalgie (Muskelschmerzen)
  • Neuralgie (Nervenschmerzen)
  • Tinnitus (Ohrgeräusche)
  • veränderter Geschmackssinn
  • Pruritus (Juckreiz der Haut)
  • visuelle Änderungen wie verschwommenes Sehen
  • Tremor (Zittern der Hände)
  • Muskelverspannungen
  • Taubheit im Gesichtsbereich
  • verstärktes Schwitzen
  • Hitzegefühle und Kälteschauer
  • Schlaflosigkeit oder erhöhtes Schlafbedürfnis
  • intensive Träume oder Albträume
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Durchfall
  • Gewichtsverlust
  • Bauchschmerzen
  • Angst
  • Unruhe
  • Anspannung
  • Panik
  • Depression bis hin zu einer Verstärkung suizidaler Gedanken
  • Reizbarkeit
  • Impulsivität
  • Aggression
  • Wut
  • Weinanfälle
  • Stimmungsschwankungen
  • Derealisation und Depersonalisation
  • visuelle oder auditorische Halluzinationen
  • Verwirrung
  • verminderte Konzentrationsfähigkeit
  • Vergesslichkeit

Das Fazit der Forscher war, dass moderne Antidepressiva den gleichen Stellenwert bei Problemen mit dem Ausschleichen der Medikamente bekommen sollten, wie Benzodiazepine (Beruhigungsmittel) und andere psychoaktive Substanzen.

Sie betonen außerdem, dass es überaus wichtig, aber auch sehr schwierig sei, zwischen Absetzsymptomen und der ursprünglichen psychischen Erkrankungen zu unterscheiden.

 

Langanhaltende Entzugsbeschwerden nach der Einnahme von SSRI

In der zweiten Studie tauchten die Forscher direkt in das Untersuchungsfeld ein und analysierten die Beiträge von Betroffenen in englischsprachigen Online-Foren.

Auch hier wurden zahlreiche Berichte über Probleme beim Ausschleichen von SSRI beziehungsweise SNRI (Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer) gefunden. Untersucht wurden die Medikamente Paroxetin, Sertralin, Citalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin und Escitalopram, die durchschnittlich berichtete Einnahmedauer waren fünf Jahre, die durchschnittliche Dauer der Absetzsymptome betrug zweieinhalb Jahre.

Die am häufigsten berichteten Symptome sind denen aus der ersten Studie sehr ähnlich:

  • Symptome, die einer generalisierten Angststörung oder Panikstörung ähnlich sind
  • Schlaflosigkeit
  • depressive Verstimmungen
  • Stimmungsschwankungen und emotionale Labilität
  • Reizbarkeit
  • schwache Stresstoleranz/Belastbarkeit
  • geringe Konzentration und beeinträchtigtes Erinnerungsvermögen
  • Kopfschmerzen
  • Gefühl von Stromschlägen im Kopf (brain zaps)
  • Übelkeit
  • Durchfall
  • Schwindel
  • Tinnitus
  • instabiler Gang

Das Fazit der Leiterin der Studie (Carlotta Belaise, PhD) war, dass diese Faktoren dringend näher untersucht werden müssen, da sich viele Patienten mit diesen Problemen von ihren Ärzten zurückgelassen und nicht verstanden fühlen.

Ich möchte in diesem Zusammenhang die Seite von Dr. David Healy (Psychiater, Psychopharmakologe, Wissenschaftler und Autor) erwähnen: RxISK – Making medicines safer for all of us.

Auf dieser Seite können Betroffene ihre positiven und negativen Erfahrungen mit diversen Medikamenten veröffentlichen.

Die Plattform schafft somit eine transparente Möglichkeit zur Rückmeldung: Es wird jeder Person ermöglicht, Medikamente (nicht nur Psychopharmaka) in die Suchfunktion einzugeben und Erfahrungsberichte über deren Wirkungsweise nachzulesen (auf Englisch).

Auf dieser Plattform befindet sich auch ein Erfahrungsbericht darüber, wie schwer es sein kann, Antidepressiva abzusetzen: Antidepressant Withdrawal: A Prozac Story.

Neun von zehn Personen nehmen Antidepressiva jahrelang ein – die meisten von ihnen, weil das Absetzen der Medikamente nicht funktioniert hat.“

sonne

Ich habe bereits über dieses Thema geschrieben (Psychopharmaka Absetzsyndrom), auch in Zusammenarbeit mit ehemaligen Betroffenen (Protrahiertes Absetzsyndrom: Die zwei Phasen) und bin aus diesem Grund dafür, diese Faktoren näher zu untersuchen.

Für jemanden, der einen solchen Entzug nicht selber erlebt oder aus nächster Nähe (bei Angehörigen oder Patienten) beobachtet hat, ist es nur schwer vorstellbar, durch welch schwierige Zeit Betroffene gehen müssen.

Ich schreibe diesen Blog jedoch, um Hoffnung zu machen.

