| Gastbeitrag von Diana |
Ich freue mich gerade ganz besonders, für My Free Mind schreiben zu dürfen, da ich Moni und ihr liebevolles Engagement von Beginn an verfolge und sehr schätze. Und weil ich glaube, hier viele Menschen zu berühren, die sich inmitten einer Krise befinden und in selbiger durch jede zarte Berührung ein Stück mehr Heilung erfahren.
So vielleicht auch du?
Ich selbst erlebte mein Burnout vor zirka vier Jahren – einhergehend mit starker Depressivität, Ängsten und Panikattacken. Ich fühlte mich zu Beginn dauerunsicher, dauertraurig, hilflos und wollte sehr oft sterben.
Ich hatte das Gefühl, nie mehr wieder Halt in dieser Welt finden zu können.
Ich kann also wunderbar nachspüren, wie du dich jetzt vielleicht mehr oder weniger stark ausgeprägt fühlen magst. Da ich diesen Weg selbst gegangen bin und ihn noch immer achtsam Tag für Tag gehe. Mit allen Schmerzen, Fort-und Rückschritten, die damals dazu gehörten und die auch heute manchmal noch präsent sein dürfen.
Jeder Mensch – ungeachtet dessen, was er einst erfahren hat – kann sich entwickeln.
Und sein Leben damit ganz bewusst in eine neue, glücklichere und gesündere Bahn lenken.
Daran glaube und dafür wirke ich.
Hinderliche Gedanken verstehen und damit umgehen lernen
Während meines Tuns als Coach ist mir aufgefallen, dass es zwei klassische gedankliche Einstellungen gibt, die mir auch aus meinem eigenen Entwicklungsprozess sehr gut bekannt sind.
Ich möchte dir zu jedem dieser Gedanken eine neue Perspektive schenken. Ich möchte dich dafür sensibilisieren, woher diese Gedanken kommen und was sie mit dir machen, wenn du sie unhinterfragt in dir denken lässt. Ich will dir aufzeigen, wie du dich von diesen alten Erfindungen lösen kannst und damit wieder ein Stück mehr zu dir selbst gelangst.
Wenn wir die Dinge verstehen, wenn wir gezeigt bekommen, was dahinter steht – dann fällt es uns plötzlich einfach, damit wohlig umzugehen.
Oder anders ausgedrückt: Wenn wir wissen und verstehen, wie etwas funktioniert, wirkt sich das signifikant auf unsere Motivation aus.
Wir können uns dann einfacher bewegen, uns einfacher aus unseren Wickeln befreien.
Freiwillig oder unfreiwillig auf dem Weg zu dir Selbst
Es begegnen dir viele Momente der Erschöpfung, der Verzweiflung, der Ohnmacht und der Hilflosigkeit, wenn du dich dazu entschieden hast, dir deine schmerzvolle Vergangenheit anzuschauen.
Vielleicht begegnen dir sogar Momente der Aussichtslosigkeit. Was völlig „normal“ ist, da wir ganz bewusst nacherleben, was wir damals als Säugling, Kind, Jugendlicher gespürt haben, als wir nicht gesehen wurden. Als wir alleine gelassen oder übergriffig behandelt wurden.
Früher musste unsere Psyche diese schmerzlichen Gefühle wegdrücken, um überleben zu können. Wir waren zu klein. Wir hätten noch nicht mit ihnen umgehen können. Und sie wären uns wohl auch nicht gestattet worden.
Erst wenn wir später als Erwachsene (wir sind ge-wachsen) einen bewussten Zugang zu unseren verdrängten Gefühlen bekommen – sie nachfühlen dürfen – sind wir seelisch, geistig und körperlich dazu in der Lage, mit ihnen umgehen zu lernen. Darüber weiter zu wachsen und in unsere volle Kraft zu gelangen.
Ohne das bewusste Durchspüren deiner frühen Mangel-Gefühle, kannst du also nicht in dein Fülle-Leben gelangen. Das ist ein natürlicher Prozess. Vergleichbar mit einer Geburt, bei der die werdende Mutter erst die Wehen erfährt und danach glückselig ihre Schöpfung in den Armen hält.
Es bedarf Mut, eine Mutter zu werden. Und es bedarf ebenso Mut, ganz du selbst zu sein.
Nun durchlebst du also vielleicht gerade beherzt diese wehenvolle Selbst-Entdeckungs-Phase, in der du dich häufig klein fühlst. In der du dich ohnmächtig, hilflos und verzweifelt fühlst. Und in der du so manches Mal ängstlich glaubst:
Ich kann nicht mehr. Ich habe Angst zu sterben.“
Erinnere dich: Du warst ein abhängiges Kind. Ein abhängiger Säugling, in dem sich Todesängste ausbildeten, wenn er seine Bezugspersonen nicht unmittelbar um sich spürte. Du hattest wenig bis keine Möglichkeiten, dir selbst zu helfen. Du hattest noch keinen erwachsenen Ich-Anteil in dir, über den du dich hättest selbst stützen können.
