Wie viele von euch wissen, studiere ich bereits seit einem Jahr Public Health. Ich bin nun in der Mitte meiner Ausbildung und werde im Sommer 2018 mit dem Titel Master of Public Health an der Medizinischen Universität in Wien abschließen.
Jetzt fragt ihr euch vielleicht, was meine Motivation für dieses Studium war (immerhin handelt es sich um mein zweites Studium), wie ich es finde und für wen sich dieser Bereich gut eignet.
Heute möchte ich euch ein paar Einblicke geben und die erste dieser Fragen beantworten:
Wieso Public Health?
Bei einer Instagram Umfrage von This is Public Health habe ich die Frage nach meiner Motivation folgendermaßen beantwortet: Because my heart beats for helping others, traveling, a holistic view on health and internationality.
Mit anderen Worten: Weil mein Herz schon immer für diese Themen geschlagen hat: Anderen zu helfen, Reisen, ganzheitliche Sicht auf Gesundheit und Internationalität.
Was mich an diesem Studium besonders begeistert, ist die Möglichkeit, die Themen mit anderen Kulturen, dem Reisen und der Mitarbeit bei Hilfseinsätzen und Kampagnen zu verbinden. Außerdem gefällt mir die ganzheitliche Betrachtungsweise der Gesundheit auf so vielen Gebieten: Politik, Krankenkassen und Finanzierung, evidenzbasierte Forschung, Ernährung, Bewegung, Arbeitswelt, Umwelt und Natur, Medizin und Psychologie.
Im Gegensatz zur Psychologie und Medizin, welche sich auf individuelle Einzelpersonen beziehen, umfasst Public Health beide Gebiete und fokussiert sich auf die gesamte Weltbevölkerung:
Was können wir alle tun, um Krankheiten zu vermeiden und länger gesund zu leben?
Denn nur weil die Lebenserwartung steigt, heißt das leider nicht automatisch, dass wir mehr Lebensjahre in Gesundheit verbringen.
Die Häufigkeit vieler chronischer Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Depressionen steigen.
Gleichzeitig entstehen durch das Auftreten zahlreicher Naturkatastrophen Probleme im Bereich der Tropenmedizin – wie die Verbreitung von Moskitos oder verschmutzten Gewässern.
Das waren nur zwei von vielen Beispielen.
Public Health Experten arbeiten in der Forschung, in Ministerien, entwerfen oder analysieren Gesundheitskamapagnen und ähnliche Initiativen, koordinieren bei Naturkatastrophen, leiten Gesundheitseinrichtungen oder beraten ganzheitlich.
Da wir auch einiges zum Thema Stress, Burn Out und der Suizidprävention lernen, ist mein Psychologiestudium eine sehr gute Ergänzung.
Themen des Public Health Studiums
Ich möchte euch nun einen ersten Überblick der bisherigen Themengebiete geben.
- Informationen über das Gesundheits-, Sozial- und Krankenversorgungssystem
- Health in All Policies und Health Technology Assessment
- Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik
- Betriebliche Gesundheitsförderung, also gesundes Arbeiten
- Epidemiologie und Demographie
- Soziologie
- Kommunikationstechniken
- Philosophische, moralische, religiöse und rechtliche Aspekte sowie Ethik
- Umwelthygiene, Umweltmedizin und umweltbedingte Einflüsse auf die Gesundheit
- Psyche: Sucht, Verhaltenstherapie, Gesundheitspsychologie, Burn-Out, Stressmanagement, Mobbing, Mental Illness und Suizidprävention
- Medizin: Atmung, Herz-Kreislaufsystem, Nervensystem, Muskulatur, Bewegungsapparat
- Sport und Bewegung, Trainingslehre und Sportmedizin
- Geriatrie und Gerontologie, aber auch Frühe Hilfen und Schule sowie Gender Aspekte und Diversity
- Statistik, Forschungsmethoden, Evaluation zur Qualitätssicherung
Das war nur ein grober Überblick der ersten beiden Semester. Was man an der breiten Themenvielfalt gut merkt ist, wie vielschichtig Gesundheit betrachtet wird.
In Zukunft werden wir noch einiges lernen, zum Beispiel über Ernährung und Coaching.
Damit die Menschen wirklich in Gesundheit leben können, braucht es wesentlich mehr als eine gute medizinische Versorgung. Im Alltag und in den politischen Entscheidungsprozessen wird darauf oft vergessen.
Bereits vor 30 Jahren wurde in der sogenannten ‘Ottawa Charter‘ festgehalten, was wirklich maßgeblich zur Gesundheit beiträgt: Frieden und ein Leben ohne Gewalt, sowohl im öffentlichen Leben, als auch in den Familien.
Elementar sind auch leistbare und gesunde Nahrung, Bildung für alle – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Religion sowie ein gesundes Ökosystem inklusive reinem Wasser.
Auch ein politisches System, welches einen hohen Grad an sozialem Schutz für alle bietet, Arbeitsbedingungen, die die Gesundheit der Bevölkerung schützen und eine fürsorgliche Kindheit mit liebevoller Unterstützung zählen zu jenen Voraussetzungen, die die Basis für eine gesunde Bevölkerung bilden.
Einige Public Health Projekte beziehungsweise Forschungsthemen – ein Blick in die Praxis:
Raucherentwöhnung und Lebensqualität, onkologische Rehabilitation in Österreich, Studien zur erhöhten Risikobereitschaft von SUV-Fahrern im Straßenverkehr, Bewegung bei Kindern und Jugendlichen, Auswirkung von Smartphones und Tablets im Schlafzimmer auf die Qualität des Schlafs, negativen Auswirkungen von Einsamkeit bei älteren Menschen.“
(Prof. Dr. Thomas Dorner)
Ich werde euch in einem anderen Beitrag noch von meinen Erfahrungen an der Medizinischen Universität in Wien berichten.
Habt ihr Fragen zu meinem Studium? Ich beantworte sie gerne in den Kommentaren.
Anschließend noch ein paar Ressourcen für alle, die sich ebenfalls für Public Health interessieren:
1) Public Health Ausbildung in Österreich. Ein Überblick.
2) Gesundheitsziele für Österreich.
3) Gesundheitsziele der Vereinigten Nationen.
Drei Bücher zum Einstieg, die zu Beginn des Studiums gelesen werden sollten:
1) Epidemiologie Für Dummies
2) Public Health Einführung
3) Der Mensch in Umwelt, Familie und Gesellschaft
Youtube und Podcast (englisch):
Auf der Seite von Dr. Greg Martin findet man zahlreiche Videos zum Thema Public Health.
Im Podcast von Cochrane gibt es viele informative Inhalte: Cochrane und The Recommended Dose.
© Die Bilder aus diesem Artikel stammen von Pixabay, vielen Dank.
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