Aus Schwierigkeiten wachsen oft Wunder, wie eine größere Selbstakzeptanz, mehr Lebensfreude und viel mehr Stärke.“

Ich freue mich über Kommentare und Erfahrungsberichte zu diesem Thema!

Warnung: Psychopharmaka sollten niemals abrupt und ohne ärztliche Absprache abgesetzt werden!

 

 

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Filed Under: Archiv (Psychopharmaka) Tagged With: Absetzsymptome, SSRI

Comments

  1. seinswandel

    1. Mai 2015 at 18:58

    Danke schön! Das ist schon echt krass, was da abgeht, finde ich.
    Auf Anraten meiner Psychologin bin ich mal zu einem Psychiater gegangen. Es hatte zwanzig Minuten Zeit für mich. Dann verschrieb er mir ein SSRI. Ich finde das unglaublich, er kannte mich seit zwanzig Minuten und verschreibt mir so ein Zeug. In der kurzen Zeit konnte ich ihm gerade mal so ungefähr meine Symptome schildern. Eine umfassende Aufklärung über das Präparat fand nicht statt. Auf meine Frage, ob mit Langzeitrisiken zu rechnen sei, erzählte er mir folgendes. Er habe einige Patienten, die könnten, seit dem sie ein SSRI-Präparat nehmen, wieder ohne Angst und Zittern öffentliche Vortäge halten. Die wollen das gar nicht mehr missen. Darauf läuft es hinaus: Nichts am eigenen Leben ändern, sondern schön weiter funktionieren.
    Ich habe das Präparat dann zwei Tage lange genommen. Es fühlte sich an wie drauf sein (und ich habe einige Erfahrungen mit Drogen gemacht), ein bisschen wie leicht bekifft plus ein paar Nebenwirkungen. Daraufhin habe ich das Präparat sofort wieder abgesetzt. Zum Glück!
    Inzwischen habe ich einiges darüber gelesen und gehört, welche gravierende Folgen SSRI haben können, einschließlich krasser Fälle von Amok, Selbstmord oder Gewaltexzessen. (Erinnert mich irgendwie an Alkohol….)
    Ich bin nicht grundsätzlich gegen Psychopharmaka. Es gibt sicher Fälle, wo der Gebrauch angebracht ist. Und ich kenne auch Menschen in meinem Umfeld, für die das eine wichtige Hilfestellung ist.
    Doch der Umfang und die Leichtfertigkeit und die z.T. geringe Betreuung, mit denen diese Substanzen verabreicht werden, zeigen einen massiven Medikamentenmißbrauch an.

    Übrigens auch sehr lesenswert:
    https://krautreporter.de/509–die-nutzniesser-der-heroin-epidemie

    Antworten
    • Freigeist

      8. Mai 2015 at 08:59

      Hallo seinswandel 🙂
      Vielen Dank für die Einblicke in deine persönliche Geschichte!
      Leider muss ich sagen, dass die 20 Minuten von denen du berichtest heutzutage eine lange Zeit darstellen – ich habe von mehreren Betroffenen von 5-10 Minuten Erstgesprächszeit gehört. Natürlich sollte trotzdem über die negativen Auswirkungen mit aufgeklärt werden.
      Die Geschichte deines Arztes finde ich sehr aussagekräftig, er hat sicher Recht damit: Heute wollen wir alle funktionieren (daran ist auch nichts auszusetzen) und man darf nicht vergessen, dass eine (psychische) Krise einen einbremst und zu einer Pause zwingt. Nicht jeder ist bereit dazu sich so viel Zeit zu geben, sein Leben zu überdenken und gegebenenfalls seine Lebensumstände zu ändern (Jobwechsel, Trennung vom Partner, Verzicht auf bestimmte Lebensmittel und und und)…
      Für viele Personen ist diese schnelle Lösung also eine wichtige Hilfestellung ohne die sie nicht weitermachen könnten und deswegen wollen sie diese Wirkung nicht mehr missen und bekommen auch Angst vor einem Leben ohne Medikamente.
      Hier gilt für mich wirklich das Prinzip der freien Wahl.
      Aber ich bewundere Menschen, die es ohne Medikamente schaffen (wollen), die die nötigen Lebensstilveränderungen treffen und offen dafür sind, sich umfangreich zu informieren. Von diesen Menschen lasse ich mich inspirieren und schreibe gleichzeitig für sie. Und man muss auch dazu sagen, dass diese Personen auf lange Sicht gesehen (damit meine ich wirklich lange, also 10 Jahre aufwärts) meistens einen besseren Gesundheitszustand zeigen, als solche, die sich für Medikamente entschieden haben (Quelle). Aber zuvor haben sie oftmals einen schweren Weg zu meistern.
      Die Frage Für oder Gegen Medikamente ist also heikel, individuell und jeder sollte sie für sich selbst treffen.
      Danke für den Link, kennst du schon das Buch „Anatomy of an Epidemic“? Das kann ich dir empfehlen, wenn dich das Thema interessiert (auch für deinen Blog) Lg Moni
      Ps. Möchtest du vielleicht berichten, was dir statt Medikamenten damals geholfen hat?