Somit hat sich über die Jahre ein verletztes inneres Kind und bei manchen Menschen ein verletzter innerer Säugling ausgebildet. Anteile, die sich dir jetzt mit all ihrem alten Schmerz und dem Glauben, es alleine nicht schaffen zu können – gar sterben zu müssen – offenbaren. Sie wollen von dem erwachsenen Anteil in dir endlich gesehen und umsorgt werden. Sie möchten nachgenährt werden. Sie möchte wachsen und reifen dürfen.
Wann immer du heute also glaubst, dass du nicht mehr kannst, ist es das kleine, verletzte Kind in dir, das seinen erlernten Hilflosigkeits-Glaubenssatz von früher wiedergibt. Und es ist damit jedes Mal eine Chance für dich, diesem verletzten inneren Kind achtsam aufzuzeigen, dass sich ihm heute dein innerer Erwachsener liebevoll annimmt.
Mit Worten: „Ich fühle deinen Schmerz von früher. Und ich kann dir sagen, dass wir heute machtvoll sind und wir alles tragen können, weil ich für uns sorge. Weil ich uns liebe, halte und beschütze. Du bist nicht länger alleine – ich bin bei dir und nehme mich deiner an. Ich liebe dich. Ich nehme mich deinen Ängsten an. Sie dürfen da sein – du bist in Sicherheit. Was kann ich dir Gutes tun?“
Sowie mit Taten: Indem du dir zum Beispiel ein warmes Bad einlässt. Dich selbst umarmst, dabei vor einem Spiegel stehst und dir annehmend entgegenblickst. Indem du dich von Menschen fern hältst, die dir nicht gut tun. Indem du einen Spaziergang im Wald unternimmst oder dir dein Lieblings-Seelen-Essen zubereitest. Die Liste könnte hier ewig lang sein.
Hilfreich ist sicher auch, dich jedes Mal zu fragen, was du dir als Säugling oder als kleines Kind in der damaligen Situation von deinen Eltern gewünscht hättest. Ein Säugling hat andere Bedürfnisse als ein kleines Kind von drei Jahren. Befasse dich damit und schenke dir selbst Wärme, Zuspruch, Nahrung. Eben das, was dein innerer unsicherer Anteil gerade von dir einfordert, wenn er sagt: „Ich kann nicht mehr – bitte hilf mir.“
Wichtig ist, dass du tief begreifst, dass diese ohnmächtigen Gedanken und die daran hängenden Gefühle nicht länger der Wahrheit entsprechen – sondern dass sie sehr alt sind und dir heute als Signal dienen wollen, dass du dich gut um deine kleinen inneren Anteile kümmerst.
Dann wirst du nicht länger dem Sog der Ohnmacht und Hilflosigkeit erlegen sein.
Du wirst nicht länger immer und immer wieder hilflos zusammenbrechen, wenn es im außen für dich unbequem erscheint. Sondern du wirst den Sinn hinter diesem Gedanken erkennen und jedes „Ich kann nicht mehr“ als Motor für den verspäteten Erbau eines Selbstfürsorge-Lebens anerkennen.
„Ich muss jeden Tag aufs Neue kämpfen, um weiter leben zu können.“
Wenn du eine schwierige, traumatische Kindheit hattest und diese überlebt hast, ist dir das wohl auch deshalb gelungen, da sich ein Kämpfer-Anteil in dir stark ausgeprägt hat. Ein Überlebenswille, der dich angetrieben hat – immer und immer wieder. Sonst wärst du vielleicht nicht mehr hier.
Für diesen inneren Gladiator darfst du also sehr dankbar sein. Und er wird ewig ein Anteil von dir bleiben. Ein Anteil, der sich in Zukunft jedoch stark zurücknehmen darf und „nur“ noch dann seinen Einsatz findet, wenn du wirklich um dein Leben kämpfen musst.
Denn die Kampfphase von früher ist heute vorbei. Sie war damals sinnvoll, da du nicht wusstest, mit all dem umzugehen. Da du die Gefühle der Hilflosigkeit und Ohnmacht als Baby und Kleinkind vermutlich nicht überlebt hättest. Du musstest dich also antreiben. Du musstest verdrängen und du musstest stark sein.
Doch vertraue mir: Wenn du heute noch immer kämpfst, beraubst du dich selbst deiner kostbaren Lebensenergie. Du sorgst selbst dafür, dass du ein angestrengtes Leben erfährst, in dem du dich angstvoll von dir weg, statt vertrauensvoll auf dich zu bewegst.
