Übersetzt aus dem englischen Original von Monica Cassani - mit folgender Anmerkung:
Ich beschreibe hier meine persönlichen Erfahrungen. Nicht jeder macht so schreckliche Erfahrungen mit Psychopharmaka.
Aufgrund meiner früheren Tätigkeit als Sozialarbeiterin, bei der ich mit vielen Menschen gearbeitet habe, die diese Tabletten genommen haben (und durch meinen Blog) kenne ich leider viel zu viele Personen, die negative Erfahrungen mit psychiatrischen Medikamenten gemacht haben.
Aus diesem Grund schreibe ich über meine Erfahrungen – damit Betroffene lernen, dass es Alternativen gibt (über welche die meisten von uns niemals informiert worden sind).
Ich teile meine Erfahrungen, um Betroffene zu warnen und sie dazu aufzufordern, eigene informierte Entscheidungen zu treffen - selbst wenn sie von Psychiatern oder anderen Mitarbeitern aus dem Gesundheitsbereich keine Informationen über alternative Wege zur Verfügung gestellt bekommen.
Ich teile meine Erfahrungen, damit diese Medikamente nur kurzfristig eingesetzt werden und nicht so viel Schaden anrichten können.
Wenn ich meine Medikamente nicht abgesetzt hätte…
Würde ich immer noch einen regelrechten Medikamentenmix zu mir nehmen. Ich habe folgende Psychopharmaka ausgeschlichen/langsam abgesetzt:
- 84 mg of Concerta
- 50 mg of Seroquel
- 200 mg of Zoloft (Sertraline)
- 400 mg of Lamictal
- 11 mg of Risperdal
- 3 mg of Klonopin (Clonazepam)
Wenn ich meine Medikamente nicht abgesetzt hätte…
Hätte ich immer noch gravierende Stoffwechselprobleme, wie einen zu hohen Cholesterinspiegel und hohe Blutzuckerwerte. Ich wäre nun wahrscheinlich an Diabetes erkrankt, da ich zu Beginn meines Entzugs bereits kurz davor war. Ich hatte ein sehr hohes Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Diabetes zu bekommen.
Stattdessen habe ich nun ausgezeichnete Blutfettwerte und einen stabilen Blutzuckerspiegel. Ich war übergewichtig, Sport fiel mir schwer – nicht, weil ich keinen Sport machen wollte, sondern weil ich mich durch die Medikamente so erschöpft gefühlt habe und nicht konnte.
Anmerkung von Moni: Psychopharmaka haben einen Einfluss auf den Stoffwechsel. Die Hersteller moderner Antidepressiva (SSRI) betonen oftmals, dass diese Medikamentengruppe zu keiner Gewichtszunahme führt. Leider bestätigt sich diese Tatsache in der Praxis nicht immer: Zahlreiche Patienten nehmen unter SSRI 10-15kg Körpergewicht zu. Außerdem scheinen die Medikamente einen negativen Einfluss auf die körperliche Ausdauer zu haben, wie mir von Betroffenen berichtet wurde.
Wenn ich meine Medikamente nicht abgesetzt hätte…
Würde ich weiterhin unter dem Einfluss von Medikamenten Autofahren und dabei ein unsicheres Gefühl im Straßenverkehr haben: Es ist ein Risikofaktor unter Medikamenteneinfluss zu fahren.
Nun bin ich froh, einen klaren Kopf zu haben, wenn ich mich in mein Auto setze.
Ich fühlte mich nie richtig wohl oder sicher, als unter Psychopharmaka Auto gefahren bin und doch wollte ich nicht darauf verzichten: Kaum jemand möchte diese Freiheit und Mobilität aufgeben, doch ich stellte damals eine Gefahr auf der Straße dar.
Ich bin erleichtert, dass ich andere Menschen nun nicht mehr gefährde und klar genug bin, das Richtige zu tun.
Anmerkung von Moni: Aus dem Beipackzettel von Citalopram, einem oft verschriebenen Antidepressivum:
Bei manchen Menschen kann Citalopram Nebenwirkungen verursachen, die die Sicherheit bei der Arbeit und die Fähigkeit zur sicheren Steuerung eines Fahrzeugs beeinträchtigen können.“
Aus dem Beipackzettel von Alprazolam, einem Beruhigungsmittel:
Alprazolam kann zu Sedierung, Amnesie, gestörter Konzentrationsfähigkeit und Muskelfunktion führen, die sich nachteilig auf die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen auswirken können. Die Patienten sollten darauf hingewiesen werden und angehalten werden, während der Behandlung keine Fahrzeuge zu lenken und keine Maschinen zu bedienen.“
Dieser Hinweis wird bei immer kürzeren Arztterminen oft nicht erwähnt beziehungsweise verharmlost. Sehr viele Menschen fahren unter dem Einfluss psychiatrischer Medikamente mit dem Auto.