      Antworten
  2. Elisa

    2. Mai 2015 at 12:34

    Vielen Dank, liebe Moni, für den fundierten Artikel, dein großes Engagement und nicht zuletzt die liebevoll „eingestreute“ Ermutigung, die ich momentan aus naheliegenden Gründen aufsauge wie ein trockener Schwamm!

    Allein schon die Symptomlisten aus den Studien durchzulesen ist beruhigend … ich bilde mir das also nicht bloß alles ein … irgendwann zweifelt man nämlich an sich selbst (ich jedenfalls), wenn man von den behandelnden Experten immer dasselbe zu hören bekommt …

    Ein Glück, dass vereinzelt anscheinend auch für pharma-unabhängige Studien Geld und Mittel da sind.

    Hoffentlich findet dein Antrag Beachtung!

    LG, Elisa

    Antworten
    • Freigeist

      8. Mai 2015 at 08:42

      Liebe Elisa! Danke für dein Feedback, ich freue mich, wenn der Beitrag ein wenig beruhigen kann. Als Naturwissenschaftlerin sind mir Studien und Zahlen wichtig, denn diese zeigen eindeutig, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt. Und man muss lange recherchieren, um zu erkennen, dass viele viele Studien leider „pharmafinanziert“ und mit Vorsicht zu genießen sind … Deswegen suche ich so gut es geht nach unabhängigen Quellen. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute auf deinem Weg zur Gesundheit! Lg Moni

      Antworten
  3. Marlene

    23. September 2015 at 18:12

    Liebe Moni,
    ich freue mich wirklich sehr einen Blog wie diesen von einer Psychologin zu finden.
    Ich denke das du mit deiner Meinung eine der wenigen bist, die sich fundierte Gedanken zu dem Thema machen und nicht nur den Absatz sehen, den sie durch das Verschreiben von Psychopharmaka bekommen. Ich hatte mit 19 Jahren das erste Mal in meinem Leben eine Phase mit Panikattacken. Mir hat dann ein Hausarzt in st. Pölten wo ich Grafikdesign studiert habe nach einem 10 Minutengespräch 5 mg Cipralex verschrieben. Damals habe ich über das überhaupt nicht nachgedacht, bzw. hat mich der Arzt über rein gar nichts informiert oder das Wort Antidepressiva überhaupt fallen lassen wenn ich mich richtig erinnere. Mir wurde eine Packung auf den Tisch geknallt (wahrscheinlich wurde der Verkauf von Cipralex damals gerade gepuscht) und ich habe angefangen. Als ich am zweiten Tag die erste ganze Tablette geschluckt habe hatte ich paar Stunden später in der Vorlesung 10 Minuten lange keine Sicht mehr und einen ohnmachtsähnlichen Zustand. Ich habe extrem reagiert auf das Medikament. Wie gesagt durch mein junges Alter und keine Information habe ich aber einfach mal drauf losgenommen. Ca. 1 Jahr, dann wieder absetzen, dann mit 24 nochmal angefangen, wieder abgesetzt und jetzt zuletzt 2013 wegen einem Burnout/Depression wieder angefangen. Ich würde mir wünschen, ich hätte damals bereits die Leute die jetzt mit mir arbeiten gekannt – dann hätte ich den ****** glaube ich nie gebraucht. Jetzt, ein Monat nachdem ich wieder vollständig abgesetzt hab bin ich in einem Tief das ich glaube ich überhaupt noch nie hatte. Hitzewallungen, gleichzeitig Kälte, extremen Mundgeruch den ich sonst nie habe, ständiges Weinen, extrem depressive Verstimmung ABER ICH WEISS DAS DAS nicht von mir kommt gerade. Und je mehr ich auf deiner Seite lese, desto bestärkter fühle ich mich in meiner Annahme, das ich gerade einen „Entzug“ durchmache und mein Hirn einfach gerade wieder lernen muss ohne Unterstützung zu funktionieren. Ich habe die letzten 3 Jahre extrem viel an mir gearbeitet bzw. Gründe aus meiner Vergangenheit, die mich belastet haben aufgearbeitet. In Familienaufstellungen und systemischen Coachings. Ich fühle mich von meiner Therapeutin, meinen Freunden und meinem Freund sehr gut verstanden und unterstützt. Ohne dem wüsste ich so und so nicht wie ich es schaffen könnte. Aber eines sage ich hier jedem der sich vielleicht fragt ob er Medikamente nehmen soll oder nicht: Wenn man noch keine Therapie mindestens 2-3 Monate probiert hat würde ich sicher keine nehmen. Anfangen kann man immer noch damit. Aber hat man mal begonnen ist der Weg raus leider niemals so einfach wie einem fast jede/r Neurologe/Neurologin einreden möchte. Bis jetzt haben 9 von 10 Ärzten die ich dazu befragt habe gesagt: Keine Sorge! Antidepressiva machen nicht abhängig. 10/10 die ich kenne die welche genommen haben und abgesetzt haben oder absetzen wollten sagen: Extrem schwer.