Also nähre heute bewusst den Gedanken, dass du dich deinem Leben, so wie es jetzt ist, hingeben darfst. Denn Hingabe ist der Gegenpol zum Kämpfen. Und es braucht überall eine gesunde Balance, wenn du ein gesundes Leben führen willst.
Meiner Erfahrung nach deutet ein Kämpfen im Erwachsenenalter zum einen darauf hin, dass der Kampfmodus-Gedanke von damals noch nicht bewusst hinterfragt wurde. Dass Menschen ihn unbewusst denken und ihm somit unhinterfragt folgen.
Zum anderen gibt es meist noch eine früh erlernte Angst im System, die ein Kämpfen (Verdrängen) begünstigt. Es ist die Angst davor, den eigenen unangenehmen Gefühlen wie Angst, Ohnmacht oder Panik machtlos zu erliegen. Sie nicht aushalten zu können. Sie nicht offenbaren zu dürfen. Doch das ist die Angst des Säuglings und des Kindes in dir.
Was deine Seele jetzt benötigt sind neue Erfahrungen, auf denen sich neue Glaubenssätze begründen dürfen. Wenn du also zum Beispiel einmal erfährst, dass du vor lauter Angst und Panik ohnmächtig zusammenfallen darfst und danach wieder aufwachst und dein Leben völlig gesund weiter geht – nimmst du dir selbst den Schrecken vor deinen Emotionen, die heute einfach nur fließen wollen.
Und dazu benötigen sie deine Hingabe. Dein Ja. Was das Gegenteil von Kämpfen bedeutet.
Begreife:
Es ist eine alte Angst, zu glauben, dass du nie mehr aufstehst, wenn du dich jetzt deiner Trauer und Schwäche voll hingibst. Und es ist eine ebenso alte Angst, die dich glauben lässt, du könntest unangenehme Gefühle wie Scham oder Wut nicht überleben – dabei ist es heute so, dass du wesentlich erfüllter lebst, wenn du alle Gefühle in dir kennen und damit umgehen lernst.
Mach dir also immer wieder bewusst, woher dieser Gedanke stammt und dass er dir heute nicht mehr nützlich ist. Erlaube es dir ganz bewusst, die Erfahrung zu machen, Schamgefühle zu spüren. Ängste und Panikattacken durch deinen Körper fluten zu lassen. Erlaube es dir, dich tot traurig und leer zu fühlen. Dich kaum mehr zu spüren.
Erlaube es dir, starke Schmerzen durch dich hindurchfließen zu lassen.
Das darf heute so sein und es gibt keinen Grund mehr, deine Gefühle wie damals zu bekämpfen. Du kannst sie heute tragen. Du kannst sie durchfühlen und erst dann werden sie mehr und mehr abnehmen.
Schalte bewusst vom Kampf- in den Annahmemodus. Das ist es, was du heute als Erwachsener zum glücklichen und leichten (Über)leben benötigst.
So lange du tagtäglich kämpfst hast du noch nicht damit begonnen, deinen inneren Säugling und dein inneres Kleinkind als erwachsener Mensch an die Hand zu nehmen und ihnen liebevoll ins Ohr zu flüstern: „Damals musstet ihr dafür kämpfen, dass es mich jetzt geben darf – Heute gebe ich mich euch vertrauensvoll hin. Alles darf jetzt da sein.“
With Love
Diana
P.S.: Wenn ich dich als Diplom Pädagogin sowie als Mensch, der selbsterfahren im Verarbeiten von frühen traumatischen Erlebnissen ist, ein Stück auf deinem persönlichen Entwicklungsweg begleiten darf, freue mich sehr darüber. Hier findest du den Ablauf eines Coachings mit mir sowie meine Bücher, die dir sicher eine Stütze sind.
Über die Autorin:
Bei meinem Wirken als Coach vereine ich: mein Wissen aus meinem Studium der Diplom Pädagogik und Kommunikationspsychologie. Meine Erfahrungen im erfolgreichen Nachverarbeiten von eigenen frühen und späten traumatischen Erlebnissen. Meine Begabung als hochsensible Persönlichkeit, mit der ich Menschen intuitiv spüren kann. Ich helfe dir auf diese verbundene Weise einfühlsam, authentisch und annehmend, deine Blockaden Stück um Stück aufzulösen. Was dich dein Leben glücklicher, gesünder und gelassener erfahren lässt: www.glueckskind-services.de
Wirklich gute Ratschläge! Ich danke dir ♥
Gabi 🙂
Ein schöner Beitrag darüber, wie sich Probleme aus der Kindheit im Erwachsenenleben zeigen. Und doch sind es aus meiner Erfahrung in den seltensten Fällen Traumata, die zu einer Angststörung führen, sondern eine Verkettung mehrerer Faktoren. Erlebnisse aus der Kindheit sind allerdings einer dieser möglichen Faktoren. Vielen Dank für diesen Beitrag.
LG.
Sebastian