Wenn ich meine Medikamente nicht abgesetzt hätte…
Wäre es mir nicht möglich gewesen, auf die Signale meines Körpers zu hören und dadurch viele gesundheitliche Probleme (wie meine Endometriose und mein Reizdarmsyndrom) zu heilen.
Wenn ich früher gelernt hätte, mich richtig zu ernähren, wäre ich wahrscheinlich gar nicht erst so intensiv medikamentös behandelt worden.
Wenn es bloß diese Art der Aufklärung und ganzheitlichen Behandlung gegeben hätte, als ich erstmals in einer psychischen Krise war.
Doch die gab es nicht.
Die Ernährung (und die Lehre von Nährstoffen) kann zur Heilung beitragen und ist ein grundlegender Faktor für das Wohlbefinden.
Psychopharmaka verschleiern viele Probleme, wie zum Beispiel Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Ich hätte meine niemals entdeckt, wenn ich bei den Medikamenten geblieben wäre.
Anmerkung von Moni: Nahrungsmittelunverträglichkeiten können psychischen Erkrankungen gleichen: Nach dem Verzehr eines Lebensmittels, welches man nicht verträgt, kann man sich müde und depressiv, aber auch unruhig und ängstlich fühlen und zahlreiche körperliche Symptome haben.
Wenn ich meine Medikamente nicht abgesetzt hätte…
Hätte ich nie die Fähigkeit entwickelt, tief zu meditieren.
Ich hätte nicht entdeckt, dass alles einen Sinn ergibt.
Ich hätte meine Stimme nicht erhoben und meine Leidenschaft nicht gefunden.
Nun lebe ich und weiß, dass ich am Leben bin.
Selbst mit einigen einschränkenden chronischen, medikamentenverursachten Erkrankungen (iatrogene Schäden) schätze ich mein Leben in einer Weise, wie ich es als chemisch gedämpfte Person niemals gekonnt hätte.
Ich wünschte, ich hätte gewusst, dass diese Medikamente mir so schaden können.
Aus diesem Grund teile ich meine Geschichte mit euch, damit andere nicht so krank werden wie ich.
Selbst wenn man sich dafür entscheidet, Psychopharmaka zu nehmen, ist es möglich, sie mit viel Bedacht und Vorsicht einzunehmen oder nur während einer akuten Krise.
Anmerkung von Moni: Es werden immer mehr wissenschaftliche Studien veröffentlicht, die belegen, dass eine tägliche Meditationspraxis (ihr könnt mit nur 10 Minuten täglich anfangen) und Achtsamkeit sehr zur psychischen Gesundheit beitragen. Die Effekte können durchaus mit denen der Medikamente Schritt halten: Achtsamkeit hilft so gut wie Antidepressiva zur Vermeidung einer Depression.
Wenn ich meine Medikamente nicht abgesetzt hätte…
Würde ich die alltäglichen Glücksmomente nicht wahrnehmen und mich nicht um mich selbst kümmern.
Psychopharmaka, vor allem Neuroleptika (Antipsychotika), scheinen bei vielen Menschen Apathie (Gleichgültigkeit, emotionale Leere) zu verursachen.
Eine Form der Gleichgültigkeit, welche keinen Sinn für mich (und meine Umgebung) ergeben hat und die es umso schwieriger machte, sie zu ertragen.
Der einzige Grund, aus dem ich mir damals die Mühe gemacht habe, mein Haus und mich selbst zu versorgen, war, um den sozialen Normen zu entsprechen.
Ich habe es definitiv nicht für mich selbst getan und es war sehr schwer, etwas für meine Angehörigen zu machen, da ich von den Medikamenten ständig so erschöpft und apathisch war.
Es war wirklich schwierig, Energie für all die Dinge aufzubringen, die ich tun musste, um zu überleben. Kurz und einfach: Das Leben war ein Kampf.
Heute liebe ich es, ein sauberes Haus und einen gepflegten Körper zu haben. Ich genieße auch die Arbeit, wenn ich gesund genug bin, um welche zu machen.