    Antworten
    • Freigeist

      25. September 2015 at 12:42

      Liebe Marlene,
      danke für deine Rückmeldung und für das Teilen deiner Erfahrungen!

      Am Eindrucksvollsten finde ich genau diese Tatsache: „Bis jetzt haben 9 von 10 Ärzten die ich dazu befragt habe gesagt: Keine Sorge! Antidepressiva machen nicht abhängig. 10/10 die ich kenne die welche genommen haben und abgesetzt haben oder absetzen wollten sagen: Extrem schwer.“
      Das ist etwas, was ich sehr häufig höre und lese. Ein Bereich in dem Theorie und Praxis auseinanderklaffen. Deswegen hoffe ich auch sehr, dass es bald mehr Forschung in diesem Bereich geben wird. Es gab erst letzte Woche eine Konferenz in London zu diesem Thema, die Vorträge wurden aufgezeichnet, sind aber nur in Englisch verfügbar: Council for Evidence-based Psychiatry

      Ich finde es sehr schade und bedenklich, dass du zu Beginn nicht umfassender aufgeklärt wurdest und vor allem tut es mir leid, dass es dir jetzt so schlecht geht. Erfahrungen von Betroffenen decken sich aber in diesem Punkt: Dass das Auftreten von Absetzerscheinungen beim zweiten Mal wahrscheinlicher sind, als beim ersten Mal.
      Sprich: Es gibt Personen, die ihre Tabletten beim ersten Mal problemlos absetzen konnten und die dann verwundert sind, wie schwer es ihnen beim zweiten Mal fällt. Mit dieser Information möchte ich dir Hoffnung machen, dass sich dieser Zustand nach einigen Wochen/Monaten wieder regulieren kann. Diese symptomreiche Zeit durchzustehen ist nicht leicht, deswegen versuche ich Techniken und Ratschläge hier am Blog zusammenzutragen und hoffe, du findest darin etwas, was die Zeit erträglicher macht.

      Es ist schon einmal sehr wichtig, dass du dich von deiner Therapeutin und auch von Freunden und Familie unterstützt fühlst – sozial gut eingebettet zu sein hilft in Zeiten der Not sehr. Zusätzlich könntest du Entspannungstechniken in deinen Alltag einbauen oder auf die Ernährung achten? Ganzheitlich betrachtet haben wir viele Möglichkeiten zu heilen.

      Gib deinem Körper noch etwas Zeit und verlier die Hoffnung nicht, denn selbst hier in den Kommentaren kannst du sehen: Du bist nicht allein!
      Lg, Moni

      Antworten
      • Marlene

        25. September 2015 at 21:27

        Hi Moni,
        danke für deine liebe Antwort und die vielen hilfreichen Links!
        Spannend das du sagst das es beim zweiten Mal absetzen schwerer sein kann! Ich habe ja eben davor bereits zwei mal abgesetzt und da hatte ich zwar auch immer ein leichtes Down nach dem Ausschleichen, aber bei Weitem nicht so schlimm wie jetzt und es war auch sehr rasch wieder vorbei.
        Ich bemühe mich, jedem Tag zu meditieren und mache ab und zu progressive Muskelentspannung nach Jakobsen. Das hilft auf jeden Fall sehr. Auch ernährungstechnisch habe ich mich schon durchgelesen durch einige Tipps. Was das betrifft bin ich normalerweise auch ziemlich ordentlich, aber zB fettes Essen oder starke asiatische Würzmittel/Saucen vertrage ich gerade überhaupt nicht. Alkohol fahrt EXTREM. Nach einem Glas Wein am Abend habe ich ein starkes Hangovergefühl den ganzen nächsten Tag.

        Weil du meintest das Theorie und Praxis so stark auseinanderklaffen – ich habe mir soeben den Video-Link von deiner Seite angesehen wo ein paar Menschen von ihren Erfahrungen mit Psychopharmaka erzählen und die sagen auch alle das ihre Ärzte meinten es gäbe keine Entzugserscheinungen. Das sagt mir ja eigentlich das es nicht sein KANN das es nicht genug Erfahrungen mit diesem Thema gibt, sondern das es bewusst totgeschwiegen oder verleugnet wird. Ich lese auch gerade ein sehr spannendes Buch mit dem Titel „Normal“ von Allen Frances. Das kennst du sehr wahrscheinlich. Falls nicht, würde ich es dir wärmstens empfehlen. Da geht es genau um dieses Thema bzw. um Standardisierungen von „normal“ und „krank“. Die werden von einer Forschergruppe von Psychiatern festgelegt und dienen dann jedem Therapeuten/Hausarzt/Neurologen als Nachschlagwerk zur Diagnose. Es ist haarsträubend was man in diesem Buch liest und wieviele Krankheiten damit erst entstehen bzw. wie sehr die Pharmaindustrie davon profitiert.

        Dein Blog ist tatsächlich BERUHIGEND 🙂

        Heute jedenfalls hatte ich einen guten Tag verglichen zu den letzten. Ich war sogar 2 mal trainieren, Essen einkaufen, kochen – und das alles ohne ständig weinen zu müssen, mich endlos schwach zu fühlen und nur zu grübeln. Das Ganze ist sehr fragil, aber selbst 10 Minuten am Tag die einen nicht komplett fertig machen sind schon eine wunderbare Erlösung. Ganz ehrlich muss ich sagen, dass ich verglichen zu den Berichten der Menschen in den Videos (von deinem Link) ja eh noch durchaus gut dran bin. Zumindest sind die körperlichen Symptome nicht ALLZU unerträglich.

        Falls du einmal jemanden für einen Erfahrungsbericht brauchst, würde ich gerne behilflich sein. Da ich eben selber gerade durch eine sehr schwere Zeit gehe bzw. ich jetzt erstmals ANFANGE einzutauchen in so viele Informationen die ich früher nicht hatte, würde ich meine Gedanken/Gefühle/Erfahrungen auch gerne mitteilen.

        Lieben Gruß und schönes Wochenende!

        Antworten
        • Freigeist

          30. September 2015 at 10:26

          Liebe Marlene!
          Vielen lieben Dank für das Angebot zu einem Erfahrungsbericht, das wäre für meine Leser natürlich toll.
          Ich werde dir eine private E-Mail schicken und auch auf alles Weitere Antworten!
          Ich finde es großartig, was du alles schon umsetzt und dass du dich informierst.
          Ich finde, all diese Informationen helfen gegen ein Gefühl von Hilflosigkeit – gerade beim Thema Psychopharmaka.
          Liebe Grüße von Moni

          Antworten
  4. tanja

    4. Dezember 2015 at 15:54

    Hallo moni!
    bin heute auf deine seite gestoßen und finde sauge die symptomlisten förmlich auf.nach 10 jähriger depressionsprophylaxe nehme ich nun seit ca. 2 jahren citalopram oder escitalopramtropfen. Mehrere reduktionsversuche sind kläglich gescheitert.ständiges trunkenheitsgefühl…..schwindel…kopfschmerzen und häufiges grippegefühl sowie viele echte infekte belasten mich sehr.früher traten diese Symptome beim auslassen einer dosis auf…die letzte zeit fast täglich…wobei sie sich nach einnahme der tropfen etwas bessern …schwindel….trunkenheit und Kopfschmerzen. Dann werden sie manchmal heftiger im laufe des tages und manchmal bleiben sie auch erträglich.an Reduktion ist zz nicht zu denken…habe gerade von 10 auf 12 tropfen erhöht um die symptome zu linden und stabilität zu erlangen. Sollte dies gelingen werde ich es nochmal gaaaanz sanft versuchen.kennt hier jemand das gefühl einer schweren lunge..so als würde sich eine bronchitis anbahnen welche sich nicht weiter enrwickelt.meine lunge fühlt sich schwer an..aber beim abhörem ist sie ok. Das habe ich laufend und es macht mir angst.blutwerrte alle ok…vit d gut und keine allergien. Würde mich freuen über kommentare wenn jemand etwas dazu einfällt,… Ich lese jetzt mal ein wenig weiter…beruhigt etwas.danke und liebe grüße tanja

    Antworten
    • Freigeist

      6. Dezember 2015 at 10:10

      Liebe Tanja,
      Danke, dass du deine Erfahrungen hier so offen in den Kommentaren teilst.
      Ich hoffe, du hast auf dem Blog ein paar Ressourcen finden können?
      Nach einer 10-jährigen Tabletten Einnahme ist langsames Absetzen ein Muss. Es gibt außerdem weitere Strategien, wie man seinen Körper dabei unterstützen kann: 70 Methoden, Psychopharmaka und Ärztliche Beratung.
      Kennst du schon das ADFD Forum zum Austausch?

      Zum Thema schwere Lunge: Es ist gut, wenn du das abklären hast lassen – also abhören, aber auch röntgen, Allergietests, eventuell Belastungs-EKG. Sprich: Hier ist ärztlicher Rat und eingehende Untersuchungen der erste Schritt.
      Wenn deine Symptome nach jeder Dosisreduktion bzw. wenn du die Tropfen vergisst, auftreten, kann das ein deutliches Zeichen für Absetzsymptome sein. Mitunter können sich z.B. Muskeln verkrampfen (auch im Bereich des Brustkorbs) und dieses Gefühl verursachen.
      Meinst du, wäre das möglich?
      Lg, Moni

      Antworten
  5. Vevi

    18. April 2016 at 10:15

    Liebe LeidensgenossInnen, darf ich etwas fragen: Habe Sertralin (also SSRI) 5 Jahre lang genommen. Am Anfang mit 100 mg (ca. 1,5 Jahre) danach 50 mg. Habe dann mit Zwischenschritt von 25 mg ausgeschlichen. Nach ein paar Tagen setzten die Brain Zaps ein, die hielten sich 10 Tage und waren ganz schön beängstigend – wobei täglich weniger… Andere Symptome hatte ich die ersten 14 Tage keine. Erst nach drei Wochen kam das volle Programm: Panik, Weinattacken, Schnappatmung… seit ein paar Tagen nun Grippe-Ähnliche Symptome, Kopfweh und Schwindel… sagt, kann das alles sein – aber erst nach 3-4 Wochen Absetzen? Muss ich zum Doc? DANKE für eventuelles Feedback von jemanden der das wissen könnte….