Mein Haus ist nicht so sauber, wie ich es gerne hätte, aber nur aus dem Grund, weil ich es körperlich nicht schaffe und nicht, weil es mir egal ist.
Ich war so lange Zeit ans Bett gefesselt, dass es jetzt eine Freude für mich ist, körperlich zu arbeiten: Ich liebe es, den Abwasch zu machen, den Boden zu fegen, Gartenarbeit zu erledigen und die Wäsche zusammenzulegen – alle Tätigkeiten, bei denen ich mich bewegen kann.
Jede dieser Tätigkeiten führe ich achtsam durch – als Meditation in Bewegung.
Ich werde solch alltägliche Dinge nie wieder für selbstverständlich halten.
Ich hoffe, ich werde eines Tages wieder gesund genug sein, um all diese Dinge regelmäßig zu tun.
Kritischer Artikel zu Neuroleptika: Neuroleptika lösen das Gehirn auf.
Wenn ich meine Medikamente nicht abgesetzt hätte…
Würde ich immer noch so aussehen:
Anstatt so:
Dieser Punkt ist mir aufgrund meines neuen Wohlbefindens wichtig – nicht nur wegen dem Gewicht.
Ich kann nun so viele Dinge wieder tun, die mir während der Medikamenteneinnahme einfach nicht möglich waren. Mein Körper fühlt sich besser an: Mit weniger Gewicht und medikementenfrei.
Vor der Einnahme von Psychopharmaka war ich eine Athletin.
Das wurde mir genommen.
Nun, da es mir langsam und stetig besser geht, mache ich sanfte Übungen. Ich mache Yoga und wandere, wenn ich dazu in der Lage bin.
Unter Psychopharmaka konnte ich regelmäßige sportliche Einheiten einfach nicht aufrechterhalten.
Hoffnung
Es gibt viele Verbesserungen, aber die Kosten dafür waren hoch.
Für die Gesundheit meines Körpers, meines Geistes und meiner Seele habe ich viel zu lange Psychopharmaka genommen.
Iatrogene Arzneimittelschäden können gravierend sein.
Schritt für Schritt geht es mir körperlich immer besser: Ich genieße es, am Leben zu sein.
Ich bin dankbar, da zu sein und sehe die Welt jetzt in einer Weise, wie ich es vorher nie konnte.
Ich teile meine Geschichte, weil ich der Ansicht bin, dass mir diese jahrzehntelange chronische Krankheit erspart geblieben wäre, wenn es, als ich 19 Jahre alt war, sinnvolle Behandlungsmöglichkeiten gegeben hätte – statt einer Vielzahl neurotoxischer Medikamenten.
Die Jahre, in denen ich durch Psychopharmaka gedämpft war, sehe ich ebenfalls als chronische Krankheit an, denn gut ging es mir damals definitiv nicht.
Ich möchte, dass Patienten und junge Menschen die Möglichkeit einer informierten Wahl und Aufklärung zu Alternativen bekommen.
Ich möchte, dass die Menschen wissen, dass es möglich ist, psychische Krisen und Krankheiten ohne Psychopharmaka zu überstehen.
Auf meinem Blog gibt es zahlreiche Geschichten von Menschen, denen gesagt wurde, sie müssten ihr Leben lang Psychopharmaka nehmen – und doch stimmte das nicht.
Ein Grund, weshalb einige dem Thema „Vollständige Heilung nach dem Absetzen von Psychopharmaka“ so skeptisch gegenüber stehen, ist der, dass viele Betroffene, die so eine Heilung erreichen, weiterziehen. Sie verbringen keine Zeit mehr in Internetforen und die meisten von ihnen arbeiten anschließend nicht im Bereich der psychischen Gesundheit.
Und doch sind sie da draußen und leben weiter. Für die meisten Menschen geht das Leben nach einem ausgestandenen Entzug einfach weiter.
Die meisten Betroffenen, die mir geschrieben haben, um zu erzählen, dass sie nun frei von Medikamenten und Symptomen sind, schreiben keine Geschichten, die veröffentlicht werden können. Nicht jeder von uns hat schriftstellerisches Talent und einige wollen ihre Geschichte nicht einmal anonym veröffentlichen.
ein toller Erfahrungsbericht…danke dafür
Gerne! Ich fand ihn auch sehr mutmachend, deswegen gerne übersetzt. Lg, Moni
Danke fürs Veröffentlichen und deinen informativen Blog 🙂