    Antworten
    • Freigeist

      13. Mai 2016 at 11:30

      Liebe Vevi, Betroffene vernetzen sich im ADFD Forum zu diesen Themen. Leider treten die von dir beschriebenen Absetzerscheinungen nach jahrelanger Einnahme von Psychopharmaka immer wieder auf. Es ist wichtig, sehr langsam und behutsam die Medikamente auszuschleichen – Schritt für Schritt. Und sich in dieser Zeit so viel Erholung und Ruhe zu gönnen, wie nur möglich. Ich hoffe, es geht dir bald besser! LG Moni

      Antworten
  6. Annie

    29. Mai 2016 at 17:37

    Liebe Moni,
    ich finde es auch sehr wichtig, dass viel mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden muss – auch unter den Ärzten. Wie ich bereits schon einmal erzählt habe, schleiche ich gerade mein SNRI aus, aber dieses Mal richtig in langsamen Schritten nach Dr. Breggin. Leider wissen die wenigsten, dass ihre Symptome Absetz- bzw. Entzugssymptome sind und greifen viel zu schnell wieder zu einem Medi. Gerade letzten Di erzählte ein Teilnehmer unserer Selbsthilfegruppe, dass er ein SSRI abgesetzt und das nächste SNRI eingeschlichen hat. Seit der Steigerung des neuen Medis geht es ihm zunehmend körperlich schlechter. Er ist der Meinung das alte Medi richtig ausgeschlichen zu haben, aber für mich klang das nach einem hauruck und was neues. Ich frage mich wieso die Ärzte so leichtfertig mit den Medikamenten umgehen?
    Annie

    Antworten
    • Moni

      4. Juni 2016 at 09:25

      Liebe Annie,
      Diese Frage habe ich mir oft gestellt. Aus meinem beruflichen Kontext weiß ich, dass Ärzte oftmals in gutem Glauben so handeln. Da noch viel zu wenig bekannt ist (da stellt sich für mich die Frage: Wieso?), dass es Absetzsymptome nach SSRI/SNRI gibt, wie man diese Symptome schonend behandeln kann, wie man sie von der Ursprungserkrankungen unterschieden kann uvm.
      Nicht nur das Absetzen kann mit solchen Symptomen einhergehen – auch das Eindosieren der Medikamente.
      Den Weg in ein „medikamentenfreies Leben“ geht man also am besten sehr langsam, behutsam, Schritt für Schritt und in Begleitung.
      Alles Liebe! Moni

      Antworten
  7. Hippiechind

    20. Juni 2016 at 08:13

    Liebe Moni
    Ich bin auf Deine Seite gestossen, da ich einen weiteren Absetzeversuch bei jahre (jahrzehnte) langer Einnahme von Fluoxetin wage und mich hierbei im Internet informiert habe.
    Ich führe eine Art Tagebuch (siehe meine Website).
    Wie schon erwähnt, habe ich bisher das Ausschleichen über einige Wochen gemacht, was natürlich in Anbetracht meiner Geschichte VIEL ZU WENIG ZEIT ist. Deshalb versuche ich es jetzt in minimalen und langen Schritten.
    Wünscht mir viel Glück.

    LG
    Hippiechind

    PS: Von Antidpressiva kann man definitiv abhängig werden, entgegen dem was die Ärzte bis heute strikt vereinen.

    Antworten
    • Moni

      13. Juli 2016 at 10:20

      Hi Hippiechind, Ja ich finde es auch schade, dass das Abhängigkeitspotential der modernen Antidepressiva bis jetzt noch verharmlost wird – da sprechen Erfahrungsberichte von Betroffenen eine ganz andere Sprache. Ich hoffe, dass du diesmal mit mehr Zeit und kleineren Schritten gut und sanft absetzen kannst und alternative Wege findest, mit Problemen umzugehen. Hoffe, mein Blog kann ein bisschen dazu beitragen 🙂 Lg, Moni

      Antworten
  8. Bumblebee

    14. Januar 2017 at 03:38

    Eine sehr gute Seite
    Ich habe in der Psychosomatischen Klinik aufgrund von Ängsten und Depressionen Paroxetin bekommen und das ohne jegliches Einschleichen. Ich konnte ca. eine Woche wegen der Nebenwirkungen nicht richtig am Therapieprogramm teilnehmen, da ich nicht schlafen konnte, nicht mehr aß und mir massiv schwindelig war mit einem ständigen Bewegungsdrang in den Beinen.

    Als ich in der Visite gegen Ende der Behandlung motiviert berichtete, das ich es dann irgendwann begleitet von einer Therapeutin absetzen möchte, wurde ich von der Chefärztin belächelt.

    Ich hatte bei einigen Dingen das Gefühl Abgestumpft zu sein, das Gefühle nicht mehr so raus kommen und auch der Antrieb ist jetzt nicht so gesteigert, das meine Probleme weg sind so wie der Arzt es meinte. Traurig war ich auch auf Paroxetin.

    Jetzt schleiche ich auf eigene Faust aus, dabei ist mein Partner auf diese Seite gestoßen.

    Es geht mit Weinanfällen, Schwindel, Übelkeit und abwechselnd Heisshunger, Geräuschen im Ohr und starken Träumen einher. Teilweise musste mein Partner mich zur Toilette begleiten weil ich „Seekrank“ war und einfach das Gleichgewicht verlor.

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  9. Babsi

    24. Januar 2017 at 21:21

    Hallo von mir. Ich nehme seit fast 20 Jahren Trevilor retard 75 mg. Bisher habe ich nicht geschafft es abzusetzen, da der Rückfall immer und immer schrecklicher wurde. Ursprünglich nahm ich es ein wegen generalisierter Angststörung. Aber was mich jetzt begleitet hat damit nichts mehr zu tun. Schlimmste Zwangsgedanken, Selbstmordgedanken, Schwindel, Panik, usw usw usw…und nach jedem Absetzschritt (mittlerweile nur 5% alle 6 Wochen) treten auf. Leider hat man mir das Medikament gegeben ohne mich zu informieren, wie schwer es wird, davon los zu kommen. Ich war damals erst 18. Immer sagte man mir, du hast nen Rückfall in deine Angst- und Zwangserkrankung. Nach jedem Absetzen wurde die Symptomatik aber noch und noch schlimmer. Ich bekam sogar Wahngedanken. Das war sehr sehr schlimm. Nach Einnahme der ursprünglichen Dosis verschwanden die Symptome nach ein paar Tagen wieder.
    Lg Grüsse

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  10. Lisa

    20. September 2017 at 16:44

    Absolut korrekte Beschreibung der Absetzsymptome, Moni.

    Die grippeähnlichen Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Muskelverspannungen und Krämpfe werden vom Hausarzt mit Antibiotika behandelt, weil er fälschlicherweise die Absetzsymptome nicht richtig diagnostiziert.

    Beim Wiedereinschleichen des SSRI verschwinden meist auch die grippeähnlichen Symptome nach kurzer Zeit wieder.

    Antworten
  11. christa

    2. Oktober 2017 at 10:21

    ich bin richtig froh hier auf diese seite gestossen zu sein. nach fast 25 jähriger einnahme von cipralex (citalopram) bin ich nun seit 1 jahr (!!) dabei diese DROGE auszuschleichen. warum diese lange einnahme? ich habe MS und man gab mir diese medikamente zur muskelrelaxion anstatt der benzodiazepine – um NICHT abhängig zu werden. geholfen hat es wenig bis gar nicht aber da es „notwendig“ war lt. neurologe UND praktischem arzt habe ich es immer weitergenommen in der hoffnung die spasmen werden besser. damals vor 30 jahren war man auch noch völlig hilflos bei der diagnose der MS (ausser in ganz schweren fällen) ich bekam imlaufe der jahre immer mehr unangenehme nebenwirkungen , wie zittern, tinnitus, heisshunger, durchfälle, angst uvm. und wollte immer wieder absetzen, was aber immer mit mehr beschwerden einherging. bei wieder aufdosieren habe ich wieder „funktioniert“. die „zustände“ hat man immer auf die MS geschoben. weil alles nicht besser wurde hat mein neurologe von 5 mg dann auf 10 mg erhöht. wieder nach ein paar jahren wurde mir eine dosissteigerung auf 20 mg empfohlen. das habe ich nun NICHT mehr mitgemacht. seit einem jahr setze ich ganz langsam – in tropfenschritten – ab. die gehirnzaps waren am anfang derart stark, dass ich kaum einen normalen tag verbringen konnte. nun, bin ich bei 2 tropfen nach einem jahr und habe nach wie vor sämtliche absetzsymptome die auch hier beschrieben werden. das allerschlimmste ist die unendliche traurigkeit und antriebslosigkeit. ich kann jedem nur raten, niemals solche medikamente einzunehmen und sich VORHER eingehend über wirkung und nebenwirkung zu informieren. damals in den 90er jahren gabe es keinerlei aufklärung diesbezüglich (es gab auch noch kein internet) und man hat diese medikamente wie wunderpillen verordnet. (z.b. prozak die glückspille usw.) heute noch wird eine derart sorglose verschreibung gehandhabt, dass ich mich schon lange frage, was die ärzte dazu bewegt, abhängigkeit und absetzsymptome abzustreiten und die patienten zu dauerschluckern heranzuzüchten.

    Antworten
    • Moni

      3. November 2017 at 16:20

      Liebe Christa, Tut mir leid, dass es dir so schlecht geht und vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht. Ich schicke dir ganz viel Kraft und hoffe mein Blog und die vielen Hinweise zu Experten, Büchern und Co bringen ein paar Unterstützungsmöglichkeiten mit sich! Lg, Moni

      Antworten
  12. Kiki

    19. Januar 2018 at 00:29

    Hallo Moni,
    DANKE für diesen Blog und vielen Informationen.
    Ich mache gerade nach der Lektüre einiger Kommentare und Informationen eine emotionale Achterbahnfahrt durch. Einerseits bin ich echt froh über die Infos, bin aber schockiert, wie viele Schicksale es sind und das sind ja nur ein paar wenige und stinksauer dass Ärzte so verantwortungslos mit Menschen in emotionalen Nöten umgehen. Mit mir eingeschlossen. Seit über 10 Jahren schlucke ich SSRI Produkte im Wechsel. Citalopram, Cymbalta, Fluoxitin + Nortrelen, Venlafaxin.
    Einmal in den 10 Jahren war ich ca 1 Jahr frei von Medis. Da ich aber ein Winter-Depri-Typ schon immer bin, bekam ich einen Zusammenbruch und wieder Medis.

    Generell fing mein Medi-Martyrium an, als ich nach meiner Rücken-OP BS L5/S1 Schmerzsymptomatik und Angstattacken durch Bewegungseinschränkung entwickelte.
    Mein Doc, der Neurologe, Psychologe und Philosoph ist, erklärte mir, dass Serotonin-Mangel aufgrund der Schmerzen.
    Das klang logisch und half auch anfangs.
    Jeder Medisechsel hatte jedes mal auch Erfolg.
    Doch immer wieder nach ca einem Jahr hab ich das Gefühl, als sei ich fremd gesteuert und nicht ganz ich selbst, dann drängt es mich zu Veränderung der Medis bzw eigentlich will ich sie nicht nehmen.

    Das Problem als Kassenpatient einen Arzt zu finden der einen überhaupt aufnimmt, noch schwerer mehr macht, als nur Medis zu verschreiben.
    Bislang hab ich seit dem Wechsel vom ersten Doc (nur noch privat) keinen brauchbaren Arzt gefunden. Ich hab durch meine Kasse 2 Anlaufstellen. Die eine Ärztin hat mich nur auf mein Übergewicht reduziert (Folge durch Teufelskreis – Rücken – Bewegungseinschränkung – Frustfressen – Angstattacken)
    Sie thematisierte ausschließlich mein Gewicht riet zu Sport – neues, Rezept und Tschüss. Mich grauste jedes Mal zu ihr gehen zu müssen. Abnehmen ist unter normalen Umständen schon schwer. Sie hat sich nicht einmal über kleine Erfolge mitgefreut, nie war es OK. Sowas hab ich schon als Kindheitstrauma. Aber woher hätte sie das wissen sollen? Bei jeweils nur 10 Minuten Gespräch.

    Jetzt habe ich die 2te Anlaufstelle, die mir die Kasse nannte ausprobiert. Mehr als 10 Minuten gibt es da auch nicht. Der Arzt ist neu und jung.
    Hmmm, mich machte stutzig, dass er die 60mg Cymbalta als zu niedrig dosiert empfindet. Da ich aber einen Wechsel wollte, weil ich mit Durchfällen und Jucken der Haut, sowie dem Gefühl wie Absetzerschiebungen kämpfte, wollte er auf Venlafaxin wechseln.
    Das „Rausschleichen“ welches er mir empfahl irritierte mich.
    2 Tage auf 30mg Cymbalta wechseln und dann NUR noch 35mg Venlafaxin.
    Seit 10 Tagen hab ich Venlafaxin und kein Cymbalta und gehe auf dem Zahnfleisch.
    Dem mentalen Gefühl nach schein ich stabil, aber körperlich geht gar nichts.
    Lageschwindel, müüüüüüüde, Höhenschwindel, juckende Haut (geht nach Cetirizin) weg, Fressattacken, schwere Gliedmaßen, Tinitus, Muskel Krämpfe und Zuckungen, Durchfall, Magengrummeln, Hitzewallungen, kurzatmig, Kopfschmerzen sowie taube Lippen.

    Ich hab jetzt die 30 mg Cymbalta wieder genommen, lass Venlafaxin weg und werde dem jungen Doc noch eine Chance geben sich nützlich zu machen, mir wenigstens beim echten (!) Rausschleichen zu helfen.

    Ich will wieder funktionieren. Mental will ich, körperlich geht kaum was.
    Sorry, ist viel. Ist ja auch ein langer Weg.

    Herzliche Grüße
    Kiki

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